„Tierfilme wie ‚Das Schweigen der Lämmer‘ gehen immer“ Comedian nimmt Lehrer aufs Korn

Schul-Satire: „Tierfilme wie ‚Das Schweigen der Lämmer‘ gehen immer“
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Da war am Freitagabend (23.2.) richtig was los: Herr Schröder alias Johannes Schröder, Kabarettist aus Köln und ehemaliger Gymnasiallehrer, hatte „Ruck-zuck“ den Zuschauerraum der total ausverkauften Veranstaltungshalle der Rohrmeisterei in eine imaginäre Schulklasse umfunktioniert oder auch in ein kollegiales Austausch- und Kommunikationszentrum verwandelt.

Die Veranstaltungshalle der Rohrmeisterei, kurz vor Beginn der Show
Die Veranstaltungshalle der Rohrmeisterei, kurz vor Beginn der Show © Hilma Schmitt

Neben dem legendären Duden und den Reclam-Heftchen war auch ein noch analog arbeitender Overheadprojektor auf der Bühne mit dabei: „Es ist eben das modernste Equipment, dass sich eine Schule leisten kann“, argumentierte Herr Schröder mit einem Augenzwinkern – und die Leinwand im Hintergrund wurde als aktives Whiteboard statt Tafel und Kreide genutzt.

Publikum gefordert

Entgegen der Erwartungshaltung der meisten Besucherinnen und Besucher sollte es an diesem Abend bei keiner absoluten Solo-Vorstellung von Lehrer Schröder bleiben. Bereits nach wenigen Minuten hatte Johannes Schröder das Publikum mit seinem aktuellen Programm „Instagrammatik – das streamende Klassenzimmer“ in den Bann gezogen und aktiv in die Schulklasse oder auch in das Lehrerkollegium integriert: „Ihr seid eine sympathische Problemklasse – wenn ihr gut in der Doppelstunde mitmacht, könnt ihr fünf Minuten eher gehen“, gab es als Motivation und Erklärung zur Klassenregel.

So wurden etwa Chris aus der ersten Publikumsreihe, der vermeintlich mit seiner Lehrerin anwesend war, oder Sport- und Vertrauenslehrer Hakan aus Remscheid (Zweitfach: Erdkunde) in das turbulente Geschehen einbezogen.

Herrn Schröder am Tageslichtprojektor
Herr Schröder am Tageslichtprojektor. © Hilma Schmitt

Ratschläge fürs Lehrerleben

Aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz als langjähriger „Deutschlehrer der Herzen“ mit einem Berliner Dreier-Abitur - gemäß der Beurteilung von Lehrer Schröder vergleichbar mit einem bayerischen Seepferdchen - konnte Johannes Schröder berichten und „wertvolle Tipps“ an die angehenden Lehrkräfte und für das allgemeine Lehrerleben weitergeben.

Eine seiner praxisnahen Empfehlungen war, sich auch auf die Jugendsprache einzulassen: So könnte beispielsweise aus dem Namen Rüdiger der Neu-Name „Rü-Digger“ verwendet werden. „Es sind eben die Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen“, so die Lehrer-Schröder-Philosophie.

Gut sei auch, den Schülerinnen und Schülern nach der Pause Filme anzubieten – vorzugsweise (wegen vorhandener Technik) VHS-Kassetten, die ja schließlich namentlich von der Volkshochschule kommen: „Tierfilme wie ‚Das Schweigen der Lämmer‘ gehen immer“, gab Herr Schröder als Empfehlung.

Wissenslücke und Quereinstieg

Sorgen machte sich Lehrer Schröder zudem zum Wissenstand der jungen Intelligenzbolzen: „Die Grundrechenarten waren ja noch okay, aber dann ging‘s in die Brüche.“ Und bezüglich des Elternsprechtages soll angeblich ein Schüler das Gespräch mit den Eltern von Lehrer Schröder eingefordert haben.

Auch seinen Gedanken zu den Quereinsteigern in den Lehrberuf ließ Herr Schröder freien Lauf: „Bei uns an der Schule war ein Zugbegleiter der Bahn als Quereinsteiger im Einsatz – der kam immer 20 bis 30 Minuten zu spät, konnte nur in der ersten und zweiten Klasse eingesetzt werden und gab Schülern mit einer 50-Prozent-Bahncard eine Zwei statt einer Vier als Benotung.“

Mit viel Beifall betohnt

Das weit über zweistündige Kommunikationsspektakel beendete Johannes Schröder mit der rhetorischen Frage: „Gibt’s an dieser Stelle noch Fragen?“ Die direkte Gegenfrage aus dem Publikum „Gibt’s Freibier?“ wurde schlagfertig mit „Nur im Sommer!“ beantwortet.

Herr Schröder präsentiert "Verständliche Ordnungsregel für den Pausenhof"
Herr Schröder präsentiert "Verständliche Ordnungsregel für den Pausenhof" © Hilma Schmitt

Mit viel Beifall im Stehen wurde Herr Schröder für den humorvollen und informationsreichen Abend belohnt. „Das war eine echt tolle und unterhaltsame Vorstellung“, sagte eine Zuschauerin aus Marl, die selbst Lehrerin ist und ergänzte mit einem Lachen: „Der Besuch sollte eigentlich ein Pflichtprogramm für aktiven Lehrerinnen und Lehrer sowie für die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter sein.“

„Ich hoffe, dass ich heute meinen ‚Lehrauftrag‘ erfüllt habe“, freute sich Johannes Schröder über die positiven Resonanzen und versprach: „Bestimmt komme ich wieder hier nach Schwerte in die Rohrmeisterei.“