Ihn auf dem Siegertreppchen zu sehen, daran hatte man sich schon fast gewöhnt. Aber dann gab es noch diesen einen Moment im Leben des Schwerter Ausnahme-Sportlers, der sich ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt hat.
Jedes Mal, wenn die Olympischen Spiele beginnen, hat man wieder das Bild vor Augen: Die riesige schwarz-rot-goldene Flagge schwenkend, marschierte der Kanute Detlef Lewe aus Schwerte an der Spitze der deutschen Mannschaft zur Eröffnung der Spiele 1972 ins Olympiastadion in München ein.
Ein Titel nach dem anderen
Die Wahl zum Fahnenträger war ein Höhepunkt der erfolgreichen sportlichen Laufbahn des gelernten Metzgermeisters. Im Einer-Canadier sammelte er in den 1960er- und 1970er-Jahren einen Titel nach dem anderen: dreimal Weltmeister, zweimal Europameister und 33-facher deutscher Meister.
Nur bei Olympia, wo er zwischen 1960 und 1972 viermal an den Start ging, blieb ihm das ganz große Glück versagt. In Mexiko errang er immerhin die Silbermedaille. Als ihm in München die Bronzemedaille um den Hals gehängt wurde, war übrigens ein Schwerter live dabei. Heinrich Schnitzler, der sich als Platzanweiser bei der Olympiade beworben hatte, gelang aus dem Publikum der Schnappschuss seines Lebens.

Bei der Rückkehr bereiteten die Schwerterinnen und Schwerter ihrem Kanu-Idol einen begeisterten Empfang. Dicht an dicht standen sie jubelnd vor der Rathaustreppe, um Detlef Lewe zu feiern und möglichst auch ein Autogramm des Ausnahmensportlers zu erhaschen, dessen Karriere 1963 in Jugoslawien mit dem ersten Vorstoß in die internationale Spitze begonnen hatte. Aus persönlicher Sicht bezeichnete er einmal die Doppelweltmeisterschaft 1971 in Belgrad als den Höhepunkt seiner Karriere.

In Anerkennung der Verdienste um das Ansehen der Ruhrstadt wurde Detlef Lewe im November 1968 der erste Ehrenring, die höchste Auszeichnung der Stadt, verliehen. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn gab der Spitzensportler seine Erfahrung beim Kanuverein Schwerte als Nachwuchstrainer weiter. Ende der 1990er-Jahre verkaufte er dann sein Fleischerfachgeschäft an der Hüsingstraße, das immer noch seinen Namen trägt, um seinen Lebensmittelpunkt nach München zu verlegen.
Alle Flaggen auf Halbmast
Nach kurzer, schwerer Krankheit starb Detlef Lewe am 1. Oktober 2008 im Alter von 69 Jahren. Die Beerdigung im Familiengrab auf dem Evangelischen Friedhof an der Hörder Straße fand unter großer Anteilnahme statt. Der damalige Bürgermeister Heinrich Böckelühr ordnete Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden an.
Schon zu Lebzeiten war dem größten Sportler der Stadt eine Straße gewidmet worden. Anlässlich seines 60. Geburtstag wurde die Sackgasse zum Bootshaus in „Detlef-Lewe-Weg“ umbenannt. Als das Schild enthüllt wurde, stockte vielen der Atem. Die Stadt hatte den Vornamen irrtümlich mit einem „v“ enden lassen und musste schleunigst eine neue Tafel bestellen. Die alte fand als Kuriosum einen Platz in der Gastronomie des Kanuvereins.
