Die bequemen Zeiten für das Entrümpeln der Kleiderschränke und das Entsorgen der Altpapierstapel sind vorbei. Jahrzehntelang hatten sich die Schwerterinnen und Schwerter daran gewöhnt, dass alle drei Monate eine Altmaterialsammlung für einen guten Zweck organisiert wurde. Nach gutem Brauch fuhren dabei abwechselnd Lkw des Arbeitskreises Pater Beda und der Pfadfinder sämtliche Straßen der Ruhrstadt ab, um die Spenden aufzuladen.
Doch die Brasilien-Helfer von Pater Beda hatten die traditionelle Aktion bereits nach der Corona-Pause zum Jahresende 2021 komplett eingestellt. Jetzt reduzieren auch die Pfadfinder ihr Angebot. Wer die Sammlung am Samstag (5.4.) verpasst, muss jetzt auf die nächste Abholung bis zum Frühjahr 2026 warten – zumindest, wenn man die Säcke nicht zu den oftmals hoffnungslos überfüllten öffentlichen Sammelcontainern schleppen will.

Ankaufspreise stark gefallen
„Wir sammeln das nächste Mal im Frühjahr 2026“, informieren DIN-A5-große Flugblätter, die gut gelaunte Mädchen und Jungen in Begleitung ihrer Gruppenleiter kürzlich in den Briefkästen der Stadt verteilten. „Leider rentiert sich die Sammlung nicht mehr“, erklärt auf Nachfrage die Vorsitzende des Pfadfinder-Stamms Schwerte, Pauline Selve.
Den früher üblichen Erlös in Höhe einer fünfstelligen Summe erreiche sie schon seit mehreren Jahren nicht mehr, da die Ankaufspreise für Altpapier und Altkleider derart gefallen seien. Für den Unterhalt des Pfadfinderheims im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk Schwerte-Ost reiche die Summe allein nicht mehr aus: „Den Rest müssen die verkaufsoffenen Sonntage finanzieren.“ An denen beteiligen sich die Jugendlichen mit einem Stand, an dem unter anderem Würstchen verkauft werden.
Gleichwohl – so betont Pauline Selve – werde an der Altpapier- und Altkleidersammlung festgehalten: „Wir machen es gerne. Es ist trotzdem immer noch eine wichtige Aktion.“ Sie stärke auch das Gemeinschaftsgefühl, das gemeinsame Engagement für den Pfadfinder-Stamm und sein eigenes Heim.
Dafür organisiert die Vorsitzende jetzt zum dritten Mal federführend die stadtweite Aktion, an der sich nach ihren Angaben rund 20 bis 30 Freiwillige beteiligen. Die sechs Sammelfahrzeuge, mit denen sie die Häuser abklappern, werden von heimischen Unternehmen und der Stadt Schwerte als Sponsoren zur Verfügung gestellt. Umschlagplatz für das Verladen in Großcontainer ist in diesem Jahr das Ende der Margot-Röttger-Rath-Straße.
Abholung bis in den Abend
Die Pfadfinder bitten, Altpapier und Altkleider am Samstag (5.4.) gebündelt und gut sichtbar an die Straße zu stellen. Die Abholung finde bis in den späten Abend hinein statt. Sollten Spenden vergessen werden, so sei das Pfadfinderheim am Samstag (5.4.) ab 19 Uhr bis Sonntag (6.4.) um 13 Uhr unter Tel. (02304) 976 52 47 zu erreichen.
Als Erfinder der Altpapiersammlung gilt übrigens der Franziskaner-Pater Beda, dessen Bruder Bernhard Vickermann früher den bekannten sogenannten Vickermanns Hof in Ergste betrieben hat. Auf die Idee gebracht hatten ihn Jugendliche bei einem Heimatbesuch Anfang der 1960er-Jahre, als sie während einer Tour durchs Hönnetal bei Menden die Altmaterialstapel entdeckten, die vor einer Papierfabrik abgegeben wurden: „Das können wir doch auch.“
Bei 103 Aktionen allein in Schwerte kam bis Dezember 2019 soviel Altpapier zusammen, dass es einen Güterzug mit 420 Großraum-Waggons gefüllt hätte. Zum Transport aller Altkleider wären 300 große 40-Tonner-Lkw nötig gewesen. Mit dem Erlös der Aktionen, die sich später auf ganz Nordwestdeutschland ausbreiteten, finanzierte Pater Beda soziale Projekte in seinem Wirkungskreis in Brasilien.