Dieses Reh ist eine Naschkatze Jeden Tag kommt „Waltraud“ in den Garten von Heiner Knostmann

Tierischer Besuch: Jeden Tag kommt ein Reh in Heiner Knostmanns Garten
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Rosen liebt sie leidenschaftlich. Gar nicht wegen der Schönheit ihrer Blüten oder des betörenden Duftes. Es ist das Aroma beim Knabbern der noch geschlossenen Knospen, für den sich die Rehdame regelmäßig aus dem Schutz des Ohls in Schwerte-Villigst herauswagt. „Sie kommt uns jeden Tag begrüßen und frisst alle Rosen ab“, erzählt Gärtner Heiner Knostmann.

Zum Glück nicht an seiner Wirkungsstätte auf dem Katholischen Friedhof, sondern im Garten seines Privathauses. Dort darf sich das Wildtier an den Blütenansätzen laben, die für seinen Gaumen wie Bonbons schmecken müssen.

Überraschung beim Frühstück

Die junge Besucherin, ein Kitz vom vorigen Jahr, ist quasi zum Haustier geworden und hat sogar schon einen Namen: „Waltraud, weil die sich auch im Wald traut“, sagt Heiner Knostmann mit einem Lachen in der Stimme.

Es sei am 20. Juli gewesen, als sie zum ersten Mal zu Besuch kam. Der Friedhofsgärtnermeister ließ sich gerade sein Frühstück auf der Terrasse schmecken, als seine Frau plötzlich flüsterte: „Guck mal, ein Reh.“ Völlig ungeniert drehte es seine Runde, um dann an seinem Leibgericht zu zupfen.

Friedhofsgärtnermeister Heiner Knostmann beim Rasenmähen auf dem Katholischen Friedhof Schwerte.
Im Einklang mit der Natur lebt Friedhofsgärtnermeister Heiner Knostmann, der den Katholischen Friedhof in Schwerte pflegt, auch in seinem Zuhause in Villigst. © Reinhard Schmitz (A)

Dass der Gartenbesitzer nebenbei auch noch Jäger ist, konnte Waltraud nicht schrecken. Schließlich lümmelten dessen Dackel Theo und die Deutsch-Drahthaarhündin Frieda im Haus auf dem Sofa. „Mach schon mal den Grill an“, scherzten zwar später seine Jagdfreunde. Aber das kommt natürlich nicht in Frage.

Nicht nur, weil der Garten ein sogenannter „befriedeter Bezirk“ ist und derzeit für Rehe ohnehin die Schonzeit gilt. „Das ist unser Haustier, das lassen wir in Ruhe“, betont Heiner Knostmann. Er erfreue sich einfach daran, es zu beobachten – und opfert dafür sogar die Blütenpracht der gut 40 Rosenstöcke in seinem Beet. Die habe dieser nasse Sommer sowieso ziemlich verregnet.

Rehe folgen der Bebauung

„Rehe sind Kulturfolger, sie folgen der Bebauung“, erklärt Heiner Knostmann. Hinter seinem Garten wiegt sich ein 18 Hektar großes Weizenfeld. Dazwischen bietet ein Pflanzstreifen, den der Kreis Unna einmal als Ausgleichsfläche angelegt hat, weitere Versteck-Möglichkeiten: „Fürs Wild ist das ideal. Hier sagen sich wirklich Fuchs und Hase ‚Gute Nacht‘.“ Nur der vordere Bereich des Gartens ist zum Schutz der Zierpflanzen eingezäunt.

Jetzt warten die Hausbewohner schon immer voller Vorfreude darauf, dass Waltraud erscheint. „Sie kommt zu unterschiedlichen Zeiten“, berichtet Heiner Knostmann. Meistens zur Abendstunde gegen 19 oder 20 Uhr. Doch am Mittwoch (24.7.) gönnte sie sich auch schon gegen 6.15 Uhr ein Nasch-Frühstück. „Sie geht jeden Tag den gleichen Weg und guckt nach neue Knospen“, konnte der Gartenbesitzer beobachten: „Mittlerweile kennt sie jede Staude.“