Dortmunderinnen und Dortmunder müssen sich bald an einen neuen Straßennamen gewöhnen: Aus der Nettelbeckstraße im Norden der Stadt wird die May-Ayim-Straße.
Hintergrund ist der ursprüngliche Namensgeber dieser Straße: Joachim Christian Nettelbeck. Als Kapitän eines Schiffes brachte Nettelbeck (1738 - 1824) afrikanische Sklaven nach Europa und beteiligte sich damit direkt am Kolonialismus und Menschenhandel. Später feierten ihn die Nationalsozialisten als patriotischen Helden. Für die Dortmunder Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum ist klar: Nach einem wie Nettelbeck sollte besser keine Straße benannt werden.
Was passiert mit der Nettelbeckstraße in Schwerte?
Da liegt der Gedanke nahe, auch auf die Nettelbeckstraße in Schwerte einen genaueren Blick zu werfen: Wem ist diese Straße gewidmet? Würde hier ebenfalls eine Umbenennung infrage kommen? Auf Nachfrage unserer Redaktion konnte die Stadt Schwerte zunächst keine genauen Informationen herausgeben.
„Auf Ihre Anfrage hin stellen wir nun fachgerechte Recherchen zum Thema Nettelbeck an“, teilte Stadt-Pressesprecher Ingo Rous mit. Das Stadtarchiv werde sich mit dem Ursprung des Namens befassen.
Bürgermeister Dimitrios Axourgos nehme die Anfrage sehr ernst und erkenne die Dringlichkeit. Sobald eine Stellungnahme des Stadtarchivs vorliege, werde er die Erkenntnisse im Ältestenrat zur Beratung mitnehmen, so Rous. So könne ein Antrag auf die Straßenumbenennung vorbereitet, und auf die politische Reise geschickt werden.
Deutschlandweiter Diskurs
Von Kleinstadt bis hin zu Weltmetropole: Der Diskurs beschäftigt deutschlandweit die Städte. Neben Dortmund haben die Städte Hamburg und Berlin ihre Nettelbeckstraßen bereits umbenannt. In Erfurt wurde das Nettelbeckufer mit einem Zusatz versehen, der Hintergrundinformationen über Joachim Nettelbeck liefert.
In Schwerte gab es zuletzt 2014 eine Straßenumbenennung aufgrund der historisch festgehaltenen Nähe zum Nationalsozialismus: Die Agnes-Miegel-Straße, die sich in direkter Nachbarschaft zur Nettelbeckstraße befand, wurde zur „Kleinen Feldstraße“.
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