Schulleitungen zur Schulplanung in Schwerte „Stühle in einen Raum stellen reicht nicht!“

Ärger um Schulplanung: „Stühle in einen Raum stellen reicht nicht!“
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Lagerräume als Arbeitsplätze, vertauschte Zügigkeiten, fehlerhafte Zahlen: Der Schulentwicklungsplan (SEP) hatte Anfang März in Schwerte für heftige Diskussionen gesorgt. Die Schulleitungen der weiterführenden Schulen und mehrere Grundschulleitungen sahen Korrekturbedarf an dem Plan, den ein externes Büro aus Halle im Auftrag des Schulverwaltungsamtes angefertigt hatte. Im Juli 2023 hatte die Gutachterin die Schulen besucht, um die Bedarfe für die kommenden Jahre festzustellen.

Das Planungsbüro wies alle Kritik entschieden zurück, überarbeitete die angesprochenen Punkte jedoch. In der Schulausschuss-Sitzung am Mittwoch (22.5.) ging es dann um die „neue“ Fassung.

Schulausschuss in Schwerte: Die Mitglieder stehen an den Tischen im Ratssaal.
Im Schulausschuss am Mittwoch (22.5.) war die Schulplanung ein weiteres Mal Thema. © Martina Niehaus

Veraltete Pläne

Die zuständige Gutachterin erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass ihre prognostizierten Zahlen nicht genau mit den IST-Zahlen übereinstimmen könnten. Der IT-Hack in der Stadtverwaltung habe Prozesse verzögert – eigentlich hätten die Zahlen im November 2023 vorgestellt werden sollen. Doch diese Ausschuss-Sitzung fiel damals aus.

„Es ist unglücklich, dass der Prozess so lange gedauert hat, dass bei Vorlage im Rat bereits neue Zahlen vorlagen“, erklärte die Gutachterin. „Eine Aktualisierung hätte mehr Geld gekostet. Es war besprochen, aus Kostengründen darauf zu verzichten.“

Auch an kritisierten Unstimmigkeiten bei der Raumbedarfsplanung trage das Büro keine Schuld. „Grundlage der Arbeiten sind die Raumlisten der Verwaltung und die Raumpläne, die ebenfalls die Verwaltung bereitstellt.“ Wenn Abmessungen nicht stimmen sollten, Pläne und Listen veraltet und fehlerhaft seien, könne das kaum vollständig verändert werden.

Anschließende Korrekturen seien schwierig. Man zähle und benenne Räume „teilweise anders als die Schulen“ – und auch bei den Maßen müsse man sich auf die Unterlagen der Verwaltung verlassen. „Nicht alle Räume waren vermessen, hier wurde geschätzt“, so die Gutachterin.

„Schwieriges Bild“

Schwertes Erster Beigeordneter Kenan Yildiz erklärte, dass man die Eingaben der Schulen zum SEP „eingehend überprüft“ habe. Im SEP handele es sich um Prognosen und Empfehlungen. Das Planungsbüro, deren Anzahl in NRW „überschaubar“ sei, habe gute Referenzen und habe bereits den SEP 2018/2019 erstellt. „Die Arbeit hat sich bewährt.“ Mit der Darstellung des aktuellen Plans habe sich jedoch ein „schwieriges Bild“ ergeben.

Den Fraktionen war es im Ausschuss wichtig zu wissen, ob sich die Schulleitungen in der aktualisierten Fassung „wiederfinden“. Dazu erklärte Eva Graß-Marx von der Gesamtschule Gänsewinkel, dass sie „erstmal“ übereinstimme. Doch sie verwies auf die extrem gestiegenen Schülerzahlen in der Prognose – die müsse man im Blick behalten.

Laut SEP sind in einigen Jahren vollere Klassen hinzunehmen. „Wir haben im gemeinsamen Lernen jetzt schon die Maximalzahl von 27.“ Eine sinnvolle Beschulung sei nur dann möglich, wenn man die Klassengrößen im Blick habe. „Das muss zumutbar bleiben!“

Kenan Yildiz betonte, die Sorgen nachvollziehen zu können. Man habe die Zahlen im Blick – könne jedoch nicht konkret abschätzen, wie viele Schülerinnen und Schüler mit Flüchtlingshintergrund noch zugeordnet würden. „Ich stimme Ihnen zu: Irgendwann sind die Kapazitäten erreicht.“

„Wir brauchen verlässliche Aussagen“

Heiko Klanke vom Friedrich-Bährens-Gymnasium sagte ebenfalls, die „faktischen Zahlen“ könne er inzwischen mittragen. Er wies aber darauf hin, dass die Gebäudestrukturen unterschiedlich und für die Planung maßgeblich seien. Eva Brinkhoff von der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule betonte: „Wir brauchen Aussagen, mit denen wir verlässlich arbeiten können.“

Es sei wichtig für die Schulen, vernünftige pädagogische Arbeit leisten zu können. „Da reicht es nicht, mehr Stühle in einen Raum stellen zu können.“ Yildiz betonte, dass man den Schulen so weit wie möglich unter die Arme greifen wolle. Zurzeit besucht der neue Erste Beigeordnete die Schulen. „Ich schaue mir nicht die Gebäude bei Google Maps an – ich schaue mir die Schulen vor Ort an.“

Dirk Schnitzler von der Albert-Schweitzer-Grundschule fasste die Diskussion um den SEP lakonisch und treffend zusammen. Man gehe „mit Vertrauen“ da rein und nehme einige Variablen mit. „Ich habe schon einige SEPs erlebt – und es hat noch keiner so richtig gestimmt.“