Lernen statt Essen am Gutshof Wellenbad Schule zieht in Schwerter Traditionsrestaurant

Pädagogik im Gutshof Wellenbad: Montessori-Schule kommt nach Schwerte
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Nachdem Anfang August bekannt worden war, dass der Hotel- und Restaurantbetrieb Gutshof Wellenbad in Geisecke seine Pforten schließen muss, hatte es um die Nachnutzung des Gebäudes Spekulationen gegeben. Jetzt ist klar: Eine Montessori-Schule wird dort Einzug halten. Das erfuhren die Mitglieder des Schulausschusses am Mittwochabend (6.9.).

„Die Schule soll einzügig werden“, erklärte Schuldezernent Tim Frommeyer. Er freue sich über eine diverse Schullandschaft in Schwerte. Gegenüber einer Montessori-Schule sei man neutral eingestellt - „es handelt sich hier um eine rein privatrechtliche Entscheidung“, so Frommeyer.

Der Dezernent glaubt nicht, dass die Schule negativen Einfluss auf den Schulentwicklungsplan haben wird. Im Vorfeld des Schulausschusses hatte nämlich die FDP bei der Verwaltung nachgebohrt und Aufklärung darüber gefordert, welche Schulform das Gebäude demnächst nutzen wird – und ob Einflüsse auf die bestehende Schullandschaft zu erwarten seien. Dass es um eine schulische Nutzung gehen würde, hatte Gastwirt Lars Weinhold bereits angekündigt.

Umzug zum „Campus Wellenbad“

In der Ausschuss-Sitzung waren an diesem Tag auch Sibylle Hecker und Alexander Flieger vom Montessori Campus Westfalia (MCW) anwesend. Beide gehören der HagenSchule gAG als Schulträger an; Flieger ist Vorstand und Verwaltungsleiter, Hecker Aufsichtsrätin. Seit 2012 ist der Schulträger mit Grund- und weiterführenden Schulen durch das Land NRW genehmigt. Derzeit besuchen rund 120 Kinder von der ersten bis zur derzeit zwölften Klasse die Schule.

Jetzt plant der MCW den Umzug seiner Gesamtschule aus Hagen mit zunächst rund 50 Kindern und Jugendlichen der höheren Jahrgänge an den neuen „Campus Wellenbad“ in Geisecke. „Wir haben lange nach einem naturnahen und großzügigen Gelände gesucht, an dem unsere Jugendlichen den Studien- und Arbeitsplan nach Montessori für ihre Persönlichkeitsentwicklung umsetzen können“, sagte Schulvorstand Alexander Flieger am Mittwoch vor der Sitzung des Ausschusses.

Flieger und Hecker erklärten vor dem Schulausschuss in einer längeren Präsentation ausführlich das geplante Konzept. Kinder und Jugendliche lernen an der Montessori-Schule nach der Pädagogik der italienischen Ärztin und Pädagogin Dr. Maria Montessori. Das Grundprinzip liegt im eigenständigen, individuellen Lernen aus der eigenen Motivation des Kindes heraus.

„Montessori hat bereits vor 100 Jahren ein Konzept entwickelt, das bei Jugendlichen durch das Leben in der Gemeinschaft und praktische Tätigkeiten in vertieftes Verständnis für theoretische Zusammenhänge und eine positive Persönlichkeitsentwicklung fördert.“

Die Schule soll nach den Herbstferien an den Start gehen. Geplant sind Jahrgänge ab der 5. Klasse - die Grundschule bleibt weiterhin in Hagen bestehen. Als Konkurrenz zu den in Schwerte bereits bestehenden Gesamtschulen sieht sich die Montessori-Schule nicht. Nur etwa 15 Kinder aus Schwerte besuchen die Schule - ein Drittel der Schülerinnen und Schüler komme aus Hagen, andere aus Herdecke, Schwelm, Iserlohn, Witten, Wetter und Dortmund.

Sibylle Hecker und Alexander Flieger stellten das Konzept der Montessori-Schule vor dem Schulausschuss vor.
Sibylle Hecker und Alexander Flieger stellten das Konzept der Montessori-Schule vor dem Schulausschuss vor. © Martina Niehaus

Alle Ausschuss-Mitglieder hießen Flieger und Hecker willkommen – und freuten sich über die „Bereicherung“ in der Schullandschaft. Natürlich gab es auch Nachfragen. Eva Graß-Marx von der Gesamtschule Gänsewinkel merkte an, dass Schwerte mit vier weiterführenden Schulen eine herausfordernde Schullandschaft gerade bezüglich der Anmeldezahlen habe. Die Montessori-Vertreter erklärten, dass rund 98 Prozent der Kinder die Schule bereits seit dem ersten Schuljahr besuchten. Ein späterer Wechsel sei sehr selten und nicht zielführend.

Das beantwortete auch die Frage von Renate Goeke (FDP), die im Vorfeld nach Einflüssen auf die Schwerter Schullandschaft gefragt hatte. Vertreter von Grünen und der CDU fragten außerdem nach den Busverbindungen, da der Gutshof Wellenbad ziemlich „weit draußen“ liege. Hier ist die Schule bereits im Gespräch mit verschiedenen Busunternehmen. Tim Frommeyer: „Wir versuchen, das Thema Haltestellen zu unterstützen, und begleiten das wohlwollend.“