Schlange im Haus oder Garten Nabu-Expertin gibt Verhaltens-Tipps

„Nebeneinander leben“: Nabu-Expertin gibt Tipps zu Schlangenbesuchen
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„Nanu? Was ist denn das?“ Das haben in diesem Jahr schon mehrfach Menschen in Schwerte gedacht, als sie im Garten einen geschuppten Besucher erblickten. Vor allem in Geisecke sind Schlangen aufgetaucht.

Am 22. Juli hatte das Bewohner eines Hauses am Mühlenstrang derart verschreckt, dass sie die Polizei und die Feuerwehr verständigten. Die Ringelnatter, eindeutig zu erkennen an den helleren Mondflecken seitlich hinter dem Kopf, hatten die Feuerwehrleute schließlich auf der anderen Ruhrseite wieder freigelassen.

Laut Diplom-Biologin Monika Hachtel vom Vorstand des Naturschutzbundes (Nabu) NRW sind alle heimischen Schlangen so selten, dass man sich über jedes Vorkommen freuen sollte. Die Beobachtungen aus Schwerte stimmen die Expertin daher positiv. Sie seien ein Ausdruck von Biodiversität, also von Artenvielfalt. Und sprächen damit auch dafür, dass das Naturschutzgebiet Mühlenstrang für viele Arten einen Lebensraum biete. „Die Ringelnatter frisst Fische und Amphibien. Dass sie vorkommt, bedeutet also auch, dass es von ihren Beutetieren ausreichend gibt.“

Eine Person schichtet mit einer Mistforke einen Komposthaufen um.
Komposthaufen sind für Ringelnattern ideale Orte, um Eier abzulegen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Gartenteich und Komposthaufen

Beutetiere wie Fische und Amphibien gebe es aber nicht nur an der Ruhr oder in anderen natürlichen Gewässern, sondern auch an und in den Gartenteichen. Und genau deshalb schlängelten sich Ringelnattern gerne mal in die Gärten. Hinzu komme, dass Ringelnattern in rund drei Hektar großen Revieren unterwegs seien, wie die Nabu-Expertin erklärt. Mit Blick auf die Ruhrwiesen macht das klar, weshalb sie auch die Wohnbebauung erreichen.

Eine weitere Verlockung für Schlangen seien Komposthaufen. „Die nutzen Ringelnattern gerne zur Eiablage“, erklärt Monika Hachtel und wirbt dafür, diese als tierischen Mitbewohner im Garten zu akzeptieren. „Ein Miteinander ist problemlos möglich.“ Ein alter Name der Ringelnatter sei „Gartenschlange“, sagt die Expertin, was unterstreiche, dass Mensch und Tier gut nebeneinander leben könnten.

Mit Eimer und Kescher

Wenn es eine Ringelnatter in die Wohnung schaffe, könne man sie mit einem Eimer oder einem Kescher einfangen. „Den Eimer über die Schlange stülpen und ein Stück Pappe darunter schieben.“ Die Schlange könne dann herausgetragen werden. Meist handele es sich um kleine Exemplare. Dass man einem so großen Tier, wie dem, was jüngst in Geisecke eingefangen wurde, begegne, sei unwahrscheinlich.

Wer sich unsicher ist, welche Schlange er vor sich hat, sollte Abstand wahren und ein Foto davon machen, rät Monika Hachtel. Die Experten des Nabu könnten anhand des Fotos bei der Artbestimmung helfen. In der Regel seien es neben den Ringelnattern ebenso harmlose Schlingnattern, die bei uns auftauchen könnten. „Für Kreuzottern gibt es keine gesicherten Nachweise aus diesem Raum.“

Kreuzottern sind zwar giftig, seien aber genau wie die anderen heimischen Arten nicht angriffslustig, sagt Monika Hachtel. Zu Bissen von Menschen komme es eher selten, Hunde erwische es schon mal, wenn sie zu neugierig seien. Für einen gesunden Erwachsenen sei ein Biss in der Regel nicht lebensbedrohlich, mit Kindern sollte man ins Krankenhaus fahren – und mit Hunden zum Tierarzt.

Goldfische und blühende Seerosen zieren den Teich im Garten.
Teiche mit Fischen und Amphibien locken Ringelnattern in Gärten. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Ausgesetzt oder entwischt

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist: Theoretisch kann man sich auch in unseren Gefilden einer Schlange gegenübersehen, die sich nicht eindeutig bestimmen lässt. „Manchmal werden Tiere ausgesetzt oder entwischen“, sagt die Expertin. Nicht immer müsse damit Gefahr einhergehen. „Manche Menschen halten sich Kornnattern oder Äskulapnattern. Die sind völlig harmlos.“

Allerdings würden mitunter Exoten ausgesetzt, die giftig sein können. „Daher sollte man sich schon sicher sein, welche Art man da vor sich hat.“ Gelinge es nicht, die Art zu bestimmen oder ist die Angst doch zu groß, könnten sich die Menschen in Schwerte an die Feuerwehr wenden.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Juli 2024.