
Sicher im Nahverkehrsmuseum Dortmund steht der Triebwagen 290, der aus dem gescheiterten Straßenbahnmuseum im AW Schwerte-Ost gerettet worden ist. © Reinhard Schmitz
Gescheiterter Traum: Straßenbahn-Trio aus Schwerter Museum gerettet
Eisenbahn-Ausbesserungswerk Schwerte
Alles musste raus, als das Straßenbahnmuseum in Schwerte-Ost vor 20 Jahren scheiterte. Drei Oldtimer haben sich ins Nahverkehrsmuseum Dortmund gerettet.
Zum Ersten, zum Zweiten und... Unter dem Hammer des Gerichtsvollziehers endete im Mai 2000 der Traum vom Straßenbahnmuseum im alten Eisenbahn-Ausbesserungswerk. Während viele Schätzchen der umfangreichen Fahrzeugsammlung später auf den Schrott wandern mussten, fanden zumindest elf historische Bahnen – meist für ein paar Hundert Euro – neue Liebhaber.
Sie wurden in alle Winde zerstreut. Drei von ihnen haben inzwischen aber im Nahverkehrsmuseum Dortmund-Nette eine neue Heimat gefunden.
Es war einmal: Straßenbahnfahrten in Schwerte-Ost
Den Eisenbahnfreunden hatte das Herz geblutet, als sie nach der Auktion mit ansehen mussten, wie ihre Wagen einer nach dem anderen mit dem Mobilkran auf Tieflader gehoben und abtransportiert wurden. Das Gelände rund um die frühere Lok-Anheizhalle in Schwerte-Ost war wieder verwaist. Die Natur eroberte schnell die Gleisanlagen zurück, auf denen man jahrelang zu einer kleinen Spritztour in die alten Straßenbahnen einsteigen konnte.

Auch das gab es im Straßenbahnmuseum im Eisenbahn-Ausbesserungswerk Schwerte-Ost: Tauziehen mit einer Dortmunder Straßenbahn im Juli 1996. © Reinhard Schmitz
Aus Dortmund und Düsseldorf, aus München und Rostock – von Straßenbahnbetrieben aus ganz Deutschland hatte die kleine, aber rührige Gruppe von Museumsmachern seit Mitte der 1990er-Jahre ihre nostalgischen Trams zusammengeholt. Gleichzeitig mühten sie sich, die seit Jahrzehnten leerstehende und vor sich hinrottende Anheizhalle zumindest provisorisch wieder in Schuss zu bringen.

Zur Heimat historischer Straßenbahnen wurde Ende der 1990er-Jahre die alte Anheizhalle im früheren Eisenbahn-Ausbesserungswerk Schwerte-Ost, in der ursprünglich Dampflokomotiven nach ihrer Reparatur für die erste Probefahrt vorbereitet wurden. Auch der Triebwagen 908 der Dortmunder Straßenbahn war hier ausgestellt. © Wolfgang Güttler
Davor entstanden Gleisanlagen und ein Aussichtshügel, der später zu einem Stein des Anstoßes wurde. Immer wieder gab es Auseinandersetzungen mit den Baubehörden, Nachbarn und dem Vermieter, der schließlich eine Räumungsklage betrieb.
Ein Wagen fand auf einer Odyssee nach Dortmund zurück
Als die mit der Versteigerung durchgesetzt wurde, waren viele der Fahrzeuge schon arg durch Vandalismus gezeichnet. Denn komplett sichern ließ sich das abgelegene Gelände trotz aller Bemühungen nicht.

© Reinhard Schmitz
So wurde es für den kantigen Dortmunder „Fuchs“-Triebwagen 290 von 1949 – so genannt nach dem Namen seiner Hersteller-Fabrik – zum Glücksfall, dass er von einem Privatmann für das damals im Aufbau befindliche Nahverkehrsmuseum in Dortmund-Nette ersteigert wurde.

Der „Sambawagen" 304 der Dortmunder Straßenbahn stand ursprünglich mal im gescheiterten Straßenbahnmuseum in Schwerte-Ost. Bei dessen Auflösung wurde er gerettet und wird nun im Nahverkehrsmuseum Dortmund aufbewahrt. © Reinhard Schmitz
Auf verschlungenen Pfaden fand auch ein weiteres Unikat aus Dortmund, der 1953 gebaute „Sambawagen“ Nr. 304, dort seine Rettung. Er war von Schwerte aus zunächst an ein Museum im niedersächsischen Sehnde verkauft worden, um 2015 in seine Heimat zurückzukehren.
Seit 2001 wird das Nahverkehrsmuseum in Dortmund aufgebaut
Der dritte Ex-Schwerter im Bunde, der 1949 für die Dortmunder Straßenbahn gebaute Zweiachser Nr. 275, ist wohl derjenige, der im Moment die meisten Blicke auf sich zieht. Denn er ist aktuell in der Deutschen Arbeitsschutz-Ausstellung (Dasa), einem Publikumsmagneten in Dortmund-Dorstfeld, ausgestellt.

Drei Fahrzeuge des gescheiterten Straßenbahnmuseums in Schwerte-Ost haben eine neue Heimat im Nahverkehrsmuseum Dortmund gefunden, das seit 2001 im ehemaligen Betriebshof Mooskamp der Ruhrkohle-Zechenbahnen in Dortmund-Nette aufgebaut wird. Für die Besucher gibt es dort auch Mitfahrten mit historischen Wagen. © Reinhard Schmitz
Noch nicht ganz so bekannt, aber auch einen Besuch wert ist das Nahverkehrsmuseum Dortmund, das seit 2001 auf dem Gelände des früheren Betriebshofs Mooskamp der Ruhrkohle-Bahnen entstanden ist. In mehreren Hallen sind dort die Schienenschätze aus vergangenen Zeiten geschützt untergebracht. Von einer Sitzprobe auf Holzlattenbänken bis Kurbeln zu Messingschildern gibt es dort jede Menge Details zu entdecken.
Große Pläne mit Nostalgie-Straßenbahnen für die IGA 2027
Einige nostalgische Straßenbahnen laden auch zu einer Ausfahrt ein. Ein Dieselgenerator auf einem kleinen Anhänger ersetzt die fehlenden Stromdrähte der Oberleitung. Fast eine Dreiviertelstunde lang kann man die Tour genießen, die auf früheren Hoesch-Werksbahngleisen vorbei an der Kokerei Hansa nach Dortmund-Huckarde und Dortmund-Ellinghausen führt.

Vom Nahverkehrsmuseum aus finden Straßenbahn-Ausfahrten über ehemalige Hoeschbahngleise statt, unter anderem vorbei an der Kokerei Hansa. Für den Strom sorgt ein angehängter Generatorwagen. © Reinhard Schmitz
Bis zur Internationalen Gartenbau-Ausstellung „Metropole Ruhr“ 2027 wollen die Museumsmacher ihre Strecke sogar bis zur Rheinischen Straße am Rande der Dortmunder Innenstadt verlängern.
Nahverkehrsmuseum Dortmund-Nette
- Das Nahverkehrsmuseum Dortmund befindet sich am Mooskamp 23 in Dortmund-Nette.
- Geöffnet ist es an jedem dritten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr.
- Neben Führungen durch das Museum werden Fahrten mit historischen Straßenbahnen angeboten. Abfahrt am Bahnhof Mooskamp ist jeweils um 11.30, 12.30, 13.30, 14.30, 15.30 und 16.30 (bei Bedarf) Uhr.
- Außerdem gibt es einen Stand mit kleineren Speisen und Getränken sowie einen Souvenirshop.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
