Wenn das rhythmische „bab-bab-bab“ so markant und tief aus den allgegenwärtigen Motorengeräuschen auf den Schwerter Straßen herausklingt, werden Menschen auf den Bürgersteigen hellhörig. Passanten drehen ihre Köpfe zu dem knallroten Porsche mit den riesigen Treckerrädern und dem grobstolligen Gummiprofil. Ein unverwüstlicher Zweitakter tuckert unter dem elegant geschwungenen Blech, das eindeutig die Handschrift des Sportwagenbauers trägt. Der konnte in der Wirtschaftswunderzeit auch den Bauern auf charmante Weise Schwung in ihre Betriebe bringen.

Ein Führerhaus gibt es nicht
Der Oldtimer, der seit Monaten in Schwerte für Furore sorgt, bewies allerdings noch ganz andere Qualitäten. „Er war früher ein Rangiertrecker“, berichtet Maximilian Uhlenbrock (17), der es sichtlich genießt, vor dem Open-Air-Lenkrad zu thronen. Auf dem Acker sei das Fahrzeug nie zum Einsatz gekommen. Allerhöchstens vielleicht mal, um Grünschnitt abzufahren. Da brauchte man wohl kein Dach über dem Kopf, geschweige denn ein Führerhaus. Die gefederte Sitzschale reichte vollkommen aus – und das spartanisch ausgestattete Armaturenbrett.
Allgaier-Porsche von 1957
„Das ist ein Allgaier-Porsche“, weiß Maximilian Uhlenbrock. 1957 – sechs Jahre bevor der Sportwagenbauer den Treckerbau für immer einstellte – wurde seine Fahrgestellnummer massiv in den Rahmen geschlagen. Treu und brav verrichtete der 18-PS-Diesel seinen Dienst, bevor er irgendwann in einer Garage verschwand. Angeboten als „Scheunenfund“, entdeckte der zwischen gestorbene Großvater des heutigen Besitzers den tollen Trecker in einer Kleinanzeige: „Er war noch fahrbar.“ Deshalb konnte er zu einem Bekannten gebracht werden, der ihn von Grund auf wieder aufmöbelte. Zum Glück seien alle großen Teile noch montiert oder in der Nähe abgelegt gewesen. Denn Ersatz zu beschaffen, das wäre eine noch schwierigere Aufgabe geworden.

Das Ergebnis der ebenso fachkundigen wie liebevollen Restaurierung ließ die Augen der Prüfer bei der anschließenden Untersuchung leuchten. „Der TÜV sagte, der Porsche sei eigentlich viel zu schade, um ihn zu fahren. Eher etwas für das Museum“, erzählt Maximilian Uhlenbrock. Der 17-Jährige, der extra den nötigen Traktorführerschein erwarb, hegt und pflegt das Liebhaberstück. Angelassen wird sein Motor nur als Wochenend-Hobby, beispielsweise um mit Freunden und Bekannten Holz zu machen oder andere Transporte durchzuführen. Dann zeigt der zuverlässige Oldtimer, welche Kraft immer noch unter seiner schicken Motorhaube steckt: „Da kriegt man ordentlich was geschafft.“

Es wäre sogar möglich, den Trecker als Zugpferd für eine gemütliche Runde beim Schützenfest, für einen Vatertagsumzug oder zu ähnlichen Anlässen vorzuspannen. Bislang darf nur eine Person auf dem harten Sitz auf dem Kotflügel mitfahren – im rechten Winkel zu dem Mann am Lenkrad. Um auch den Anhänger für den Transport von Personen zu nutzen, müsste er mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet werden, auf denen die Fahrgäste gesichert werden könnten, weiß Maximilian Uhlenbrock.
Zur Schule lieber per Simson
Und für den täglich Weg zum Unterricht? „Zu schade“, sagt der 17-Jährige und schüttelt mit dem Kopf. Außerdem müsste er dann wohl den Wecker morgens erheblich früher neben seinem Bett klingeln lassen. Denn mit maximal Tempo 20 von Villigst über die Ruhrbrücke zur Gesamtschule Gänsewinkel herunterzutuckern, das wäre sehr gemütlich: „Mit dem Moped geht es schneller.“ Die kultige Simson, immerhin Star einer eigenen Doku-Fernsehserie im MDR, zieht auch die Blicke an.