Zuwachs für Schloss Haus Ruhr Willfried Roth-Schmidt (70) holt Internationale Akademie nach Schwerte

Zuwachs für Schloss Haus Ruhr: Willfried Roth-Schmidt (70) holt Internationale Akademie nach Schwerte
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Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und am Ende des Weges prangt das imposante Schloss „Haus Ruhr“. Die leisen Töne kommen aber nicht aus Richtung der ehemaligen Wasserburg, sondern aus einem flachen Gebäude auf der linken Seite. „Cafeteria“ steht auf einem Schild am Eingang des Flachbaus, aus dem Inneren erklingen Stimmen und Musik: Drei junge Menschen, je einer an Flügel, Klarinette und Querflöte, sind zu sehen. Mittendrin steht Professor Willfried Roth-Schmidt.

Ungewöhnlich für die Ruhrakademie in Schwerte, denn normalerweise werden dort Fächer wie Kunst, Fotografie, Filmschauspiel- oder regie gelehrt. Doch seit wenigen Wochen sind auf dem Campus auch Musikstudierende aus aller Welt anzutreffen. Die Internationale Musikakademie Wuppertal befindet sich jetzt auf dem Gelände des denkmalgeschützten Schlosses „Haus Ruhr“ und heißt fortan „Internationale Musikakademie Ruhr IMAR“.

Von der Wupper an die Ruhr

Weil es in den Wuppertaler Räumlichkeiten Probleme gab, musste sich die Akademie spontan nach neuen Räumen umsehen. Willfried Roth-Schmidt ist der Direktor der Musikakademie und hat lange nach einem alternativen Standort gesucht. Der 70-Jährige wohnt selbst in Schwerte, hatte sich aber zunächst in anderen Städten in der Region umgeschaut: Remscheid, Solingen, Hagen, Dortmund und Siegen. Fündig wurde er schließlich direkt vor der Haustür. Den Impuls dazu brachte eine Erinnerung an ein Sommerkonzert an der Ruhrakademie.

Von da an habe sich alles gefügt, erzählt Roth-Schmidt. Das Gründerehepaar Jürgen und Roswitha Störr sei angesichts der Idee, Musik an die Akademie zu bringen, „Feuer und Flamme” gewesen. Insbesondere für die Filmstudiengänge seien auch Überschneidungen mit den Musikern geplant. An einem Konzept dazu werde aktuell gearbeitet.

Willfried Roth-Schmidt steht am Flügel, drumherum an Klarinette und Flöte seine Studierenden.
Willfried Roth-Schmidt spielt mit seinen Studierenden „Grand Fantasia“ von Malcolm Arnold. © Katharina Rieger

„Schwerte ist für mich Heimat”

Über den Standortwechsel hat sich Roth-Schmidt gleich doppelt gefreut. Seit über 30 Jahren wohnt der gebürtige Süddeutsche nun schon in Schwerte. „Ich bin glücklich, als Schwerter hier zu sein, hier bin ich zuhause”, sagt der Direktor. Die Rückkehr in seine Wahlheimat sei für ihn und die Akademie ein „glücklicher Zufall” gewesen. „Die Räumlichkeiten sind absolut perfekt.“ Es gibt Übungsräume, einen kleinen und großen Saal und die Akustik sei hervorragend, so Roth-Schmidt.

Über 40 Jahre hat er an verschiedenen Hochschulen als Lehrer für Klarinette und Kammermusik gearbeitet, bis er 2019 zur Musikakademie gestoßen ist. Eigentlich ist der 70-Jährige schon länger im Ruhestand, doch ans Aufhören denkt er noch nicht. „Nur zuhause sitzen geht nicht.” Solange er noch fit ist, möchte er weiter lehren.

Von Schwerte in die ganze Welt

An der Musikakademie können Interessierte aus aller Welt studieren, die die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen und die Aufnahmeprüfung bestehen. Aktuell gibt es an der Musikakademie 15 Studierende. Manche kämen aus Südamerika oder Europa, viele allerdings auch aus asiatischen Ländern wie China oder Korea. Dort sei der Markt besonders groß, so Roth-Schmidt.

Für das Studium müssen die Studierenden die deutsche Sprache soweit beherrschen, dass sie dem Unterricht folgen können. Für Roth-Schmidt ist in erster Linie aber die Musik die Sprache. Vieles laufe über nonverbale Kommunikation, sagt er. Damit bleibt er auch seiner Message von E.T.A. Hoffmann an die Studierenden treu: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“

Je nach Qualifikation und Vorabschlüssen haben die Studierenden nach drei bis vier Jahren ihren Abschluss. Wie Roth-Schmidt berichtet, geht ein Großteil der Absolventen dann ins Heimatland zurück, um dort zum Beispiel an Unis oder Hochschulen zu lehren. Andere streben eine Solo-Karriere an oder wollen einem Orchester beitreten.

Was alle jedoch gemeinsam haben, ist die Möglichkeit, ihr Studium nun komplett in Schwerte zu absolvieren.