Die Liste ist lang: Fehlerhafte Zahlen, vertauschte Zügigkeiten, Lagerräume als Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer, Forderungen von Inklusionsräumen für Schulen ohne Inklusionsbedarf. Fünf Schulleiterinnen und Schulleiter kritisieren Fehler im aktuell vorliegenden Schulentwicklungsplan (SEP) für Schwerte – in der Sitzung des Schulausschusses gab es daraufhin am Mittwoch (6.3.) heiße Diskussionen.
Vorab: Das Schulverwaltungsamt hatte ein externes Planungsbüro damit beauftragt, die Schulen zu besuchen, um gemeinsam mit den Schulleitungen das Gebäude zu begehen und die Bedarfe festzustellen.

Raum 6? „Ist nicht vorhanden“
Bärbel Eschmann, Leiterin des Ruhrtal-Gymnasiums (RTG), machte auf verschiedene Ungereimtheiten aufmerksam: Unter anderem seien am RTG angeblich Inklusionsräume erforderlich, weil 15 Kinder mit Förderbedarfen beschult würden. „Die Ausführungen sind falsch.“
Es gebe unterschiedliche Förderbedarfe, doch die Kinder würden zielgleich unterrichtet. „Im gemeinsamen Lernen befindet sich nur ein Kind, das zum Ende dieses Schuljahres das RTG verlassen wird.“ Inklusionsräume seien nicht erforderlich.
Weitere Fehler: Die Schülerzahlen für das laufende Schuljahr seien nicht aktualisiert worden, obwohl sie vor Erstellung des Gutachtens vorgelegen hätten. In der Schülerzahlen-Prognose „ist der Wechsel des Bildungsgangs von G8 zu G9 nicht dargestellt“.
Außerdem werde die Schule als dreizügig bezeichnet, obwohl sie vierzügig ist. Raumgrößen und -bezeichnungen stimmen nicht: Aus Büroräumen wurden Kursräume, aus Klassenräumen Vorbereitungsräume – und Raum 6 im Kellergeschoss „ist nicht vorhanden“. Das sind nur einige Fehler.
Arbeiten im NW-Materialraum
Heiko Klanke vom Friedrich-Bährens-Gymnasium (FBG) kritisiert ebenfalls „Mängel und Fehler“ – insgesamt finde keine quantitative Analyse statt. Die Zahlen für das Schuljahr 2023/24 wurden nicht eingearbeitet, obwohl sie vorlagen – was zu der Fehleinschätzung geführt habe, die Gesamtschülerzahl habe sich verringert. Tatsächlich sei sie leicht erhöht.
Weiter seien Materialräume als Arbeitsplätze für Lehrkräfte deklariert worden, was schlicht sachlich falsch sei. „Die Vorbereitungsräume in den Naturwissenschaften sind reine Sammlungsräume, dort sind keine Arbeitsplätze vorhanden.“
Im Nachgang zur Sitzung erklärte Heiko Klanke auf Anfrage: „Der SEP ist eine wichtige Planungsgrundlage, daraus leiten sich Investitionen und die Zügigkeit der Schulen ab. Das hat doch alles gravierende Konsequenzen.“ So wie er es erlebt habe, sei die betreffende Sacharbeiterin gar nicht in den Räumen gewesen, die sie anschließend als Arbeitsplätze bezeichnet habe.
Sieben Züge?
Eva Graß-Marx von der Gesamtschule Gänsewinkel betonte vor dem Ausschuss ebenfalls die notwendige Abstimmung. „An unserer Schule sind die Zahlen der Schülerschaft sowie die Zügigkeiten falsch berechnet worden. Der Plan soll uns unterstützen und muss als Steuerungsinstrument funktionieren – und laut Plan habe ich in 2027 plötzlich sieben Züge.“ Die geplanten baulichen Maßnahmen realisierten aber lediglich die beschlossene Fünfzügigkeit.
Auch die Lenningskampschule (LKS) und die Friedrich-Kayser-Schule (FKS) sind betroffen. Martin Krämer von der LKS spricht die Nutzung der Sporthalle an – dort stünden nur 30 Stunden zur Verfügung, obwohl 36 Stunden benötigt würden. Außerdem habe das beauftragte Planungsbüro „mehr als ausreichenden Raum für den Ganztag“ festgestellt, was so nicht stimme. Es fehlten zwei Räume, ein alter Container in schlechtem Zustand müsse ersetzt werden. Laut Büro kann der Container „entfernt werden“.
Sabine Jost von der FKS schreibt, sie habe die Mitarbeiterin des Planungsbüros bereits auf fehlerhafte Zahlen und vertauschte Zügigkeiten hingewiesen. „Offensichtlich sind diese nicht mehr berücksichtigt worden.“ Anschließend listet sie die korrekten Zahlen auf – in jedem Schuljahr hatte sich das Planungsbüro um mindestens zwölf bis hin zu 22 Kindern verrechnet.

„Möglicherweise nicht 1:1“
Die Kritik sorgte anschließend im Ausschuss für Diskussionen. Peter Kranhold, Leiter des Schulverwaltungsamtes, räumte ein, die Mitarbeiterin habe womöglich „einige Räume falsch gedeutet“. Einige Zahlen seien möglicherweise nicht 1:1 wiedergegeben. „Ich vermute, dass das ein Versehen war.“ Wegen einiger Einzelmaßnahmen könne man jedoch nicht den ganzen Plan in Frage stellen. „Das ist zu weitreichend.“
Stefan Simon, der den Ausschuss stellvertretend leitete, schlug vor, die Stellungnahmen zur Kenntnis zu nehmen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir hier eine klaffend große Wunde haben, die geheilt werden muss.“
Das sahen andere anders: Michael Rotthowe (Bündnis 90/ Grüne) hakte nach, wie man mit einem offensichtlich fehlerhaften Plan noch mehrere Jahre arbeiten solle. „Wir haben hier ein Dokument, von dem wir wissen, dass es nicht stimmt.“ Der Plan müsse überarbeitet werden. „Eine Kenntnisnahme ist nichts.“
Renate Goeke (FDP) stellte offen die Qualifikation der Mitarbeiterin in Frage. „Das ist doch nur die Spitze des Eisbergs“, sagte sie. „Wir müssen unsere Planungen ja auch begründen können!“
Marco Kordt (CDU) beantragte eine Sitzungsunterbrechung. Nach einer kurzen Absprache mit den Schulleitungen kamen alle Fraktionen zu dem Ergebnis, dass der SEP so nicht stehen bleiben kann. Das Schulverwaltungsamt muss also „nachsitzen“ und nachkorrigieren.
Einstimmig wurde folgendes beantragt: „Das Schulverwaltungsamt wird beauftragt, den SEP zu überarbeiten inklusive der Stellungnahmen der Schulen, und diesen in der nächsten Ausschuss-Sitzung vorzustellen.“