
© Claudius Eisentraut
Ruhrakademie-Student macht Dortmunder Brückstraße zur Filmkulisse
Film-Dreh
Wilde Partynächte? Auf der Brückstraße derzeit eher selten. Ein Student der Ruhrakademie Schwerte holt bei Dreharbeiten das Club-Gefühl zurück und hinterfragt gesellschaftliche Konventionen.
Nur eine Nacht haben die zwei Freunde, um ihr großes Ziel zu verfolgen. Julian möchte endlich mit einem Mädchen ins Bett, endlich ein Frauenheld werden – so wie Niko, dem scheinbar alles so leicht fällt.
Niko will helfen – und so machen sich die Männer auf in die Stadt und auf die Suche nach einer passenden Frau. Und so fängt alles an.
Genauer gesagt, fängt alles in der Kneipe „Zum Schlips“ an der Dortmunder Brückstraße an. Denn da sollen genau die Szenen für den Kurzfilm „Jungfernfahrt“ entstehen. Federführend hinter der Kamera: Ruhrakademie-Student Yannick Frotz. Für seine Diplomarbeit hat er die Kneipe zwischen der Hirsch-Q und dem Programmkino Schauburg gemietet – dunkel, urig und mit schwerer Holzvertäfelung: Hier soll der Partyabend der beiden Hauptdarsteller beginnen.
Hauptdarsteller sind keine Unbekannten
Niko und Julian, das sind Jonathan Elias Weiske („Misfit“, „Der Lehrer“) und Marcel Becker Neu aus der Funk Serie „Wishlist“. In dem 15-minütigen Film sollen die Charaktere mit gesellschaftlichen Vorgaben brechen und sich ihr eigenes Selbst- und Weltbild erschaffen.

Jonathan Elias Weiske (l.) und Marcel Becker-Neu spielen Niko und Julian. © Claudius Eisentraut
In Köln, Düsseldorf und im Ruhrgebiet, will Yannick Frotz die Geschichte verfilmen, die ihm sehr viel bedeute. An diesem Nachmittag in der Dortmunder Brückstraße sind insgesamt 15 Crewmitglieder vor Ort, kümmern sich um Licht und Ton, die Kulisse und eben das Filmen. Hinzu kommen fünf Komparsen und drei Schauspieler. „Die Komparsen haben wir über Inserate oder Kontakte für den Dreh gewinnen können“, erklärt der junge Regisseur.
Viele Hürden durch Corona auch in der Filmbranche
Yannick Frotz freut sich, dass seine Abschlussarbeit auf die Zielgerade geht. Trotz aller Hürden, die ihm die Corona-Pandemie noch in den Weg stellt. „Wir haben strenge Auflagen und müssen beim Dreh viel beachten. Zum Beispiel müssen wir Crew-Mitglieder mit Mund-Nasen-Schutz arbeiten und auf Abstände achten. Also da, wo es eben möglich ist“, erklärt er. Für die Schauspieler gelte das aber nicht.
Rund acht Stunden habe er für den Dreh angesetzt, von 14.30 bis 22.30 Uhr. „Das ist für alle ein anstrengender Tag, aber wir ziehen das durch.“
Um nicht die ganze Nacht durchzuarbeiten – schließlich geht es in der Szene ja um eine Party-Nacht, hilft man sich mit wenigen Tricks: Folie und eine schwarze Leinwand vor den Fenstern dunkeln den „Schlips“ ab. Später, wenn Niko und Julian aus der Bar geschmissen werden, ist es dann aber wirklich dunkel auf der Dortmunder Brückstraße.

Maske und möglichst viel Abstand: Corona verändert auch die Arbeit am Filmset von Yannick Frotz (hinten, Mitte). © Claudius Eisentraut
Um die Kosten für unter anderem Darsteller, den Dreh und die Produktion aufzufangen, wird seine Diplomarbeit gefördert von der Filmförderung Witten.
Auch die Filmmusik wird von einem bekannten Namen produziert. Helmut Zerlett arrangierte schon Stücke für Kinofilme wie „Der Vorname“ mit Christoph Maria Herbst oder „Systemfehler“.
Aus tiefster Liebe zum Ruhrgebiet bin ich gerne immer und überall auf der Suche nach Geschichten – für Kultur, Kindergärten und Schulen, Umwelt, Politik und alles, was Menschen sonst noch beschäftigt.
