Bei Ahmad Shbat (41) von gelungener Integration zu sprechen, wäre im Grunde untertrieben. „Deutschland ist meine neue Heimat“, sagt der 41-Jährige heute zufrieden. 2013 flüchtete er mit seiner Familie vor dem Krieg in Syrien.
Über den Libanon kam die Familie 2015 nach Deutschland. Mittlerweile besitzen Ahmad, dessen Frau und die fünf Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit. Am vergangenen Freitag (8.12.) erfüllte sich der gebürtige Syrer dann seinen Lebenstraum: Er eröffnete seinen ersten eigenen Friseursalon, mitten in Schwerte im City-Center.
Ahmads Geschichte beginnt in Daraa, einer Stadt im Südwesten von Syrien. Dort wurde er geboren, berichtet er. „Mit zehn, elf Jahren habe ich schon die Haare von meinem Neffen geschnitten“, erinnert er sich zurück. Ahmad spricht gut Deutsch, lediglich bei einzelnen Worten muss er kurz überlegen. „Das waren damals meine ersten Versuche, Haare zu schneiden. Aber ich wollte das immer schon beruflich machen“, sagt er und schmunzelt. Mit 17 erlernte er schließlich den Beruf des Friseurs, genau genommen den des Herrenfriseurs.
„Versucht, mein Leben zu verbessern“
Danach arbeitete Ahmad in verschiedenen Ländern, unter anderem in Saudi-Arabien und Jordanien. „Mit den Jobs dort habe ich versucht, mein Leben zu verbessern“, erzählt er und wirkt dabei nachdenklich. Denn wirklich besser wurde es zunächst nicht. 2013 musste Ahmad mit seiner Familie vor dem Krieg in Syrien flüchten. Im Libanon gab es zunächst Schutz. „Ein gutes Leben war es im Libanon aber auch nicht.“
Nach zwei Jahren im benachbarten Libanon veränderte sich das Leben der Familie dann noch einmal schlagartig, was auch mit einer schweren Augenerkrankung der ältesten Tochter zusammenhing: Ahmads Tochter war am Grünen Star erkrankt, dringend nötige Operationen konnten jedoch im Libanon nicht vorgenommen werden.
„Über UNICEF sind wir nach Deutschland gekommen, damit sie hier operiert werden kann“, erklärt Ahmad. Gleich mehrfach musste sich seine Tochter, die heute 16 Jahre alt ist, Operationen unterziehen. Auf einem Auge hat sie mittlerweile nur noch zwei Prozent Sehfähigkeit. Über den Umstand, dass in Deutschland ein völlig neues Leben bevorstand, konnte sich Ahmad unterdessen kaum Gedanken machen.
Flüchtlingsunterkunft in Niedersachsen
„Am Anfang hatte ich Angst. Es wird ein komplett neues Leben, eine komplett neue Kultur. Aber ich habe nur an meine Tochter gedacht und deshalb habe ich mich auch sehr gefreut, dass wir nach Deutschland kommen konnten“, sagt er erleichtert.
Der 41-Jährige kam mit Frau und Kindern zunächst für zwei Wochen in einer Flüchtlingsunterkunft in Friedland (Niedersachsen) unter. „Das war schlimm“, sagt Ahmad mit nachdenklicher Miene. Durch die große Anzahl Geflüchteter im Jahr 2015 sei die Flüchtlingsunterkunft dramatisch überfüllt gewesen. Doch Schritt für Schritt erarbeitete sich Ahmad sein geregeltes Leben zurück. Sein Ziel, einen eigenen Friseursalon zu eröffnen, habe er immer im Hinterkopf gehabt, gibt er lächelnd zu.

Mit seiner Familie bezog Ahmad vorübergehend eine Sozialwohnung in Lütgendortmund, die große Tochter konnte zudem bereits zur Schule gehen. „Die Kinder haben sich sofort an das Leben gewöhnt, alle haben sich schnell integriert und andere kennengelernt.“ Nach wenigen Monaten zog die Familie nach Hörde, Ahmad belegte einen Deutschkurs und begann später – zum zweiten Mal – eine Ausbildung zum Friseur.
Eine große Stütze war zu jener Zeit Nachbarin Sabine Schopp, die schnell einen engen Draht zu Ahmad und dessen Familie aufbaute. „Ich habe ihn ein bisschen überredet, hier nochmal eine Friseurausbildung zu machen, um auch Damenfrisuren machen zu können“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.
Schrebergarten in Dortmund
Ahmad absolvierte die Ausbildung mit Bravour, arbeitete zudem währenddessen nebenbei in Friseursalons in Lünen, Hagen und Dortmund. Sabine Schopp unterstützte die Familie bei Anträgen – und half Ahmads Frau ebenfalls dabei, Deutsch zu lernen.
„Das war natürlich ein Austausch der Kulturen“, erinnert sie sich und ergänzt: „Die Familie ist das Beste, was mir passiert ist. Diese Herzlichkeit und Freundlichkeit ist unglaublich.“ Heute teilen sich Sabine Schopp und Ahmads Familie einen Schrebergarten in Dortmund-Hörde. Ahmad ist vollends angekommen in Deutschland.

Nach der Ausbildung besuchte der 41-Jährige die Meisterschule. Das Ziel des eigenen Friseursalons trieb ihn immer weiter an. Im September 2023 erhielt er dann schließlich den Meisterbrief – und seine Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. „Das war mein Traum“, betont Ahmad sichtlich glücklich.
Sohn ist „Dortmunder“
An die syrische Heimat muss Ahmad trotzdem denken. „Es ist mein Geburtsort, wegen des Krieges können wir aber nicht wieder einfach dorthin. Richtig traurig ist es, wenn es jemandem aus der Familie schlecht geht oder jemand sogar stirbt. Dann kann man nicht vor Ort sein.“
Seine Kinder würden zwar immer wieder mal nach Syrien fragen und wie es denn dort sei, hätten sich jedoch ebenfalls bestens in Deutschland eingelebt. Sein Sohn, gleichzeitig das jüngste Kind (7), ist sogar „echter Dortmunder“ sagt Ahmad und lacht, da der heute Siebenjährige in der Schwerter Nachbarstadt zur Welt kam.
Bei der Suche nach einem Friseursalon wurde Ahmad schließlich in Schwerte fündig. Im City-Center hat er sich am vergangenen Freitag mit seinem eigenen Salon „Goldener Kopf“ seinen großen Wunsch erfüllt. „Ich habe mich sehr gefreut, war aber auch ein bisschen nervös“, gibt er zu.
Die schwarzen Luftballons sowohl am Eingang als auch im Laden deuten noch immer auf die Eröffnung hin. Von Montag bis Samstag (Öffnungszeiten siehe Infokasten) ist Ahmad ab sofort gemeinsam mit seiner Angestellten Ahu, mit der er die Meisterschule besuchte, für seine Kundinnen und Kunden in Schwerte da. In Zukunft soll eine Kosmetikerin das Team noch ergänzen.
„Bis Ende Dezember gibt es 15 Prozent Rabatt, beim zehnten Mal gibt es außerdem 20 Euro Rabatt“, erklärt Ahmad. Waschen, schneiden, Föhnen (Herren) gibt es ab 20 Euro. Für Damen gibt es das ab 50 Euro. Ahmad, der aktuell mit seiner Familie in Hagen lebt, möchte im kommenden Jahr nach Schwerte ziehen. Deutschland ist unterdessen längst seine Heimat geworden.
- Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr, Samstag von 8 bis 16 Uhr
- Adresse: Am Markt 11, 58239 Schwerte
- Erreichbarkeit: Tel. (02304) 966 61 61
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