Die Gans ist in diesem Jahr ganz wichtig. Auch unter Schwerter Koch-Profis rangiert das klassische Federvieh, knusprig auf der Haut gebraten, auf Platz 1 ihrer Weihnachtsmenüs. Und tatsächlich würden sich fast alle Befragten nicht daheim klaglos bekochen lassen, sondern greifen selbst zu Messer, Kelle und Rührlöffel. Nur einer nicht, um des lieben Küchenfriedens willen.
Eigentlich sollte es nur ein Jahr sein, das Hakan Solmaz als Chef in der Küche des evangelischen Tagungszentrums Haus Villigst kocht. „Dann wollte ich mich mit einem Lokal selbstständig machen“, sagt Hakan Solmaz und schmunzelt. „Mein Lokal habe ich, aber es ist immer noch das Restaurant in Villigst.“ Seit 2005 kocht der Muslim Solmaz für Gäste und Mitarbeitende der evangelischen Landeskirche von Westfalen in der ehemaligen Remise des Rittergutes an der Ruhr.
Zu Hause muss spontaner gekocht werden
Zu Hause bei Frau und zwei Töchtern würde er gern genauso planvoll kochen wie in Villigst. Das funktioniert in der heimischen Küche aber nicht. „Wir teilen uns die Arbeit, meine Kinder haben auch ihre Aufgaben, meine Frau ist Vegetarierin, ich nicht.“ Zu Hause müsse es noch schneller gehen als im Job, noch spontaner. „Und dann gibt es bei uns auch mal Fischstäbchen, aber nur die allerbeste Qualität.“
„Essen ist Wertschätzung“ würde sich der Wittener als Leitsatz ins Kissen sticken, und so arbeitet Hakan Solmaz auch. In seiner Küche gibt es nur frische Zutaten, so gut wie keine Dosen, Päckchen oder Tüten. Rund 150 Essen „haut“ seine Kochbrigade täglich raus.
Weihnachten wird auch im Hause Solmaz gefeiert. Schon wegen der Kinder, die bekommen auch Geschenke. Hakan Solmaz selbst besucht im Haus Villigst auch die Andachten und nimmt laut eigener Aussage davon eine Menge mit für seine eigene Spiritualität.
„Wir lieben die Gemütlichkeit an Weihnachten.“ Es wird Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen geben. Letztere halb und halb aus gekochten und rohen Kartoffeln, immer ein Crouton in die Mitte stecken und mit der Handfläche rollen. „Das ist weniger Arbeit, als man denkt. In der Küche raufen wir uns schon zusammen.“
Kartoffelsalat nach Omas Rezept
Thomas Saalberg ist seit vielen Jahren Chef in der Küche des Marienkrankenhauses. Rund 450 Essen muss sein Team jeden Tag für beide Krankenhausstandorte zubereiten. „Ich kann mich ganz gut zu Hause an den gedeckten Tisch setzen“, sagt Thomas Saalberg. Da wird wie beim Kollegen Solmaz am ersten Weihnachtstag Gans mit Rotkohl draufstehen. Samt Halb-und-Halb-Klößen und Apfelrotkohl.
Klassischer wird es im Hause Saalberg an Heiligabend, da beschränkt man sich auf Würstchen und Kartoffelsalat. „Nicht aus dem Eimer, den mache ich nach Omas Rezept!“ Für den zweiten Weihnachtstag ist Schweinefilet mit Brokkoli und Kartoffelgratin geplant – „alles nicht so aufwändig“. Gattin Christina kocht „megalecker“, in der Saalberg-Küche ist aber auch immer nur Platz für einen. Thomas Saalberg isst, was auf den Tisch kommt. Nur dass die Köchin beim Kochen immer alle Zutaten herumstehen lasse, der Chef würde immer alles sofort wieder wegstellen. Aber nur im Krankenhaus wird kritisiert, zu Hause nie.

Tipps für Ratlose vom Krankenhaus-Koch
Für die ganz Ratlosen, wenn’s plötzlich klingelt, rät Thomas Saalberg zum beherzten Griff in den Kühlschrank. „Wo regelmäßig gekocht wird, da steht immer etwas rum, aus dem man auf die Schnelle etwas zaubern kann.“ Man müsse die eigene Erwartungshaltung herunterschrauben, dann gehe das schon.
Im Krankenhaus gibt es an Heiligabend im Übrigen Hirschgulasch in Sauerkirschsoße, einen Tag später Entenkeule mit Rotkohl und am zweiten Feiertag Kalbsbraten mit Dijonsenfsauce.
Mama lädt zu Rouladen ein
In der Rohrmeisterei kocht Axel Pferdekämper seit 14 Jahren – und zu Hause bei Frau und Tochter auch fast ausschließlich. „Dafür habe ich das lange genug gelernt.“ In diesem Jahr muss Pferdekämper aber an Weihnachten nicht ran, die Mama hat zu Rouladen eingeladen. „Und die fragt mich dann auch schon mal nach einem besonderen Kniff oder Tipp.“
An einen gedeckten Tisch wird sich Andrea Fiedler an Weihnachten auch setzen, aber in der Küche wird sie trotzdem stehen: „Bei uns ist es Tradition, dass sich jede und jeder beim Essen beteiligen muss.“ Andrea Fiedler betreibt die Mensen im Ruhrtal-Gymnasium, in der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule und in der Gesamtschule Gänsewinkel. „Da muss es auch Hand in Hand gehen, da kann nirgends einer alleine alles schaffen.“
Zu Fiedlers kommen regelmäßig um die 15 Tischgäste am Heiligen Abend. Wie gesagt, jeder Gast hat seine Aufgabe. Für Andrea Fiedler bleibt die Gänsebrust, andere besorgen den Rotkohl oder kümmern sich um Klöße und Kartoffeln oder das Dessert. Es wird vermutlich auch Bratwurst geben und große Antipasti-Platten zum Naschen. „Das passt immer alles zusammen, niemand ist überfordert, wir haben alle eine Menge Spaß.“ So soll es sein.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 20. Dezember 2023.
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