„Ich passe auf dich auf“ – dass Menschen ihr das Vertrauen entgegenbringen, all ihre Ängste ignorieren und ins tiefe Wasser springen, treibt Monika Krause (58) bei dem Gedanken daran die Tränen in die Augen vor Rührung. Erwachsenen und Kindern das Schwimmen beizubringen, ist für die 58-Jährige nicht nur ein Job, sondern auch sehr emotional. „Wenn das Kind laufen lernt und es läuft zum ersten Mal in deinen Arm, das ist so ein tolles Gefühl. Ich weiß nicht, ob der Vergleich so ganz passt, aber so fühlt es sich an“, sagt sie.
Wie vielen Menschen sie schon das Schwimmen beigebracht hat? Das weiß die Schwerterin nicht. Sie zuckt mit den Achseln. „Es sind viele gewesen.“ Auf ihrem dunkelblauen T-Shirt stehen die Lettern DLRG in Weiß. Dieses Jahr steht für sie ein besonderes Jubiläum an: Seit 25 Jahren ist Monika Krause Teil der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Schwerte. Seit über 20 Jahren ist sie als Schwimmtrainerin ehrenamtlich im Einsatz, neben ihrem Beruf als Krankenschwester im Marienhospital.

Angst ist häufig das Problem
Vor zehn Jahren hat sie die Leitung des Erwachsenenschwimmens übernommen. In all diesen Jahren habe es nicht einen hoffnungslosen Fall gegeben, am Ende habe noch jeder schwimmen gelernt, der dabei geblieben ist. „Jeder kann es lernen, muss aber auch Geduld haben“, sagt sie bestimmt. Große Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen mache sie beim Unterricht nicht. Bei den Erwachsenen gehe es lediglich weniger spielerisch zu.
Es sei unterschiedlich, wie lange es dauert, bis es dann klappt, so Monika Krause. Jugendliche brauchen meist nur einen Kurs, Erwachsene mitunter bis zu drei Kursen. Angst sei häufig das Problem, das es zu besiegen gelte, wenn man im Erwachsenenalter schwimmen lernen möchte.

Monika Krause erinnert sich an eine Frau, die vorher noch nie im Wasser war. Da sei schon der Gang zur Treppe ins Wasser ein Problem gewesen. Es gibt Erwachsene, die im Kindesalter gedöppt wurden und dadurch Angst entwickelt haben. Manche fürchten sich nur vor dem tiefen Wasser, andere wiederum wollen nur ihre Schwimmtechnik verbessern. „Wir holen jeden da ab, wo er steht“, sagt Monika Krause.
Eine Familie aus Sri Lanka war auch schon bei ihr im Kurs: „Man müsste meinen, wenn man am Meer aufwächst, dass man dann schwimmen kann. So einfach ist das aber nicht. Das Meer ist dort zu gefährlich gewesen“, erklärt sie. In anderen Ländern gehöre Schwimmunterricht in der Schule nicht zum Standard, deswegen seien es vor allem auch viele Erwachsene aus dem Ausland, die den Erwachsenenschwimmkurs besuchen.
Zahl der Badetoten steigt
Aber auch in Deutschland entwickeln sich die Zahlen der Nichtschwimmer im Kindesalter besorgniserregend. Laut Forsa-Umfrage im Jahr 2022 hat sich die Zahl der Grundschüler, die nicht schwimmen können, verdoppelt. Zuletzt hatte die DLRG 2017 eine Umfrage in Auftrag gegeben. Damals konnten den Angaben der Eltern zufolge zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. Nun sind es 20 Prozent, nicht zuletzt wegen der Unterrichtsausfälle während der Pandemie.
Neben der Zahl der Nichtschwimmer ist auch die Zahl der Badetoten gestiegen. 2021 konnte die DLRG mehr als 1.600 Leben in Deutschland retten, trotzdem sind mindestens 299 Menschen ertrunken. Bis August 2022 sind schon 289 Menschen ertrunken, die abschließenden Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Aufgrund der wachsenden Zahlen der Nichtschwimmer befürchtet DLRG-Präsidentin Ute Vogt, dass langfristig mehr Heranwachsende unter den Opfern sein werden.
Auch Jugendliche können beim Erwachsenenkurs von Monika Krause mitmachen. Zusammen mit den Trainerinnen Gabi Sauer, Inci Sezen und Anke Winkler ist bei den kleinen Gruppen sogar eine 1:1-Betreuung möglich.
Sie haben im Erwachsenenalter in Schwerte Schwimmen gelernt oder wollen es noch? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte unter schwerte@ruhrnachrichten.de.
- Ort: Stadtbad Schwerte, Wittekindstraße 10, 58239 Schwerte
- Preise: Erwachsene zahlen pro Kurs (15 Mal Unterricht) 80 Euro, Jugendliche zahlen 60 Euro, Mitglieder zahlen jeweils 50 Prozent
- Zeiten: Montags 19.45 Uhr bis 20.45 Uhr
- Anmeldungen: jederzeit online unter schwerte.dlrg.de oder vor dem Kurs um 19.30 Uhr im Hallenbadcafé.
Jugendliche aus Schwerte im Ehrenamt: „Helfen macht uns glücklich“
Mutige DLRG-Taucher: Mit Neopren und Fackel durch die kalte Ruhr
Malteser räumen ihre Fahrzeughalle: Zu wenig Aktive für den Katastrophenschutz