Eine „wohlwollende Prüfung“ der Beschlussvorlage zum „Verkehrsversuch Fahrradstraße“ hat der Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen, Sicherheit und Ordnung (AWFSO) versprochen: Man werde die Verwaltung bitten, die Einrichtung einer Fahrradstraße zu prüfen. „Wir zollen den Schülerinnen und Schülern, die sich dafür eingesetzt haben, Respekt - und wir haben verstanden, dass das gewünscht ist“, so Beigeordneter Niklas Luhmann am Montagabend (17.6.) im Ratssaal.
Kurz vor Beginn der Sitzung hatten sich vor dem Rathaus zahlreiche Menschen auf Zweirädern eingefunden, die lautstark ihre Klingeln betätigten, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Auch auf der Empore waren viele Personen; das Interesse an einem Verkehrsversuch mit einer Fahrradstraße ist groß. Und der Weg dazu ist lang - das mussten alle Beteiligten ebenfalls feststellen.
Der Antrag, den die Schulgemeinden des Friedrich-Bährens-Gymnasiums und des Ruhrtalgymnasiums gemeinsam gestellt hatten, hat nämlich inzwischen die dritte „Runde“ durchlaufen: Zuerst hatte er den Ausschuss für Bürgeranregungen passiert und war dann im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität diskutiert worden. Der Mobilitätsausschuss empfahl dem AWFSO daraufhin offiziell, die Maßnahmenvorschläge umzusetzen. Der endgültige Antrag muss jedoch noch vom Ordnungsamt, angeordnet werden.
So manchem der Beteiligten ging die wohlwollende Prüfung nicht weit genug: Eine Stellungnahme der Verwaltung, eine feste Zusage über eine zügige Umsetzung oder gar ein Zeitplan liegen eben noch nicht vor.
Enge Straßenzüge
Das sehen die Befürworter anders. Lehrer Torsten Warscheid erklärte: „Diese 2.500 Fahrzeuge sind keine rechtlich bindende Zahl. Es gibt für Fahrradstraßen keine quantitative Begrenzung.“ Warscheid betonte, dass man nicht gegen andere Verkehrsteilnehmer arbeiten wolle, sondern mit ihnen. Bereits jetzt sei es in den schmalen Straßenzügen nicht möglich, Räder mit ausreichendem Sicherheitsabstand zu überholen.

Auch Christa van Meegen sprach sich als Sachkundige Bürgerin und pensionierte Polizeibeamtin noch einmal deutlich für einen Verkehrsversuch Fahrradstraße aus. Ihr sei keine Vorschrift bekannt, die eine Verkehrszählung zur Voraussetzung mache. Zumal eine Zählung einen „satten fünfstelligen Betrag“ kosten würde.
„Rein rechtlich gilt in einer Fahrradstraße Tempo 30 sowie ein Mindestabstand von 1,5 Metern beim Überholen“, so van Meegen. Beides gelte jetzt schon. Doch beides werde selten beachtet - weshalb neu hinzukäme, dass Radler nebeneinander fahren dürfen. „Pkws und Busse müssten deutlich mehr Rücksicht nehmen.“
Was eine Zählung betreffe, lieferte die Sachkundige Bürgerin die Zahlen der Radelnden, die diese Straßen regelmäßig nutzen: Das FBG hatte mit 322 Teilnehmern am Stadtradeln teilgenommen, das RTG mit 201.
Zählung zwingend?
Auch in den Fraktionen herrschte Einstimmigkeit. So fragte Bianca Dausend (CDU): „Muss denn zwingend eine Zählung erfolgen?“ Angelika Schröder (SPD) sagte, die Fraktion stehe grundsätzlich hinter dem Antrag. „Man braucht das eigentlich gar nicht mehr zu diskutieren.“ Dem Beschlussvorschlag werde man gern zustimmen.
Beigeordneter Niklas Luhmann sagte schließlich der wohlwollenden Prüfung zu. Im nächsten Ausschuss im September werde man Bericht erstatten. Bruno Heinz-Fischer (Grüne) sagte: „Ich hätte mir schon eine grobe Einschätzung gewünscht, ob es geht oder nicht. Das hätte ich gern heute geklärt.“
Im Anschluss an die Sitzung erklärte Lehrer Torsten Warscheid, dass er mit dem Tenor schon zufrieden sei. Dass nach inzwischen drei Ausschüssen keine konkreten Aussagen gemacht würden, sei allerdings herausfordernd. „Unsere große Hoffnung ist, dass spätestens im September geliefert wird.“