Die Ernte in Schwerte ging in diesem Jahr für die Landwirte enttäuschend aus (wir berichteten). Roggen, Weizen und Triticale standen aufgrund des Regenmonats August vier Wochen lang reif auf den Feldern. Die Qualität der Ernte sei dadurch massiv gesunken, wie unter anderem der Schwerter Landwirt Axel Lohmann berichtete. Ein Großteil der Ernte sei letztlich an Tiere verfüttert worden, statt zu Mehl gemahlen zu werden.
Werden nach dieser mageren Ausbeute nun also das Mehl und im Zuge dessen auch Brot teurer? Wir haben in Schwerter Bäckereien nachgefragt – und eine Rückmeldung der Bäckerei Becker erhalten. „Fünf Euro für ein Brot – was ich dafür alles kaufen könnte“, sei nur einer der gängigen Sätze, die Inhaberin Sarah Ruhnke häufig zu hören bekomme. Und das nicht erst seit Kurzem.
Der Brotpreis in ihrer Bäckerei sei bereits in den letzten zwei Jahren um 50 Cent gestiegen. „Ich glaube, dass viele Faktoren die steigenden Preise der Backwaren beeinflussen“, erklärt Sarah Ruhnke. Egal, ob regionale Bäckerei-Ketten oder lokale Bäcker: Mehrere Schwerter Backstuben hatten bereits bei einer Umfrage im vergangenen Jahr verschiedene Gründe für die Preiserhöhungen bei den Backwaren genannt. Darunter waren steigende Energie-, Rohstoff- und Personalkosten.
Der Mehlpreis ist gestiegen
„Die Mehlpreise sind schon in den letzten zwei Jahren um fast 50 Prozent gestiegen“, sagt Sarah Ruhnke. Andre Daubert Verkaufsleiter der Mühle Kottmann in Grevenbroich, die die Bäckerei Becker beliefert, bestätigt eine Preissteigerung. Vor Beginn des Ukraine-Krieges hätten die Preise für Weizen- und Roggenmehl bei rund 35 Cent pro Kilogramm gelegen – nun seien sie auf satte 48 Cent gestiegen.
Die gängigen Getreidesorten zum Brot-Backen seien Roggen, Weizen und Dinkel, so Sarah Ruhnke. Diese würden für die Bäckerei Becker – mit Ausnahme des Weizens, der aus Grevenbroich geliefert wird – in Schwerte geerntet und in Kamen gemahlen. Also in der Region, in der die Ernte in diesem Jahr aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen größtenteils in Tiermägen, anstatt der Backstube landete.

Überregionale Mehl-Lieferung
Die Mehlpreise seien bislang dennoch nicht weiter angehoben worden, so Sarah Ruhnke. „Die Brotpreise in unserer Bäckerei werden deshalb erstmal noch so bleiben, wie sie gerade sind.“ Doch wie ist das möglich, wenn die Landwirte aus der Region kaum noch Getreide an die Mühlen liefern können?
Andre Daubert erklärt: Zum Backen würden bestimmte Qualitätsanforderungen benötigt, ein gewisser Eiweißanteil und Enzymaktivität. Diese seien in den Regionen Deutschlands südlich von Frankfurt gegeben gewesen, da das Getreide dort vor dem Regenmonat rechtzeitig von den Feldern geerntet worden sei.
„Wir kaufen das Getreide, das wir in der Mühle mahlen, nicht nur von den Landwirten, sondern auch bei Händlern“, sagt Andre Daubert. Die Händler würden das Getreide auch überregional einkaufen, um dessen Qualität sicherzustellen. Dadurch stünden zusätzliche Kosten für die Lieferung an. Das treibe den Preis derzeit allerdings nicht nach oben.
„Die Mehlpreise sind in den letzten zwei Jahren schon stark gestiegen. Man wird abgehärtet. 2 Cent Schwankungen sind nicht mehr viel. Die Preise bleiben vermutlich bis zur nächsten Tarifverhandlung ungefähr so wie sie sind“, vermutet Andre Daubert.
Derweil führen allein die Personalkosten zu einer jährlichen Brot-Preiserhöhung von fünf bis zehn Cent. Denn die Mitarbeitenden in der Bäckerei Becker bekommen jedes Jahr eine tarifliche Lohnerhöhung, so Sarah Ruhnke.
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