Friseurin Sandra Wiese starb mit 52 Jahren Bestürzung und Trauer bei vielen Schwertern

Friseurstübchen geschlossen: Trauer um Inhaberin Sandra Wiese (52)
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Ein letzter Gruß per Facebook: Eine Kerze schickte Gunther Gerke für seine liebe Freundin in die Welt. Nicht nur der Tenor und Gründer der Schwerter Operettenbühne trauert um Friseurmeisterin Sandra Wiese, die am 25. November im Alter von gerade einmal 52 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben ist. Auch viele andere Stammkunden reagierten bestürzt auf die Todesnachricht. Selbst wenn ihnen nicht verborgen geblieben war, dass „Wiese´s Friseurstübchen“ schon seit mehr als sechs Jahren aus gesundheitlichen Gründen der Inhaberin jeden Donnerstag geschlossen war.

Seit 1996 mit eigenem Salon

Seit fast 30 Jahren hatte sich der Salon an der Friedrichstraße 4, ganz am Rande der Schwerter Fußgängerzone, etabliert. Zusammen mit einer Kollegin, die vom ersten Tag an ihrer Seite schnitt und föhnte, brachte Sandra Wiese im Erdgeschoss eines altehrwürdigen Fachwerkhäuschens die Haarpracht ihre Gäste in modische Form. Die 55 Quadratmeter großen Räumlichkeiten hatte sie schon anderthalb Jahre vor dem Ablegen der Meisterprüfung eröffnet. Ein Pilotprojekt der Handwerkskammer zu Dortmund hatte diesen Weg ermöglicht. Neben ihrem Beruf fuhr die junge Friseurin anderthalb Jahre lang an jedem freien Montag zur Meisterschule, um zu pauken und die vier erforderlichen Prüfungen abzulegen.

Die Eingangstür von Wieses Friseurstübchen an der Friedrichstraße.
"Wegen Trauerfall bleibt dieses Geschäft geschlossen", verkündet ein handgeschriebener Aushang an der Eingangstür von Wieses Friseurstübchen an der Friedrichstraße. © Reinhard Schmitz

Ihren erfolgreichen Berufsweg gestartet hatte Sandra Wiese mit einer Lehre im damaligen Ergster Salon Bönkhoff, der heute unter anderer Leitung immer noch existiert. Die ersten Jahre als frischgebackene Gesellin absolvierte sie anschließend im damaligen Betrieb ihrer Mutter Gisela Wiese an der Kampstraße.

Noch bevor sie ihren Meisterbrief erwarb, konnte Sandra Wiese 1996 ihr Friseurstübchen ab der Friedrichstraße eröffnen.
Sandra Wiese mit ihrem Meisterbrief aus dem Jahre 1996. © Reinhard Schmitz (A)

Für den Schritt in die Selbstständigkeit wollten einige schlaflose Nächte überstanden werden, wie Sandra Wiese einmal berichtete. „Soll ich oder soll ich nicht?“, habe sie sich immer wieder gefragt, als ihr das Geschäftslokal an der Friedrichstraße angeboten wurde. Knackpunkt im Vertrag war die lange Verpflichtungszeit: Für fünf Jahre wollte der Hausbesitzer das Papier unterschrieben sehen. Für eine Existenzgründerin bedeutete dies einen schwer zu überschauenden Zeitraum. Doch schließlich setzte sie alles auf eine Karte: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Hinweiszettel an der Tür

Es war die absolut richtige Entscheidung, wie sich später beweisen sollte. Das kreisrunde Schild „Wiese´s Friseurstübchen“ an der Schieferfassade des Altstadthäuschens gewann zunehmende Bekanntheit in der Stadt. Selbst die schweren Coronajahre mit ihren von der Bundesregierung verfügten mannigfachen Beschränkungen konnte das Geschäft gut überstehen. Wie es dort künftig weitergeht, ist derzeit nicht bekannt. An der Eingangstür klebt in einer Klarsichtfolie lediglich ein Zettel, dass es wegen eines Trauerfalls geschlossen bleibe.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 16. Dezember 2024.