Nazis versteckten geheime Munitionsfabrik auf dem Nickelwerk-Gelände hinter hohen Pappeln

© Reinhard Schmitz

Nazis versteckten geheime Munitionsfabrik auf dem Nickelwerk-Gelände hinter hohen Pappeln

rnHäuser erzählen

Verlassene Industriebauten stehen am Ende einer Betonstraße hinter dem Edeka in Holzen. Sie wurden 1936 als Geheimprojekt für die Rüstung im Zweiten Weltkrieg hochgezogen.

Holzen

, 16.03.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Munitionsfabrik“, flüsterten die Schwerter. Eine verwachsene Betonstraße führt hinter dem Edeka am Rosenweg zu einem Tor auf dem Nickelwerk-Gelände, das in der NS-Zeit ein streng geheimes Rüstungsprojekt verbarg.

„Ende August 1936 erfolgte der erste Spatenstich zur Errichtung einer Fabrikanlage zur Herstellung von Erzeugnissen ,ausschließlich für die Wehrmacht‘, wie es im Baugenehmigungsverfahren hieß“, berichtete Hans-Jürgen Thiel, der 40 Jahre lang im Nickelwerk beschäftigt war und dessen Geschichte erforscht hat, der Redaktion.

Auf 5000 Quadratmetern entstand eine für nichts Anderes als Rüstungsgüter konzipierte Fabrik. Um sie vor „Feindfliegern“ zu verstecken, wurden entlang der Werksmauer die schnellwüchsigen Pappeln gepflanzt, die sich heute noch hinter dem Acker an der Straße „Zum großen Feld“ in den Himmel recken.

Tarnname „Metallwerk Wandhofen“

„Das Machtbestreben der Deutschen Wehrmacht sollte in nicht unerheblicher Weise von Schwerte aus befriedigt werden“, wusste Thiel. Das neue Unternehmen erhielt den Namen „Metallwerk Wandhofen GmbH“, weil seine Flurfläche damals noch zu Wandhofen gehörte. Sein Grundkapital betrug 300.000 Reichsmark, so der Chronist: „Die Geschäftsführung nahm der Vorstand der Vereinigten Deutschen Nickelwerke in Schwerte wahr.“

Der ließ die Gleise seiner Werksbahn auch bis in die neue Fabrik hinein verlängern.

„Trotz allergrößter Geheimhaltung über die Art und Menge der in den Jahren 1937/38 anlaufenden Produktion hieß das Unternehmen im Volksmund rasch die ,Munitionsfabrik‘“, berichtete Hans-Jürgen Thiel. Während des Zweiten Weltkriegs habe das unscheinbare Verwaltungsgebäude, das immer noch neben dem Werkmauer-Tor steht, die Sozialräume für viele Hundert Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beherbergt, die in einem Barackenlager an der Betonstraße hausten.

Zuletzt eine Besteckfabrik

Später stellte das Nickelwerk in dem Komplex Besteck und Tafelgeräte her. Das Verwaltungsgebäude diente ab 1976 einer gemeinsamen Ausbildungswerkstatt mit der Gießerei Hundhausen. Auch die Betriebskrankenkasse nutzte es zeitweilig. Nach den wirtschaftlichen Turbulenzen im Nickelwerk zu Anfang dieses Jahrhunderts steht es schon lange leer.

Bewegung ist aber auf dem angrenzenden ehemaligen Grabeland vor der Werkmauer in Sicht. Dort plant die Gemeinnützige Wohnungsbau-Genossenschaft (GWG) ein großes Neubaugebiet.