Kunst war für Holger Hülsmeyer ein existentielles Ausdrucksmittel, er hat immer gemalt, skulptural gedacht, gearbeitet. Massive Holzskulpturen aus witterungsbeständiger Eiche und lebhafter Lärche waren das künstlerische Revier von Hülsmeyer, der mit einem eigenen Atelier und Skulpturengarten auf den Höhen des Bürenbruchs beheimatet war. Jetzt ist der ebenso erfolgreiche wie beliebte Künstler und Journalist am 8. März im Alter von nur 66 Jahren nach langer Krankheit, gleichwohl völlig unerwartet gestorben.
Es war im Jahr der Kulturhauptstadt 2010, als die Schwerter Kulturschaffenden, Jan van Nahuijs und Andrea Schütte, ein Bildhauersymposium an der Rohrmeisterei organisierten und Holger Hülsmeyer zum ersten Mal mit seiner Kunst an die Öffentlichkeit ging. Seine Skulptur mit dem Titel „Liebling, wir müssen reden“ wurde sogleich mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und steht seither im Garten des Johannes-Mergenthaler-Hauses. Eine weitere Skulptur entstand für den Segensweg in Ergste: ein Andreas-Kreuz, halb angefackelt, steht vor der Ergster Feuerwehr.
Letzte Ausstellung 2022 im Kulturpunkt
Schon bald eroberten seine hohen schlanken Figuren die Herzen der Kunstfreunde im Umland und auch weit darüber hinaus im hohen Norden. „Friesische Häuptlinge“ war eine Ausstellung im ostfriesischen Rysum überschrieben, ein malerisches Rundwarftendorf, ein Ambiente wie eine Filmkulisse.
Zuvor schon wurden seine Bilder, Collagen und Skulpturen in einem Galerie-Hotel auf Norderney, in einer Galerie in Neßmersiel und im altehrwürdigen Mariengymnasium in Jever gezeigt. Wer den Künstler in seiner Heimatstadt antreffen wollte, der fand beim Welttheater der Straße gute Gelegenheit dazu. Seine letzte Ausstellung war im Oktober 2022 im Kulturpunkt Schwerte.

Mit der Kettensäge schnitt Hülsmeyer überlebensgroße Holzköpfe und Figuren aus Lärchen und Eichenstämmen. Es entstanden durchweg massive Skulpturen, die sich durch ihre physische Präsenz auszeichnen und dem Betrachter nachhaltig einprägen. Das einzig zugelassene Arbeitsgerät des Künstlers war die Kettensäge, entsprechend verweigern sich die radikal zugerichteten Wesen aktuell gültigen kosmetischen Kategorien.
Die vom Schwert der Säge zerfurchten und beim Trocknen des Holzes zusätzlich gerissenen Gesichter zeichnen Wesen aus, die im Leben schon einiges mitgemacht haben. An die Stelle der Kategorie Schönheit treten Authentizität und kalkulierter Zufall. „Es sind Figuren, die sich jeder Teilnahme an ‚Germany‘s Next Topmodel‘ verweigern“, wie der Künstler das einmal anlässlich einer Vernissage schmunzelnd formuliert hat.
Radioredakteur beim WDR
Holger Hülsmeyer, Jahrgang 1957, absolvierte ein Zeitungsvolontariat, studierte Politik- und Islamwissenschaft, Germanistik und Soziologie. Hauptberuflich arbeitete er als Radioredakteur beim WDR und war schon früh erfolgreich. So galt er als bester Moderator des Morgenmagazins und zählte zum Team, das die Sendung „Westzeit“ erfunden hat. Zudem moderierte er die Sendungen „Zwischen Rhein und Weser“ und das WDR2-Mittagsmagazin. In den 2000er-Jahren wurde das innovationserprobte Dortmunder Redaktionsteam damit beauftragt, WDR4 neu zu erfinden.
Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand war er als „Gartenexperte“ wöchentlich mit einer Kolumne im WDR4 vertreten, denn auch die Gartengestaltung war künstlerisches Ausdrucksmittel für ihn. Wiederholte Male haben er und seine Frau Claudia an der „Offenen Gartenpforte“ zugunsten des Schwerter Hospizes teilgenommen.
Die Trauerfeier für Holger Hülsmeyer findet am Donnerstag (21. März) um 10.30 Uhr in der St. Viktor Kirche statt. Die Beisetzung ist anschließend auf dem Friedhof Ergste-Bürenbruch.