Ulrike und Ulrich Erdner verlieren bei Feuer fast alles „Es war die Hölle auf Erden“

„Die Hölle“: Ulrike und Ulrich Erdner verlieren bei Feuer fast alles
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Ulrike und Ulrich Erdner wollten doch einfach nur ihre wohlverdiente Rente genießen. In ihrer Eigentumswohnung in der Nettelbeckstraße in Schwerte hatte es sich das Ehepaar schön gemacht - mit alten, rustikalen Möbeln, aber auch mit einer neuen Küche, die sich die beiden Rentner erst letztes Jahr gegönnt hatten.

Inzwischen ist von all dem fast nichts mehr übrig. Ein Wohnungsbrand Anfang Januar zerstörte nahezu alles. Das Traurige: auch zahlreiche Erinnerungsstücke und emotionale Gegenstände fielen dem verheerenden Feuer zum Opfer. „Es war die Hölle auf Erden. Das wünscht man keinem“, berichtet Ulrich Erdner. Er muss mehrfach schlucken, während er über die Ereignisse an diesem kalten Januarabend spricht. Einmal kommen ihm dabei auch Tränen. In seinem Arm hält er dabei Ehefrau Ulrike. Beide stützen sich in dieser schweren Zeit. Aktuell leben sie bei einem ihrer Söhne und suchen noch nach einer Zwischenlösung, eine möblierte Wohnung am besten, bis sie wieder in ihre Wohnung zurückkönnen.

Rückblick: Es ist kurz vor Mitternacht am 7. Januar, als das Leben der beiden Schwerter eine schlagartige Wendung nimmt. Die Erdners sitzen im Schlafanzug entspannt auf der Couch in ihrer Wohnung in der Nettelbeckstraße und lassen den Abend ausklingen. „Plötzlich spitzte unsere Katze Luna ihre Ohren und wurde unruhig. Sie lief dann aufgeregt in den Flur“, erinnert sich Ulrich Erdner, der daraufhin gemeinsam mit seiner Frau der Katze in den Hausflur folgte. Luna, die seit 13 Jahren mit zur Familie gehört, rettet den Erdners dadurch das Leben, ist sich das Paar sicher.

„Richtige Stichflammen“

„Als wir im Flur waren, kamen schon Funken aus dem Stromkasten wie Wunderkerzen, es waren richtige Stichflammen“, berichtet der ehemalige Sozialarbeiter immer noch sichtlich geschockt. Sofort schießen bei Ulrich Erdner wieder die Bilder des Feuers in den Kopf, erklärt er. In den vergangenen Tagen sei er außerdem immer wieder von Albträumen geweckt worden. Die Tränen kann er während seiner Erzählungen nur schwerlich zurückhalten. Auch seine Frau ist noch sichtlich mitgenommen.

Das Wohnzimmer der Erdners nach dem Brand in der Nettelbeckstraße in Schwerte.
Auch das Wohnzimmer wurde durch das Feuer verwüstet. © Privat

Doch im entscheidenden Moment reagierten beide geistesgegenwärtig: „Wir haben einfach nur unsere Katze geschnappt, die Sicherung im Flur herausgenommen und sind hinausgerannt. Wir haben nur ‚Feuer, Feuer‘ geschrien und unsere Nachbarn rausgeklingelt.“ Innerhalb von zwei Minuten habe die gesamte Wohnung im 2. Obergeschoss gebrannt. Auch der Sohn der Erdners, der direkt nebenan wohnt, konnte sich mit Frau, Kindern und Hund halbwegs unversehrt aus dem Haus retten. Leichte Rauchvergiftungen waren zum Glück die einzige gesundheitliche Folge, die im Krankenhaus behandelt werden konnte. Die Feuerwehr löschte in der Zwischenzeit den Brand.

