Mittlerweile ist auch schon eine Schaufensterscheibe gesprungen. Farbschmierereien überdecken sich längst gegenseitig. Mit jedem Tag Leerstand – so hat es den Anschein – verwahrlost die Fassade des ehemaligen Netto-Marktes an der Bahnhofstraße 15/17 noch mehr.
Doch es gibt Hoffnung für die markante Immobilie. Denn für das Objekt wird ein neuer Besitzer gesucht. Das Amtsgericht Schwerte hat es zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben. Der Termin ist für den 19. Februar 2024 (Montag) um 10 Uhr angesetzt.
Verkehrswert bei 448.000 Euro
Den Verkehrswert für das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus hat das Amtsgericht auf 448.000 Euro festgesetzt. Auf einem 960 Quadratmeter großen Grundstück verfügt es über vier Wohnungen und eine Gewerbeeinheit. Im anliegenden Gutachten wird von einem Bodenrichtwert von 270 Euro pro Quadratmeter ausgegangen.

Nach dem ursprünglichen Baujahr 1894 wurde das Haus über die Jahre hinweg immer wieder umgewandelt, heißt es im Gutachten zum Verkehrswert. Darin wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Sachverständige das Objekt bei einem Ortstermin nicht betreten und somit nicht von innen besichtigen konnte.
Für seine Ermittlungen konnte er deshalb auf nur Bauakten und das äußere Erscheinungsbild des Hauses zurückgreifen. Deshalb sei ein 10-prozentiger Sicherheitsabschlag vom Verkehrswert vorgenommen worden. Weitere 10 Prozent wurden wegen des Leerstands des Gebäudes abgezogen, der mögliche Mängel verursachen könne.
Anliegerbeiträge noch offen
Außerdem – so das Gutachten weiter – stehe die Bezahlung der Anliegerbeiträge in Höhe von 12.800 Euro an die Stadt Schwerte noch aus. Die hatte in den Jahren 2017/18 die Bahnhofstraße aufwendig zu einer Art Boulevard umgestaltet und die Eigentümer der angrenzenden Grundstücke an den Kosten beteiligt.

In der aufgehübschten Straße ist der ehemalige Netto immer mehr zum Schandfleck geworden, seitdem der Discounter im Juni 2017 ausgezogen ist. Die Gaststätte „Zum Brauhaus“ im Kellergeschoss war schon 2011 nach dem plötzlichen Tod der letzten Wirtin Margret Kamphausen für immer geschlossen worden. Ihr Schild hängt immer noch über der Eingangstür.
Viele Umbaupläne versandeten
Mehrfach gab es große Pläne für die Immobile, nachdem sie im Jahre 2015 von einem Unternehmerpaar aus Bönen gekauft worden war. Mal sollte sie teilweise umgebaut und aufgestockt werden, mal war ein Abriss mit Neubau im Gespräch. Mal sollte das Erdgeschoss als Ladenlokal, dann für eine Pflege-Einrichtung genutzt werden, wie sie die Käufer in Bönen betrieben.
Als dort die Staatsanwaltschaft im Jahre 2021 Hausdurchsuchungen anordnete, starben die Pläne für die Bahnhofstraße wohl endgültig. Die Anklagebehörde ermittelte wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Die Schadenshöhe, die dem Unternehmer zur Last gelegt wurde, lautete auf 8 Millionen Euro.
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