Carsten Messner muss das Zehnfache an Grundsteuer zahlen Unternehmer in „Schockstarre“

„Schockstarre“: Unternehmer muss das Zehnfache an Grundsteuer zahlen
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Noch immer ein wenig verdutzt blickt Carsten Messner auf den aktuellen Grundsteuerbescheid für sein Firmengelände. Messner ist Gründer und Geschäftsführer des gleichnamigen Betriebs für Garten- und Landschaftsbau in Schwerte-Ergste (Am Winkelstück). Auf seinem Schreibtisch, nur ein paar Zentimeter weiter, liegt der Bescheid aus dem Vorjahr.

„Als ich den neuen Grundsteuerbetrag gesehen habe, wurde mir erstmal schwindelig“, erklärt er und schmunzelt. Denn: Eine regelrechte „Grundsteuer-Explosion“ war Carsten Messner dabei vor einigen Tagen entgegengesprungen. Statt wie zuvor rund 554 Euro im Jahr muss er nun ganze 6.548 Euro an Grundsteuer aufbringen. Mehr als das Zehnfache also.

„Nicht jammern“

„Dass wir mehr bezahlen müssen, damit habe ich gerechnet“, betont der Schwerter. Überall müsse man mehr bezahlen. „Aber diesen Betrag konnte ich so nicht erwarten.“ Die letzten 20 Jahre seien für seinen Betrieb „sehr positiv gelaufen“, berichtet er, weswegen er laut eigenen Worten „nicht jammern“ möchte.

Aber: „Diese Teuerungsrate finde ich schon merkwürdig. Für so ein kleines Grundstück so einen Betrag. Das hindert einen unter Umständen an einer Expansion.“

Bis dato durchaus als unternehmerische Erfolgsgeschichte zu bezeichnen, hatte Messner 2002 die Firma Messner Gärten GmbH in Schwerte gegründet. 2007 erwarb der Schwerter das 1.250 Quadratmeter große Grundstück „Am Winkelstück“, direkt an den Bahngleisen.

„Vorgefunden hat man hier damals nur eine Industriebrache mit einer Verladerampe. Hier wurden damals Güter abgeladen. Das Grundstück kannte ich noch aus meiner Kindheit. Es wurde nie benutzt, war stark bewachsen“, erinnert sich Carsten Messner. 2009 entstand dann zuerst eine Halle, ehe ein modernes Bürogebäude folgte. Heute beschäftigt Messner Gärten 15 Mitarbeitende.

Nicht-Wohngrundstück

Bei dem Firmengelände handelt es sich um ein Nicht-Wohngrundstück. Das ist relevant, um zu wissen, welcher Hebesatz herangezogen wird. Denn nachdem der Rat der Stadt Schwerte im letzten Jahr mehrheitlich für differenzierte Hebesätze für Wohngrundstücke und Nicht-Wohngrundstücke votierte, wird im Falle von Messners Grundstück seit diesem Jahr ein Hebesatz von 1.750 Prozent angesetzt.

Zuvor lag der Hebesatz einheitlich bei 880 Prozent. „Klar, der Hebesatz ist auch gestiegen, aber ganz extrem ist vor allem der Messbetrag durch das Finanzamt angehoben worden“, erklärt Carsten Messner und zeigt auf seinen Grundsteuerbescheid.

Statt zuvor 62,98 Euro liegt der Messbetrag nun bei 374,20 Euro. Um ein vielfaches höher wurde das Grundstück also durch das Finanzamt eingestuft. Der Grundsteuermessbetrag des Finanzamtes, der mit dem Hebesatz der Stadt multipliziert wird, ergibt den letztlich zu entrichtenden Grundsteuerbetrag – jüngst im Grundsteuerbescheid durch die Stadt übermittelt.

Carsten Messner steht vor seiner Firma "Messner Gärten" in Schwerte.
Carsten Messner hat das Firmengelände „Am Winkelstück“ zunächst 2009 mit einer Halle bebaut. Später folgte das Bürogebäude (nicht im Bild). © Johannes Staab

Neue Bewertung für Grundbesitz

Zur Erinnerung: NRW hatte im Zuge der Grundsteuerreform wie die meisten anderen Länder auf die Bundesregelung, das sogenannte „Scholz-Modell“, gesetzt und auf eine eigene Landeslösung verzichtet.

Die Reform geht auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 2018 zurück, wonach die bisherige Bemessungsgrundlage in Deutschland verfassungswidrig ist. Bis zuletzt kalkulierten die Finanzämter den Wert einer Immobilie auf Grundlage stark veralteter Daten aus den 1960er-Jahren.

Bundesweit muss daher der gesamte Grundbesitz durch die Finanzämter neu bewertet und die Steuer neu festgesetzt werden. So wie bei Carsten Messner und vielen anderen. Ein Anwohner aus Ergste hatte beispielsweise zuletzt für sein Wohngrundstück eine fünffache Erhöhung der Grundsteuer beklagt.

Mit Steuerberater sprechen

„Immer noch in Schockstarre“ ob des massiv höheren Grundsteuerbetrags befindet sich Carsten Messner laut eigenen Worten aktuell. Er habe bereits mit seinem Steuerberater gesprochen, der sich aktuell damit beschäftige.

Genau das ist es auch, was Stadtkämmerer Niklas Luhmann auf Nachfrage empfiehlt: In solch einem Fall, sofern der Messbetrag exorbitant gestiegen sei, sollte man am besten mit dem Steuerberater sprechen und abklären, „ob es Sinn macht, beim Finanzamt nachzufragen“. Ein offizieller Einspruch gegen Grundsteuermessbescheid des Finanzamts war eigentlich nur vier Wochen nach Zustellung möglich.

Maßgeblich für den Grundsteuerwert nach dem Bundesmodell – und damit auch in NRW – sind unter anderem Grundstücksfläche, Bodenrichtwert, Alter sowie Zustand der Gebäude. Der neue Grundsteuerwert wurde von den Finanzämtern mithilfe der Feststellungserklärungen der Eigentümer ermittelt.

„Ohne den Grundstückspreis steckt hier ein Investment von 500.000 Euro drin“, erklärt Carsten Messner. „Habe ich durch diese Investitionen nun mein eigenes Grab geschaufelt?“, ergänzt er fragend mit Blick auf die deutlich gestiegene Bewertung.

Auf eine konkrete Antwort muss er wohl noch warten. Fakt ist, dass er zunächst die neu berechnete Grundsteuer so zahlen muss. Übrigens: Genau wie ein benachbarter Unternehmer, der für ein 950 Quadratmeter großes Grundstück gar 6.600 Euro Grundsteuer zahlen muss, wie Messner berichtet.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 18. Februar 2025.