Moschee-Hausverbot für Engin Izgi aufgehoben „Ich werde mich nicht verstellen“

Moschee-Hausverbot für Engin Izgi aufgehoben: „Werde mich nicht verstellen“
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Seit mehreren Jahren gibt es Streit zwischen dem Schwerter Engin Izgi und der hiesigen Diyanet-Moscheegemeinde. Jetzt haben alle Beteiligten eine gemeinsame Presseerklärung veröffentlicht: Offenbar hat man eine Einigung erzielt. Das Hausverbot gegen Izgi ist damit aufgehoben.

In der Pressemitteilung heißt es, der Einigung sei ein „längerer Mediationsprozess“ unter der Leitung von Pfarrer i.R. Fritz-Günter Held vorausgegangen, den der Integrationsrat initiiert und mit unterstützt habe. „Im Verlauf des Prozesses waren die Kontakte gekennzeichnet durch gegenseitige Akzeptanz und das Bemühen um das Erarbeiten von Problemlösungsschritten. Die Beteiligten haben vereinbart, sich in Zukunft an die erzielte Einigung zu halten.“

Man hoffe, „dass auf dieser Grundlage für die Mitglieder der Moscheegemeinde dieses positive Verfahren nachvollziehbar ist und das kostbare Ziel eines guten Zusammenwirkens in Schwerte in wenigen Monaten erreicht sein wird“.

„Unterstellungen waren beleidigend und bedrohlich“

In der Erklärung heißt es wörtlich: „Die massiven Konflikte in Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei 2016 führten in Schwerte zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf polemische Äußerungen und Unterstellungen getätigt wurden, die als beleidigend und bedrohlich für den Hausfrieden empfunden wurden, woraufhin ein Hausverbot ausgesprochen wurde.“

Im Verlauf der Gespräche habe Tekin Kalayci vom Moschee-Vorstand betont, „dass Wege zum Zueinander erforderlich sind, weil auf Dauer niemand vom Besuch der Moschee ausgeschlossen werden darf“.

Weiter steht dort: „Herr [Engin] Izgi hat die von ihm in Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei gemachten polemischen Äußerungen und Unterstellungen, die als verletzend und beleidigend empfunden wurden, bedauert und wird entsprechende Äußerungen nicht wiederholen.“ Auf der anderen Seite habe die Moscheegemeinde die jüngsten Vorkommnisse aufgrund des Hausverbots bedauert und zugesagt, das Hausverbot aufzuheben.

„Zwischen Herrn Izgi und Herrn Kalayci besteht Übereinstimmung darin, dass es bei dem derzeit geltenden Hausverbot nicht um politische Einstellungen geht. Die Unterschiedlichkeit dieser Einstellungen und das Recht, diese in sachlicher Form jenseits von Gebetsstätten zum Ausdruck zu bringen, bleibt von dieser Erklärung unberührt.“

Zutritt verweigert

Wir hatten mehrfach über den Konflikt in Schwerte berichtet: Im Juli 2016 hatte es in der Türkei einen Putschversuch gegeben. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte als Urheber den Prediger Fetullah Gülen ausgemacht. Auf einer Liste des türkischen Geheimdienstes mit angeblichen Anhängern der Bewegung stand auch Engin Izgi. Izgi hatte unserer Redaktion gegenüber Ende April erklärt, er sei zwar Sympathisant von Gülens Ideen, stehe der Bewegung aber nicht nahe.

Bei mehreren Veranstaltungen wurde Izgi daraufhin vom Gelände der Moschee-Gemeinde verwiesen, oder der Zutritt wurde ihm verwehrt – beim Kinderfest 23 Nisan auf dem Gelände der Rohrmeisterei weigerte man sich in diesem Jahr, ihm Speisen zu verkaufen.

Auf Anfrage unserer Redaktion sagt die erste Vorsitzende des Integrationsrates Aynur Yavuz zu der Erklärung: „Das Thema ist sehr komplex. Der Moschee ging es allerdings nicht um politische Äußerungen.“ Sie sei froh, dass man jetzt einen gemeinsamen Weg gefunden habe. Vertreter aller Fraktionen seien bei der Ergebnis-Sitzung Ende Oktober dabei gewesen. „Das Ergebnis der Gespräche wurde ihnen mitgeteilt.“ Die Schwerter Fraktionen hatten sich damals dem Hausverbot und auch Yavuz gegenüber kritisch geäußert.

Engin Izgi selbst sagt auf Anfrage, man habe sich mehrmals getroffen, ausgetauscht und an den Formulierungen gefeilt. Am Ende habe man sich auf die vorliegende Erklärung geeinigt. „Etwas, was ich gesagt habe, wurde als beleidigend empfunden.“ Diese Äußerungen werde er nicht mehr machen. Das Thema sei kompliziert. Izgi betont: „Meine politische Einstellung hat sich nicht geändert.“ Er werde sich nicht verstellen oder verbiegen. Doch man müsse immer miteinander reden. „Ich setze mich für Frieden ein.“

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