In den Ämtern, die im Rathaus am Stadtpark untergebracht sind, mussten schon professionelle Security-Mitarbeiter für Ordnung sorgen. Ist es jetzt sogar nötig, die Dienstfahrzeuge der Stadtspitze zu schützen? Diese Frage ploppt unwillkürlich auf, wenn man das Stativ mit den technischen Geräten entdeckt, die auf dem Dach einer Garage hinter dem Rathaus I montiert worden sind. Aber sie überwachen etwas ganz Anderes: Regen, Wind und andere Klimadaten für ein Vorhaben des städtischen Projekts Smart City.

„Wir haben neun Wetterstationen beschafft“, berichtet Tristan Richter, Leiter des Büros Smart City. Damit solle ein flächendeckendes Netz über die ganze Stadt gespannt werden: „Ziel ist es, in jedem Stadtteil eine Station aufzubauen.“ Eine weitere sei für den Klimagarten vorgesehen, der in Wandhofen als Teil der Internationalen Gartenausstellung 2027 in der Nähe des Babywaldes entsteht. Die Geräte erfassen nicht nur Niederschlagsmengen, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, sondern auch Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Taupunkt und Feinstaubbelastung. Außerdem wird die Sonneneinstrahlung mit einem Solarpanel gemessen, das pfiffigerweise gleichzeitig die Stromversorgung der kompletten Anlage übernimmt.
Für Feuerwehr und Streudienst
Die gewonnenen Daten seien multifunktional nutzbar, erläutert Tristan Richter weiter: „Das kann man für Planungs- und technische Prozesse nutzen.“ Beispielsweise erhalte die Stadtplanung für die Verkehrsplanung Werte über den Feinstaub. Ganz praktisch wird aber auch die Feuerwehr gewarnt, in welchem Stadtteil ein Starkregen besonders heftig ausfällt und vielleicht mit Überschwemmungen in Straßenunterführungen gerechnet werden muss. Oder der städtische Baubetriebshof erhält im Winter Hinweise, in welchen Bereichen die Stadtteile bei drohendem Glatteis zuerst abgestreut werden sollten.

Die Wetterstationen liefern alle fünf bis zehn Minuten aktuelle Daten, so dass sogar im Sommer Hitze-Inseln live auf den Karten dargestellt werden können. Verbunden sind sie durch das sogenannte Lora-Netz der Stadtwerke Schwerte. Diese „Long Range Wide Area“-Technologie ermöglicht die Übertragung kleiner Datenmengen über große Reichweiten und wird schon zur Überwachung der Pegelstände von Schwerter Bächen genutzt. Diese sind ebenfalls auf dem Dashboard im Smart-City-Büro in der Factory 4 (ehemalige Hoesch-Verwaltung) an der Eisenindustriestraße mit dargestellt, auf dem alle Daten zusammenlaufen. Für die letzten 24 Stunden kann sie auch jeder Interessierte auf der Homepage von Smart City (smartcity.schwerte.de) einsehen - längere Zeiträume würden bei zu vielen Live-Zugriffen die Rechnerkapazitäten sprengen.
Daten sind online einzusehen
Seit Montag (17.6.) sind die Daten online - vorerst aus der ersten Station am Rathaus I. Die weiteren folgen voraussichtlich auf den Dächern der Feuerwehr-Gerätehäuser, weil diese fast in allen Stadtteilen zur Verfügung stehen. Weitere Dashboard-Tafeln werden in der Hauptwache der Feuerwehr und im städtischen Bauhof aufgehängt. Der könnte von einer Erweiterung des Projektes profitieren: Regensensoren, in das Erdreich eingesetzt, könnten den Gärtnern in Trockenperioden Hinweise geben, wo Gießen des Stadtgrüns bereits nötig ist und wo nicht.

Die Verarbeitung der Daten und die Darstellungen auf dem Dashboard hat das Team des Büros Smart City mithilfe eines speziellen Programms selbst entwickelt. Verwendet wurde öffentlich zugängliche sogenannte Open Source Software, die weiteren Städten erlaubt, ihre Sensoren einzubinden. „Wir hoffen, dass andere Kommunen als Partner beitreten“, sagt Tristan Richter. Auf diese Weise kann die weitere Finanzierung des Wetterstations-Projektes sichergestellt werden, wenn die derzeit 90-prozentige Förderung durch den Bund ausläuft: „Da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg.“