Stählerne Arme, die eine Art Kamerakopf über den Bierbach in Ergste recken. Ähnliche „technische Installationen“ entdeckte Georg Winkler auch am Wannebach und am Regenrückhaltebecken Thüner Wiese Ost. Was war das plötzlich? Und wer hat die Gerätschaften aufgestellt? Dem RN-Leser fiel nur eine Erklärung ein: „Es ist anzunehmen, dass es sich um kommunale Messeinrichtungen der Wasserstände handelt, zur Vermeidung von Schäden durch zunehmend auftretende Starkregenereignisse.“ Vor nicht einmal zwei Jahren hatten solche Fluten das Elsebad komplett verwüstet.
Die Ruhr bleibt außen vor
Doch hinter den Messfühlern steckt ein weitaus umfangreicheres Projekt, wie von Anna Pfennig aus der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke zu erfahren ist. Mit dem Aufbau eines Überwachungsnetzes wappnet sich die Unternehmenstochter Stadtentwässerung (SEG) gegen die Auswirkungen von Starkregen. Ziel sei es, „eine ganzheitliche Betrachtung, Überwachung aus Auswertung des tatsächlichen Niederschlags- und Abflussgeschehens der Gewässer und des Kanalnetzes in Schwerte zu erhalten, um im Ereignisfall rechtzeitig und zielgerichtet reagieren zu können.“ Außen vor bleibt nur die Ruhr, die sich als eine Art Wasser-Autobahn (offiziell: Gewässer I. Ordnung) dem Zuständigkeitsbereich der SEG entzieht.

Die drei Abstandssensoren, die seit Juli 2022 in Ergste motiert sind, gehören zu diesem Vorhabenpaket. Auf Ultraschallbasis - so erläutert Anna Pfennig - messen sie den jeweiligen Pegelstand: „Bei Überschreitung eines bestimmten Grenzwertes wird automatisch eine Alarmmeldung an den zuständigen Mitarbeiter gesendet. Auf diese Weise können wir sehr schnell entsprechende Maßnahmen einleiten und allen beteiligten Akteuren optimal die Daten zur Verfügung stellen.“
Eigenes digitales Funknetz
Die Übertragung der Messergebnisse ermöglicht ein weiteres Projekt der Stadtwerke. Seit 2020 baut das Unternehmen ein eigenes digitales Funknetz in sogenannter LoRaWAN-Technologie (Long Range Wide Area Network) auf, wie Anna Pfennig weiter berichtet. Mit diesem weltweit anerkannten Standard könnten Messwerte dank energiesparsamer Sensoren über längere Strecken digital und voll automatisiert übertragen werden. Er werde neben dem Hochwasserschutz beispielsweise für die Digitalisierung des Wasser-, Strom- und Gasnetzes genutzt.
Keine hohen Kosten
„Pegelstände und Durchflussmengen von stehenden und fließenden Gewässern an neuralgischen Punkten können so laufend in Echtzeit überwacht werden“, sagt die Stadtwerke-Sprecherin. Über LoRaWAN würden die Daten der Pegelstandssensoren direkt in eine digitale Plattform übertragen und angezeigt. Im Vergleich zu anderen Technologien verursache dies keine hohen Kosten, weil eine stromsparende drahtlose Kommunikation mit großer Reichweite verwendet werde. Die einzelnen Geräte könnten so über längere Zeiträume arbeiten und große Bereiche abdecken.
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