„Dann wären wir jetzt nicht hier“

„Unsere Katze Luna hat definitiv Schlimmeres verhindert. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann wären wir jetzt wahrscheinlich nicht hier. Sie ist eine Heldin“, bemerkt Ulrich Erdner. Ein Lächeln huscht ihm über das Gesicht. Seine Frau kann ihm dabei nur beipflichten. „Sie hat uns gerettet.“ Beide erinnern sich noch an die Momente danach. „Nasskalt“ hätten sie im Krankenwagen gesessen, nur im Schlafanzug gekleidet, knapp den tödlichen Flammen entkommen.

Die Küche nach dem Brand: Ein Bild von Ruß und Zerstörung.
Die neue Küche des Ehepaars ist nach dem Brand nicht mehr benutzbar. © Privat

Die Bleibe der Erdners konnte dem Feuer allerdings nicht entkommen. Zu großen Teilen von dem Brand verwüstet, wurde die Wohnung als unbewohnbar eingestuft. Die Bilder, die uns das Ehepaar zeigt, veranschaulichen das. Das Wohnzimmer: nahezu vollständig zerstört. Der Flur: kaum wiederzuerkennen. Die neue Küche: nicht mehr zu gebrauchen. „Das war wie im Horrorfilm.“ Nur das Badezimmer überlebte den Brand halbwegs unversehrt. Ulrich Erdner senkt den Kopf. Immerhin: Die alten Eichenschränke im Wohnzimmer retteten einige Dokumente, wie zum Beispiel Versicherungsunterlagen.

Bilder von Urgroßeltern verbrannt

Dabei sind die materiellen Dinge, wie Küche, Computer oder Couch nicht einmal das größte Problem für das Ehepaar. „Das kann man alles ersetzen. Zum Glück haben wir eine Versicherung“, sagt Erdner. Die Ursache des Brandes werde unterdessen noch untersucht. „Aber es war wahrscheinlich ein technischer Defekt“, glaubt der Schwerter.

Doch als er an die vielen emotionalen Werte denkt, kann er seine Tränen endgültig nicht mehr zurückhalten. „Die alten Bilder kann man nicht ersetzen, wir konnten viele nicht mehr retten. Viele Bilder von unseren Söhnen im Babyalter, es ist alles hinüber“, berichtet er mit erstickter Stimme. Dann muss Ulrich Erdner kurz pausieren. Unter Tränen ergänzt er: „Die Bilder von meinen Urgroßeltern aus Schlesien und ein altes Barometer, alles ist kaputt“.

Videoaufnahme des Brandes

„Haben quasi nichts mehr“

Insgesamt schätzt er den Schaden des Wohnungsinventars auf ungefähr 50.000 Euro. Der emotionale Verlust kann allerdings durch Geld nicht ersetzt werden. „Wir haben quasi nichts mehr. Wir mussten uns erstmal Klamotten kaufen“, berichten beide und zeigen auf ihre neuen Kleidungsstücke. Nur einige wenige Dinge konnten sie noch aus der Wohnung retten - diese waren allerdings entweder voller Ruß oder rochen nach beißendem Rauch.

Katze Luna vor dem Weihnachtsbaum der Erdners: Das Tier ist eine Heldin.
Katze Luna rettete Ulrike und Ulrich Erdner wohl das Leben. © Privat

Doch bei aller Traurigkeit blicken die Erdners trotzdem nach vorne. Das Ziel sei es, wenn die Brand-Wohnung vollständig renoviert wurde, wieder in die Nettelbeckstraße zu ziehen. Dorthin, wo das Feuer nahezu alles zerstört hat. Aber auch dorthin, wo sie ihre gemeinsame Rente verbringen möchten.

Bei ihrem Sohn wollen sie nicht über Monate bleiben. „Wir suchen aktuell nach einer im besten Fall möblierten Wohnung“, erklärt Ulrich Erdner, der ergänzt: „Wir wollen auch nichts geschenkt haben, wir wollen nur ein Dach über dem Kopf“. Egal wo, Katze Luna weicht auch künftig wohl nicht von ihrer Seite.

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