Gewaltige Dimensionen hat das Baugerüst an der Fassade des Marienkirche. Die Handwerker sprechen von einer Höhe von rund 20 Metern. © Reinhard Schmitz

Kirchen in Schwerte

Risse und Brandschutz: St. Marien monatelang für Besucher gesperrt

Keine Messen, keine Hochzeiten: Statt Orgelklang dröhnt Baulärm durch die Marienkirche. Baumängel erfordern eine umfangreiche Sanierung. Man wartet vorher nur den Abschied von Pfarrer Iwan ab.

Schwerte

, 08.05.2022 / Lesedauer: 3 min

Den Kölner Dom oder den Steffl in Wien kennt man nie ohne. Jetzt versteckt sich auch die Marienkirche hinter einem Baugerüst von gewaltigen Ausmaßen. Rund 20 Meter hoch haben die Arbeiter die stählerne Konstruktion aus luftigen Treppen und Arbeitsgängen vor der Fassade errichtet. Sie kündigt eine großangelegte Sanierung an, für die das Gotteshaus in der zweiten Jahreshälfte monatelang unbenutzbar sein wird.

Die Naturstein-Fassade braucht eine neue Verankerung

„Es müssen Standzeitschäden behoben werden“, berichtet Melissa Schymanietz, Verwaltungsleiterin der Katholischen Kirchengemeinde. Denn das 1903 bis 1904 unter Leitung des Paderborner Architekten Franz Mündelein errichtete Gebäude ist in die Jahre gekommen.

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Die Mängelliste ist umfangreich: Fugen im Mauerwerk müssen neu verschmiert werden, Schneefanggitter erneuert und Maueranschlüsse an den Fenstern abgedichtet werden. Dort wartet außerdem die Schutzverglasung vor den bunten Scheiben teilweise auf eine Ausbesserung. Gleichzeitig werden die Regenrohre kontrolliert.

Brandschutzarbeiten sind in dem Turm auf der Seite zum Marienkrankenhaus hin erforderlich, damit das in der dortigen Glockenstube eingerichtete Gemeindemuseum wieder für Besucher geöffnet werden kann. © Reinhard Schmitz

Begonnen wird die Maßnahme, wie das Gerüst zeigt, an der Frontseite zur Goethestraße hin. Auf dieser Seite ist die Kirche 1964 um den Trakt mit der Orgelbühne verlängert worden. Optisch ist die Erweiterung kaum erkennbar, da die Wand mit einer vorgesetzten Naturstein-Fassade verkleidet wurde. Aber deren Verankerung – so erklärt die federführende Architektin Janine Weber aus dem Büro Kirchner-Brauckmann (Holzwickede) – muss ebenfalls erneuert werden.

Brautpaare wurden über die Sperrung der Kirche informiert

Nach der Verabschiedung von Pfarrer Peter Iwan und seines Organisten Michael Störmer, die beide in den Ruhestand treten, geht es ab Mitte September dem Gebetsraum zur Sache. Das Gerüst wandert in den Bereich des Mittelschiffs, um Rissen im Gewölbe mit kosmetischen Maßnahmen zuleibezurücken.

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An einer Stelle im Seitenschiff ist Wasser durch die Decke gedrungen. Die Orgelbühne und die darunterliegende Marienkapelle, deren Wände vom Kerzenrauch angerußt sind, werden schick gemacht. Und zu alledem muss auch die Hauptverteilung der Elektrik in der Sakristei auf modernen Stand gebracht werden.

Während der Sanierung der Marienkirche nach der Brandattacke im Sommer 1993 feierte der damalige Pfarrer Hans-Heinz Riepe die Sonntagsmessen mit den Gläubigen unter freiem Himmel auf dem Kirchplatz. © Oskar Neubauer (A)

„Zehn Wochen lang ist die Kirche nicht nutzbar“, sagt Melissa Schymanietz. Doch pünktlich zum ersten Advent – so die Planungen – soll die rund 700.000 Euro teure Maßnahme abgeschlossen sein. Die Paare, die in der Zeit davor ihre Hochzeit planen, seien bereits informiert worden. Sie müssen ihre Termine nicht unbedingt verschieben: „Wir haben noch sechs weitere Kirchen.“

1993 erforderte eine Brandattacke einen kompletten Neuanstrich

Wenn St. Marien saniert ist, kann auch endlich wieder das kleine Museum zur Geschichte der katholischen Gemeinde in dem Turm geöffnet werden, der auf der Seite zum Marienkrankenhaus in den Himmel ragt. Bei einer Brandschutzbegehung der Ausstellung in der früheren Glockenstube war festgestellt worden, dass nach aktuellem Stand Rauchmelder und weitere Feuerlöscher nachgerüstet werden müssen. Die Schau ist aber sowieso nicht dauerhaft geöffnet, sondern nur nach Vereinbarung zu besuchen.

Die letzte große Renovierung der Marienkirche fand 1986 statt, als das Schieferdach durch Kupfer ersetzt wurde. Dabei mussten auch die Türme saniert werden, denen die Erschütterungen der schweren, eisernen Nachkriegs-Glocken zugesetzt hatten. Diese wurden durch ein kleineres Geläut aus Bronze ersetzt.

Die schweren Eisenglocken wurden schon Mitte der 1980er-Jahre aus dem Turm der Marienkirche geholt, da sie mit ihren Schwingungen Risse im Mauerwerk verursacht hatten. Als Ersatz läuteten anschließend kleinere Bronzeglocken. © Reinhard Schmitz

Im Sommer 1993 musste das Gotteshaus dann komplett gereinigt und neu gestrichen worden, nachdem Brandstifter Feuer an einem hölzernen Beichtstuhl gelegt hatten. Die Messen wurden kurzerhand auf den Kirchplatz verlegt.

Dafür wird das Wetter im September nicht mehr geeignet sein. Melissa Schymanietz hofft deshalb, dass die Corona-Lage bis dahin ein Ausweichen in die benachbarte Kapelle des Marienkrankenhauses erlaubt: „Ansonsten wäre das Pfarrheim eine Alternative.“

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