Eigentlich hat Mukaddes Özbek Betriebswirtschaftslehre studiert. Doch das habe sich von Anfang an nicht richtig angefühlt, erklärt die zierliche junge Frau mit den langen dunklelbraunen Haaren. „BWL war so monoton, immer dasselbe. Ich wollte lieber etwas mit Menschen machen.“
Schon als Kind, erinnert sich die 34-Jährige, habe sie immer versucht, anderen zu helfen. „Viele sind mit ihren Problemen zu mir gekommen. Ich habe dann immer unheimlich gern zugehört und geholfen, wenn ich konnte.“ Deshalb sei sie trotz ihres abgeschlossenen BWL-Studiums auf die Idee gekommen, als psychologische Beraterin zu arbeiten.
Die Mutter eines siebenjährigen Sohnes bekommt dabei große Unterstützung durch ihre Familie. „Ich bin Türkin, und viele Türkinnen kümmern sich dann doch eher um die Kinder und den Haushalt“, erzählt sie. „Aber nur das – das war auch nicht alles für mich. Und meine Mama sagte: Mach einfach, was dich glücklich macht!“
Lernen, wenn das Kind schläft
Gesagt, getan: Mukaddes Özbek belegt verschiedene Kurse und nimmt zurzeit an einem Fernlehrgang als Heilpraktikerin für Psychotherapie teil. Momentan befindet sie sich in der Vorbereitung auf die amtsärztliche Prüfung. Die wird sie voraussichtlich im Oktober diesen Jahres oder im März nächsten Jahres absolvieren. „Bis dahin muss ich noch viel büffeln – meistens dann abends, wenn der Kleine im Bett ist“, erzählt die Schwerterin.
Das ist herausfordernd. Doch eine perfekte Ausbildung ist ihr wichtig: „Eine gute Vorbereitung muss sein. In dem Bereich gibt es einfach zu viele schwarze Schafe.“ Deshalb ist Özbek in ihren Räumlichkeiten an der Hörder Straße 65 seit diesem Juli zunächst als „psychologische Beraterin“ oder „Personal Coach“ tätig. In zwei gemütlich eingerichteten Räumen bietet sie Lebens-, Partner- und Familienberatung an, spricht mit ihren Klientinnen und Klienten über Persönlichkeitsentwicklung, private Konflikte und Stress im Beruf.

Hemmschwelle
Was sie dabei immer wieder sagt: „Um glücklich zu sein, muss man etwas für sich tun.“ Wenn die Menschen zu ihr kommen, muss sie oft dabei helfen, tief sitzende Probleme überhaupt zu benennen. Die Hemmschwelle sei unheimlich hoch. „Manche brauchen eine Weile, bis sie den Grund für ihre Konflikte über die Lippen bringen.“ Doch es würde helfen, offen darüber zu sprechen. „Viele denken auch, mit einer Sitzung ist es getan. Doch es gibt Probleme, die über Jahre hinweg entstanden sind. Die kann man nicht an einem Tag lösen.“
Vielen falle es schwer, sich einzugestehen, dass man Hilfe brauche. „Man verschiebt das immer wieder. Aber sich dann einen Ruck zu geben – das ist die richtige Lösung.“ So sei eines Tages eine Frau ohne Termin vorbeigekommen – und habe einfach angefangen zu reden. „Sie hatte sich das wohl fest vorgenommen, und dann hörte sie nicht mehr auf zu sprechen. Das hat ihr, glaube ich, sehr gut getan“, erinnert sich die Beraterin.
Mehr Miteinander
Die Menschen und ihre Geschichten – das ist es, was die junge Schwerterin reizt. „Jeden Tag spreche ich mit anderen Leuten und lerne sie kennen.“ So seien auch schon Eltern mit ihren Kindern gemeinsam bei ihr gewesen. „Dann sprechen wir zum Beispiel darüber, warum es immer Streit über Dinge wie Hausaufgaben oder Handynutzung gibt.“
In Sachen Hausaufgaben hat Mukaddes Özbek eine grundsätzliche Regel: „Eltern sollten versuchen, auch die Seite ihrer Kinder zu sehen, sich in sie hineinzuversetzen. Und man sollte möglichst freundschaftlich mit seinem Kind sprechen. Auch wenn es mal schwer fällt.“ Anstelle von Kritik sollte eine Belohnung stehen – und zwar in Form von gemeinsamer Zeit. „Man kann sagen: Wenn du das geschafft hast, dann machen wir was Schönes zusammen.“
Denn ein Team zu sein – das fällt in Zeiten von Tablets und Smartphones immer schwerer. „In vielen Familien gibt es gar kein richtiges Miteinander mehr. Das finde ich ganz schlimm.“

Familie hilft
Immer häufiger gebe es auch Klientinnen und Klienten, die in dem Spagat zwischen Familie und Beruf nicht zurechtkommen. „Hier muss man lernen, im Beruf auch mal nein zu sagen – und sich darüber bewusst zu sein, dass nicht alles perfekt klappen muss.“ Das, betont die 34-jährige, wisse sie aus eigener Erfahrung. „Bei mir bleibt auch vieles liegen“, sagt sie und lacht.
Zum Glück hat Mukaddes Özbek die volle Unterstützung ihrer Familie – das Haus, in dem sie ihre Beratungen anbietet, gehört ihren Eltern. „Auch meine Urgroßeltern leben noch hier, und mein Bruder. Alle helfen gern, zwischendurch mal auf meinen Sohn aufzupassen.“
Und über diese Hilfe ist die Schwerterin sehr glücklich.
- Grundsätzlich hat die Beratung an der Hörder Straße 65 zwischen 9 und 11 Uhr geöffnet. Man kann aber auch einen Termin vereinbaren. Auf dem Handy ist Mukaddes Özbek unter (0176) 83 37 39 67 durchgehend erreichbar.
- Momentan kann man die Leistungen noch nicht über die Krankenkasse abrechnen – das wird sich nach der amtsärztlichen Prüfung ändern. Das erste Gespräch ist immer eine kostenlose Kennenlern-Stunde.
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