Gerüchte ums „Denkmal“ werden Gewissheit Wirte verlassen das Gastro-Juwel in Schwerte

Gerüchte ums „Denkmal“ werden Gewissheit: Wirte verlassen Gastro-Juwel
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Siebe, Kellen und anderes Profiküchengerät war in einem Eimer schon griffbereit vor der Tür zusammengetragen. In ihren Armen sammelte Anke Oelschläger-Jung allerlei Töpfe mit Grünpflanzen von den Tischen.

Momentaufnahmen, mit denen sich die traurigen Gerüchte um die Zukunft des Bistro-Restaurants „Denkmal“ am Mittwochnachmittag (10.7.) bewahrheiten sollten. „Wir räumen aus“, erklärte die Gastronomin. Das Lokal an der Ostenstraße in Schwerte sei schon geschlossen.

Anke Oelschläger-Jung und Leon Jung stehen im Restaurant Denkmal in Schwerte.
Erst im Februar 2023 hatten Anke Oelschläger-Jung und ihr Sohn Leon Jung das Restaurant „Denkmal“ an der Ostenstraße übernommen. © Reinhard Schmitz

Krombacher sucht Pächter

Schon vor Wochen war das Denkmal erneut im Immobilien-Portal der Krombacher Brauerei als „zu verpachten“ aufgetaucht. Auf dem beigefügten Werbefoto ist unschwer das unverwechselbare Innere des alteingesessenen Lokals mit seinen Fachwerkelementen zu erkennen, das unter dem Titel „Außergewöhnliches Gastronomie-Objekt in Schwerte“ angeboten wird.

„Für ein alteingesessenes Gastronomie-Objekt in Schwerte wird aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ein Nachfolger gesucht“, heißt es dort weiter.

Die Noch-Pächterin Anke Oelschläger-Jung und ihr Sohn Leon Jung bestätigten am Mittwoch, dass sie wegen eines Krankheitsfalls in der Familie künftig beruflich kürzertreten müssen. Sie wollen sich auf ihr zweites Lokal „Humpert am Höing“ in Hagen konzentrieren, wo sie sich bereits seit zehn Jahren einen Namen als bayerisches Gasthaus gemacht haben.

Das Denkmal dagegen werde schon am Montag (15.7.) an die Hauseigentümerin und die Krombacher Brauerei zurück übergeben.

Potthucke und Weißwürste

Mit großem Engagement hatten die beiden Gastronomen das Denkmal erst im Februar 2023 übernommen. Sie belebten die Ausgeh-Szene mit einer Reihe von Veranstaltungen wie Karnevalsfeiern, Karaoke-Shows und Oktoberfest-Abenden. Die Karte, auf der sich Potthucke und Weißwürste trafen, bot einen einmaligen Mix aus bayerischen, österreichischen und westfälischen Spezialitäten.

Wer derartige Schmankerl genießen will, muss künftig zum Haus Humpert nach Hagen fahren. Die Entscheidung zugunsten dieses Haus fiel Angaben der Gastronomen zufolge auch, weil es das umsatzstärkere der beiden Objekte ist.

Oktoberfest im Denkmal in Schwerte
Mit Veranstaltungen wie dem Oktoberfest wollten die Betreiber des Denkmals Schwung in die Schwerter Feier-Szene bringen. © Manuela Schwerte (A)

Das Denkmal an der Ostenstraße in Schwerte dagegen hatte mit mehrmaligem Pächterwechsel zu kämpfen, nachdem die langjährigen, erfolgreichen Betreiber Jürgen Beyer und Anastasios Chirmpos während der Corona-Krise mit ihren langen Zwangsschließungen das Handtuch geworfen hatten.

Der zweite große Lockdown ließ die beiden Unternehmer, die sich in der pharmazeutischen Industrie ein zweites wirtschaftliches Standbein aufgebaut hatten, an den Perspektiven für die Gastronomie zweifeln. Deshalb ließen sie den Pachtvertrag auslaufen.

Ihnen folgte nach einiger Suche Shaban Peci, der zuvor ein ähnlich großes Restaurant in Schleswig-Holstein geführt hatte. Die Stadtverwaltung sicherte zu, diese Lösung mit einem kräftigen Pachtrabatt aus dem sogenannten Verfügungsfonds Anmietung für zwei Jahre zu unterstützen. Trotzdem sollte sie nicht von Dauer bleiben.

Das Restaurant Denkmal an der Ostenstraße in Schwerte
Die Location hat weit und breit ein ganz einmaliges Flair. Aber für das Denkmal an der Ostenstraße muss erneut ein neuer Pächter gefunden werden. © Reinhard Schmitz

So hoch ist die Pacht

Aktuell wird die Pacht für das Denkmal von der Krombacher Brauerei mit 2.950 Euro (netto/kalt) angegeben, die Höhe der Nebenkosten wird auf 1.150 Euro beziffert. Ob es schon Interessenten für die Nachfolge von Anke Oelschläger-Jung und Leon Jung gibt, dazu hielt sich das Unternehmen bedeckt.

„Leider können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft zu den angefragten Sachverhalten geben. Bitte haben Sie Verständnis“, antwortete Daniela Siebel aus der Sachbearbeitung Gastronomie-Immobilien auf eine E-Mail mit weiteren Fragen der Redaktion. Wie lange es dauern wird, bis das Gastro-Juwel in dem historischen Fachwerkhaus wieder öffnen kann, ist somit nicht bekannt.