Jan Lukas Schütte (33) aus Schwerte ist schwerhörig „In der Theaterblase kann ich ich sein“

Jan Lukas Schütte (33) ist schwerhörig: „Im Theater kann ich ich sein“
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Jan Lukas Schütte aus Schwerte ist schwerhörig. Der 33-Jährige beschreibt sich selbst als nicht sonderlich mutig oder selbstbewusst. Doch von seiner Leidenschaft, der Schauspielerei, habe ihn nie etwas abhalten können.

„Auf der Bühne kann ich kurz jemand anderes sein. Das gibt mir irgendwie Mut“, erklärt der Schwerter, der als Kind ein Internat für Hörgeschädigte besucht hat. „Im Theater spielt meine Behinderung keine Rolle. Ich habe Hörgeräte und komme auf der Bühne gut klar.“

Er sei zwar aus seiner Sicht etwas grobmotorischer als andere, aber auch das betrachte er nicht als Einschränkung: „Hier in der Theaterblase kann ich ich sein und fühle mich absolut wohl.“ Durch das Schauspiel sei er viel offener geworden.

Schauspieler bei der Naturbühne Hohensyburg

Jan Lukas Schüttes Augen strahlen, als er das erzählt. Er sitzt im Zuschauerraum der Naturbühne Hohensyburg und blickt stolz auf das Bühnenbild. An der Naturbühne in Dortmund-Syburg wird alles von Ehrenamtlichen selbst gemacht: vom Parkplatz-Dienst, über die Kasse und die Technik bis hin zum Bühnenbild eben.

Hier ist das zweite Zuhause des Schwerters. Ein Zuhause, das er mit fast 300 „Familienmitgliedern“ teilt. Alle gehören, mehr oder weniger aktiv, zum Naturbühnen-Verein. Einige von ihnen stehen regelmäßig auf der Bühne – so auch Jan Lukas Schütte. „Das Theater-Spielen ist für mich ein toller Ausgleich zum Alltag“, erzählt der 33-Jährige.

Schon als Kind sei er Teil einer Theatergruppe der Jugendkunstschule Unna gewesen. Seit gut zehn Jahren spielt er nun im Theater am Fluss in Schwerte und auf der Naturbühne in Syburg: „Im aktuellen Stück ‚Drei Männer im Schnee‘ habe ich meine erste große Hauptrolle, die auch indirekt im Titel erwähnt wird. Sehr aufregend.“

Jan Lukas Schütte aus Schwerte steht mit einer Schauspielkollegin auf der Naturbühne Hohensyburg.
Jan Lukas Schütte spielt auf der Naturbühne bei der Komödie „Drei Männer im Schnee“ die Hauptrolle. © Naturbühne

Jan Lukas Schütte spielt den Dr. Hagedorn, der nicht auf den Mund gefallen ist: „Er ist sympathisch und hat eine kindliche Naivität. Besonders schön ist seine Art, wie er mit Menschen umgeht, die ihm eigentlich ziemlich auf die Nerven gehen.“

Batterien leer auf der Bühne

Seine einzigen Bedenken, wenn er auf eine Bühne gehe, hingen mit seiner Schwerhörigkeit zusammen: „Ich habe schon einmal erlebt, dass plötzlich die Batterien meiner Hörgeräte leer waren“, erzählt er. Den Text habe er natürlich immer noch gekonnt. Es sei dann aber schwierig gewesen, auf andere Schauspieler zu reagieren. „Die Batterien halten eigentlich bis zu zwei Wochen, wenn sie aufgeladen sind. Eine Restangst bleibt aber.“

Zu den Vorstellungen lade er gerne seine Freunde, Familie und Arbeitskollegen ein, die dann auch gerne kämen, um ihn auf der Bühne zu erleben. Der Industriekaufmann arbeitet in Dortmund, wohnt in Schwerte und muss manchmal zweimal in der Woche zur Naturbühne, um zu proben.

Das alles macht er ohne ein Auto: „Es ist ein aufwendiges Hobby. Aber ich brenne dafür. Der Bus hält nur oben an der Hohensyburg. Den Rest der Strecke laufe ich oder werde auch häufig mitgenommen. Das funktioniert eigentlich immer gut.“

Die Maske an der Naturbühne Hohensyburg.
Die Maske an der Naturbühne: Hier werden die Darstellerinnen und Darsteller geschminkt und in ihre Rollen verwandelt. © Leandra Stampoulis

Schauspieler beim Theater am Fluss

Ein weiterer Zeitfaktor: Parallel spielt Jan Lukas Schütte noch im Theater am Fluss in Schwerte. Proben- und Aufführungstermine von beiden Bühnen unter einen Hut zu bekommen, kriege er aber gut hin: „Beim Theater am Fluss sind die Proben- und Aufführungstermine ja auch etwas anders gestaffelt, als an der Naturbühne.“

Der 33-Jährige rät anderen Menschen mit einer Behinderung, sich auch zu trauen und auf die Bühne zu gehen: „Es lässt sich bestimmt immer eine Lösung finden. Hier an der Naturbühne wurden sogar schon mal Rollen für einzelne Leute dazugeschrieben. Man muss sich einfach trauen.“

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Termine für Vorstellungen an der Naturbühne

„Drei Männer im Schnee“: Freitag (31. Mai), Samstag (1. Juni), Mittwoch (5. Juni), Freitag (7. Juni), Samstag (8. Juni). Die Vorstellungen finden jeweils um 19.30 Uhr statt.