„Pandemieende“ und Wegfall der Maskenpflicht Gesundheitskräfte zwischen Erleichterung und Skepsis

Wegfall der Maskenpflicht: Gesundheitskräfte zum Teil noch skeptisch
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Keine FFP2-Maske mehr, die die Atmung, das Sprechen oder die Sicht behindert. Keine regelmäßigen Corona-Tests mehr, die Zeit kosten. Aufgrund der zunehmenden Immunisierung der Bevölkerung gegen das Coronavirus durch Impfung oder Erkrankung fiel am Mittwoch (1. März) die Masken- und Testpflicht für Beschäftigte in Gesundheitsberufen weg.

Weder in Altenpflegeeinrichtungen, noch in Krankenhäusern oder Arztpraxen müssen die Mitarbeitenden weiterhin Masken tragen. Die Vertreter der Gesundheitsberufe in Schwerte begegnen der wiedergewonnenen Freiheit mit gemischten Gefühlen.

Skepsis bei den Hausärzten

„Ich würde empfehlen, die Schutzmaske weiter zu tragen“, erklärt Hausarzt Philipp Ammon. In seiner Praxis würden die Mitarbeitenden auch freiwillig weiter einen Mund- und Nasenschutz tragen. Alleine aus infektiologischen Gründen sei dies sinnvoll. Seine Mitarbeitenden würden sich außerdem solidarisch mit den Besuchern der Praxis zeigen, für die die Maskenpflicht noch bis zum 7. April gilt.

Ähnlich praktiziert es die Arztpraxis Ewers. „Wir tragen in der Praxis weiter Maske“, berichtet die Ehefrau von Markus Ewers. „Aktuell gibt es ja eine Grippewelle und auch immer wieder steigende Zahlen der Infektionen mit dem Coronavirus.“

Kommunikation über Mimik

Anders sieht es da schon in der Altenpflege aus. „Wir befürworten das Ende der Maskenpflicht“, erklärt Thomas Buschmann Leiter des Klara-Röhrscheidt-Hauses, der Diakonie Mark-Ruhr. „Für die Mitarbeitenden ist das wirklich eine Erleichterung und auch für die Bewohner ist es angenehmer.“

Eine ganz andere Nähe zu den zu Betreuenden sei möglich, da Emotionen auch wieder über Mimik mitgeteilt werden könnten. Für die Sozialkontakte der Bewohner sei die Situation klar von Vorteil, „gerade für Menschen mit einer Demenzerkrankung, die sich schwieriger über Sprache mitteilen können, ist die Kommunikation über Mimik wichtig.“

Gerade für die Bewohner der Altenpflegeheime sei eine Betreuung ohne Maske angenehmer.
Gerade für die Bewohner der Altenpflegeheime sei eine Betreuung ohne Maske angenehmer. © picture alliance/dpa

Trotzdem bliebe man nach wie vor wachsam. „Wenn eine Pflegekraft Symptome hat, dann macht sie natürlich einen Test und trägt erstmal eine Maske.“ Diese Maßnahmen hätte man seit Pandemiezeiten zur Hand und sie seien letztendlich auch der Grund dafür, dass es in letzten drei Jahren keinen Bewohner im Klara-Röhrscheidt-Haus gegeben habe, der durch Corona verstorben sei.

Aufbruchstimmung

Trotzdem gäbe es jetzt erstmal Grund zur Freude. „Die Sonne scheint und heute (1. März) haben wir hier eine kleine Aufbruchstimmung.“ Diese Aufbruchstimmung macht sich auch am Marienkrankenhaus bemerkbar. Von einem Spuk, der sich nun allmählich auflöse, ist in einer Pressemitteilung des Klinikums die Rede. Außerdem wird eine Bilanz gezogen.

„Das Hygieneteam, die Beschäftigten – besonders auf den Intensiv- und Covid 19-Stationen - haben einen tollen Job gemacht“, erklärt Chefarzt Thomas W. Spahn. 1671 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung seien in den letzten knapp drei Jahren im Marienkrankenhaus behandelt worden, doch auch Mitarbeiter hätten sich in der Zeit insgesamt 733 Mal mit dem Virus infiziert.

Pressesprecher Detlev Schnitker betont, dass es sich bei dem Weitertragen der Maske um eine freiwillige Maßnahme handle. „Wahrscheinlich ist es sinnvoll, in einer Übergangszeit von ein paar Wochen, weiterhin einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. Im direkten Umgang mit den Patienten würden die Mitarbeiter des Marienkrankenhaus wohl auch erstmal weiter auf die Maske setzen.“ Es spräche aber nichts dagegen, in den Büros oder Fluren auf eine Maske zu verzichten.

Durchgestanden seien die Pandemie und ihre Folgen damit noch nicht, wie Jürgen Beyer, Geschäftsführer des Marienkrankenhauses erklärt: „Trotz des Pandemieendes werden uns die wirtschaftlichen Auswirkungen noch lange beschäftigen. Für mich ist es jedoch wichtiger, dass wir Corona unter dem Strich mit vereinten Kräften gut gemeistert haben.“

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