Rätsel um „Sportskanonen“ in Schwerte Läuft man auf dem neuen Sportplatz schneller?

Rätsel um „Sportskanonen“: Läuft man auf dem neuen Sportplatz schneller?
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Pfeilschnell sind sie geworden, die Schülerinnen und Schüler des Sport-Leistungskurses des Friedrich-Bährens-Gymnasiums (FBG) in Schwerte. Auf der Laufbahn des neuen Sportplatzes, der im August 2023 offiziell eröffnet wurde, überraschten sie ihre Lehrkräfte mit immer neuen Bestzeiten. Die Pädagogen fragten sich, woran das liegen könnte.

War es der Tartanbelag, der anstelle der roten Asche möglicherweise die Absprungkraft der Laufschuhe erhöhte? Hatten die Schüler Tricks erlernt, um den Luftwiderstand zu verringern? Oder hatte der LK etwa heimlich trainiert? Was auch immer passiert war – beim 1.000-Meter-Lauf schauten die Lehrkräfte immer wieder verdutzt auf ihre Stoppuhren. Und entschlossen sich, ihre Wunderkurse für Olympia anzumelden.

Die neue Laufbahn am FBG in Schwerte ist aus rotem Tartan.
Die neue Laufbahn ist schick - und die sportlichen Schülerinnen und Schüler kommen auf ihr offenbar viel schneller voran, als alle glaubten. © Martina Niehaus (A)

Traum von Olympia ausgeträumt

Doch der Traum von Ehrenurkunden, guten Sport-Noten und Olympia ist ausgeträumt. Denn eines Tages entschied man sich, einfach mal nachzumessen. „Unsere Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft Sport haben sich ein Strecken-Messgerät beim Baubetriebshof ausgeliehen, und gingen die Bahn damit ab“, erklärt Schulleiter Heiko Klanke. Das Ergebnis: Eine Runde, auf der Innenbahn gelaufen, ergibt nicht 250 Meter. Sondern nur 225 Meter.

Die Laufbahn der zwei Millionen Euro teuren Anlage, die genau zwischen dem Friedrich-Bährens-Gymnasium und der Albert-Schweitzer-Grundschule (ASS) liegt, ist nach Angaben der Stadt allerdings im Rundlauf offiziell 250 Meter lang – wie konnte es zu dem Unterschied und den offenbar fehlenden Metern kommen? „Die Vorgabe war ganz klar eine 250-Meter-Bahn“, sagt Heiko Klanke. „Jedem Sportler ist klar, dass damit nur das Innenmaß gemeint sein kann.“

Schulleiter Heiko Klanke steht vor dem FBG in Schwerte.
Heiko Klanke vom FBG wunderte sich über die athletischen Fähigkeiten seines Sport-LKs. © Martina Niehaus (A)

Nachdem feststand, dass die neue Bahn nicht ganz dem sportlichen Standard entspricht, habe sich die Schule bei der Stadt gemeldet. „Wir haben das Dezernat von [Baudezernent] Herrn Vöcks auf den Fehler hingewiesen.“ Dort sei man dann auf die Lösung gekommen, mit bunten Markierungen auf den einzelnen Bahnen die Maße zu kennzeichnen. „Das ist aber natürlich bei mehreren Runden, also einem 1.000-Meter-Lauf, immer kompliziert zu messen“, erklärt der Schulleiter.

Jemand steht auf dem Sportplatz am FBG in Schwerte.
Der neue Sportplatz treibt die Schülerinnen und Schüler des FBG zu wahren Höchstleistungen an. © Martina Niehaus

Damals als Sportabiturient...

Wie konnte das passieren? Ein wenig Licht ins Dunkel bringt die Aussage eines weiteren Schwerter „Olympioniken“: Es ist kein Geringerer als Dirk Schnitzler, Leiter der Albert-Schweitzer-Grundschule. Bereits in der Vergangenheit hat man offenbar auf dem Vorgänger-Sportplatz in „Siebenmeilenstiefeln“ trainiert.

„Es war herrlich auf dem alten Sportplatz“, schwärmt Schnitzler. „Ich bin als Sportabiturient Zeiten gelaufen, die stets rekordverdächtig waren.“ Natürlich sei die falsche Streckenlänge damals allen bekannt gewesen. „Wir mussten dann eine geschätzte Viertelrunde eher starten.“ Diese „Mehrstrecke“ sei natürlich nicht wirklich standardisiert gewesen.

Schulleiter Dirk Schnitzler steht vor der ASS in Schwerte.
Dirk Schnitzler lief als Abiturient „rekordverdächtige“ Zeiten auf einer zu kurzen Bahn. © Martina Niehaus (A)

Der Sportplatz habe damals auch als Fußballplatz nicht den Regularien entsprochen. Er war schlichtweg zu klein. „Der Verein DJK Schwerte durfte beziehungsweise sollte nicht mehr am offiziellen Meisterschaftsbetrieb teilnehmen“, erklärt Dirk Schnitzler. „Auf diesem Platz habe ich auch meine praktische Sportprüfung, ein Fußballspiel, im Rahmen des Abiturs abgelegt. Läuft!“

Der Platz zwischen den Bahnen ist inzwischen einem multifunktionalen Spielfeld gewichen, auf dem verschiedene Sportarten ausgeübt werden können. Wir haben bei der Stadt angefragt, ob die „falsche“ Länge der Bahn bei der Planung bekannt war – und ob es aus bautechnischen Gründen keine andere Möglichkeit gab, die Bahn so und nicht eventuell doch einige Meter länger zu planen. Sobald uns die Antworten dazu vorliegen, berichten wir weiter.

Dirk Schnitzler jedenfalls nimmt das Ganze eher gelassen. Er sagt: „Es gibt Dinge, die wiederholen sich...“