Der Mann mit den vier Gesichtern wird 70 Ferdinand Ziese ist mehr als Schwertes Nachtwächter

Der Mann mit den vier Gesichtern: Nachtwächter Ferdinand Ziese wird 70
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Die Nachtwächter-Rente ist noch fern. Das Räubern und Zaubern kann er genauso wenig lassen. Und auch nicht die Jagd auf das Grünzeug, das sonst so unbeachtet am Wegesrand wuchert.

Ferdinand Ziese denkt nicht ans Aufhören, auch wenn er am Montag (26.8.) seinen 70. Geburtstag feiert. Als kultiger Führer will „Der Mann mit den vier Gesichtern“ – wie er auch genannt wird – seine Begleiter im Ruhrtal und auf dem Sommerberg mit seinen Kenntnissen weiter verzücken.

Beruflich im Einzelhandel

Ein Mann, vier Hüte. Sie verraten jeweils, in welche Rolle der Jubilar bei seinen Stadtführungen geschlüpft ist. Mit dem schwarzen Dreispitz auf dem Schädel erklärt er seit 2013 in der dunklen Jahreszeit die Schönheiten und Besonderheiten der Schwerter Altstadt (Start am letzten Donnerstag im Oktober).

Zeigt er sich auf dem Sommerberg mit dem Ganovenhut, ist er seit 2009 der Räuberhauptmann Dolf Mohr, der „Robin Hood vom Höchsten“. Die Kappe begleitet ihn als „Kräuter-Ferdi“ auf den Wildkräuter-Runden in den Ruhrwiesen. Und der hohe Magier-Hut verrät ihn als Zauberer Merlin, dem vor allem Kinder auf der Hohensyburg folgen.

Ferdinand Ziese steht als Nachtwächter verkleidet auf dem Marktplatz in Schwerte.
Der Nachtwächter: Seit 2013 führt Ferdinand Ziese in der dunklen Jahreszeit Besucher durch die Schwerter Altstadt. © Reinhard Schmitz (A)

Auf Menschen zuzugehen und sie mit seinen Gesprächen in den Bann zu ziehen, hat den Sohn eines 1942 vor dem Bombenhagel von Oberhausen nach Villigst gezogenen Bergmanns ausgezeichnet. Im Marienkrankenhaus geboren, half er schon als 14-Jähriger auf der Kirmes mit. Für seinen Vetter, den Dortmunder Schausteller Willi Kossebau, baut er Karussells auf und übte sich im Losverkauf.

Ferdinand Ziese aus Schwerte steht als Räuber Dolf Mohr verkleidet im Grünen.
Der Räuberhauptmann: Für die Interessengemeinschaft Holzen bietet Ferdinand Ziese auf dem Sommerberg Führungen auf den Spuren von Dolf Mohr an. © Ferdinand Ziese

Im Alter von 16 Jahren entschloss sich Ferdinand Ziese dann aber zu einer Lehre als Einzelhandels-Kaufmann bei P&P-Kleidung in Dortmund-Hörde, der sich eine weitere Lehre als „Non-Food-Kaufmann“ bei Coop Dortmund anschloss. Im Center 803 in Hombruch lernte er Waren von Lampen bis hin zum Waschmittel an die Kundinnen und Kunden zu bringen.

Zurück nach Schwerte führte ihn der Berufsweg 1980. Genauer gesagt, ins Herrenhaus Fischer an der Hüsingstraße, wo Ferdinand Ziese zehn Jahre lang tätig war – zuletzt als Verkaufstrainer für die damals 140 Mitarbeiter. Sie sollten lernen, flüssiger zu verkaufen und mehr Umsatz zu machen. Danach ging es noch weitere zehn Jahre in die Boutique Marén in Unna.

Ferdinand Ziese ist als Zauberer verkleidet.
Der Zauberer: In seiner Rolle als Merlin verzückt Ferdinand Ziese Kinder bei Führungen an der Hohensyburg. © Ferdinand Ziese

Leidenschaft für Geschichte

Seine Leidenschaft für Historie und Geschichte entwickelte der Jubilar ebenfalls sehr früh. Schon mit 14 Jahren führte er unter Anleitung des Museumsgründers Josef Spiegel erste Besucher durch das Ruhrtalmuseum. Sein Wissen machte ihn 2016 sogar zum Ortsheimatpfleger für Dortmund-Holzen und Schwerte-Holzen. Der Vielseitige ist zudem bei den Sternenfreunden Schwerte und im Sauerländischen Gebirgsverein aktiv, wo er Lehrgänge zum zertifizierten Schul- und Familien-Wanderführer absolvierte.

Und wenn dem Jubilar dann neben der Hausmeister-Tätigkeit für zwei Dortmunder Mehrfamilienhäuser und der Senioren-Betreuung für die Ökumenische Zentrale noch Zeit bleibt, dann sieht man ihn mit Hacke und Spaten in seinem 1.000 Quadratmeter großen Garten in Villigst.

Ferdinand Ziese erklärt Kräuter.
Der Kräuter-Ferdi: In der grünen Jahreszeit erläutert Ferdinand Ziese bei seinen Führungen, was alles am Wegesrand wächst - und wofür man es möglicherweise nutzen kann. © Bruno Giersch (A)