Besondere Aufmerksamkeit der Fußgänger, Auto- und Radfahrer erhielt der Tross aus gelben Warnwesten auf Höhe der McDonald’s-Filiale in Schwerte. Die mehr als 200 Streikenden zogen vom Freischütz kommend in Richtung Ültje-Werk auf der Binnerheide und mussten an der Fast-Food-Kette unter aufmerksamer Begleitung der Polizei die Hörder Straße passieren.
Spätestens in diesem Moment waren alle Augen auf die Plakate, Banner und Fahnen der Streikenden gerichtet, auf denen Sprüche wie „Laut für mehr Geld“ oder „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.“ zu lesen waren.

Warnstreik bei Intersnack
Am Montagmittag (23.9.) stand Schwerte erneut im Mittelpunkt des Warnstreiks bei Intersnack. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Dortmund hatte zuvor einen 24-Stunden-Warnstreik angekündigt. Die Produktion von Ültje-Nuss-Snacks sei dadurch genauso vom Warnstreik betroffen gewesen, wie die von Eigenmarken für Lidl, Rewe und Edeka.
Die Ültje-Snackfabrik in Schwerte stand damit erneut still, nachdem bereits Ende August ein Intersnack-Warnstreik die Produktion zumindest vorübergehend zum Erliegen gebracht hatte. Bereits am Sonntag (22.9.) um 22 Uhr war die Produktion im Ültje-Werk in Schwerte gestoppt worden.
Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Schwerte schlossen sich am Montag der Kundgebung am Freischütz an, ehe die Streikenden mit einem Demozug zum Intersnack-Werk in Schwerte zogen. Mit beim Protestzug dabei: Rund 90 Beschäftigte vom Warnstreik im Intersnack-Werk in Olsberg.
Die NGG fordert 9,9 Prozent mehr Lohn. Mindestens soll jeder der mehr als 17.000 Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Süßwarenindustrie jedoch mit 360 Euro mehr pro Monat nach Hause gehen. Für Azubis will die Gewerkschaft 190 Euro zusätzlich im Monat herausholen.
Alle drei Schichten betroffen
„Wir wollen dieses Mal noch lauter sein“, erklärte Samir Boudih, Gewerkschaftssekretär der NGG Dortmund, im Rahmen des Warnstreiks. Im Gespräch mit der Redaktion verriet er, dass dieses Mal alle drei Schichten der Produktion ihre Arbeit niedergelegt hätten.
„Es geht erst wieder in der Nacht zu Dienstag los. Und dann dauert es natürlich etwas, bis die Produktion wieder anläuft.“ Ganz bewusst habe man sich dazu entschieden, dieses Mal am Freischütz zu starten und entlang der Straßen zum Ültje-Werk zu ziehen, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Dadurch sehen die Menschen auf den Straßen mal, wer eigentlich dahinter steht.“

Bei Intersnack und in den anderen Betrieben der Branche herrsche „auf breiter Front Frust“ darüber, dass die Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen „extrem auf die Lohnbremse treten“. Auch bei der zweiten Verhandlungsrunde hätten sich die NRW-Vertreter vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) „völlig zugeknöpft gezeigt“, heißt es von der Gewerkschaft NGG.
„Brauchen saftige Lohnerhöhung“
Nach Gewerkschaftsangaben haben die Arbeitgeber „lediglich zwei Lohn-Minischritte“ angeboten: 2,8 Prozent im ersten und 2,2 Prozent im zweiten Jahr.
„Damit lassen sich die Löcher, die die Inflation in die Lohntüten der Beschäftigten gerissen hat und noch reißen wird, absolut nicht stopfen. Die Beschäftigten sollen munter Knabbereien und Süßes als ‚leckere Kalorien‘ produzieren. Die Arbeitgeber verordnen ihnen dafür aber eine krasse Lohn-Diät. Das funktioniert so nicht“, sagt Samir Boudih. „Wir brauchen eine saftige Lohnerhöhung, sonst gehen wir nochmal auf die Straße“, kündigt er an. Die Beschäftigten stünden voll und ganz hinter den Forderungen. Speziell während der Corona-Pandemie hätte die Süßwarenindustrie „ohne Ende Gewinne eingefahren“.

Auch Nihat Coban, Betriebsratsvorsitzender bei Intersnack in Schwerte, erklärte bei der Kundgebung: „Wir wollen nur ein Stück vom Kuchen haben.“ Jetzt sei man aber erst einmal auf das Angebot gespannt. Anfang Oktober 2024 treffen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber zur dritten und entscheidenden Verhandlungsrunde.
„Da geht es um alles: hopp oder top. Entweder machen die Süßwarenproduzenten einen gewaltigen Lohnschritt nach vorne – oder bei Intersnack in Schwerte und Olsberg läuft bald für längere Zeit keine Nuss-Tüte mehr vom Band“, sagt der Gewerkschaftssekretär der NGG Dortmund.