45 km/h im Mopedauto Bennet (16) fährt sich selbst zur Schule nach Schwerte

Bennet (16) aus Holzwickede fährt sich selbst zur Schule nach Schwerte
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Lässig schlendert Bennet Fiegenschuh (16) nach Schulschluss aus der Gesamtschule Gänsewinkel in Schwerte. Auf dem Parkplatz wirft er seinen Rucksack in den Kofferraum eines Autos und steigt ein. Aber nicht etwa als Beifahrer. Nein, Bennet fährt selbst. Und das schon seit er 15 Jahre alt ist.

Das klingt illegal? Mitnichten. Mit dem Führerschein AM und dem kleinen Auto, das nur bis zu 45 Kilometer pro Stunde (km/h) erreicht, darf der Jugendliche aus Holzwickede auf der Straße unterwegs sein. Und er darf auch Beifahrer mitnehmen, denn Bennets Mopedauto, wie diese Leichtkraftfahrzeuge auch genannt werden, ist ein Zweisitzer.

„Oft nehme ich meinen Nachbarn aus Holzwickede mit zur Schule und wieder zurück. Und im Sommer nimmt er mich auf dem Roller mit. Aber heute hat er andere Unterrichtszeiten, da nehme ich einen anderen Freund mit.“

Bennet Fiegenschuh aus Holzwickede steht vor seinem Mopedauto.
Bennet Fiegenschuh (16) genießt es, dass er durch sein Mopedauto viel Unabhängigkeit dazugewonnen hat. © Susanne Hoffmann

Auto-Fan

Für Bennet ist sein Auto ein echter Zugewinn. „Ich bin unabhängiger, flexibler und ich muss nicht immer Mama und Papa fragen, ob sie mich fahren können. Die haben beide viel zu tun.“ Dazu komme, dass er mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als eine Stunde zur Schule bräuchte – mit dem Mopedauto sind es nur 20 Minuten.

Den Führerschein AM habe er direkt mit 15 Jahren gemacht und dann auch sein Auto bekommen. „Den Führerschein habe ich selbst bezahlt. Ich habe dafür zwei Jahre lang etwas von meinem Taschengeld gespart“, erklärt Bennet. Rund 1.300 Euro habe der Führerschein gekostet. „Das Auto war ein Geschenk.“

Ein großzügiges Geschenk, denn der Aixam Coupe GTI, den Bennet fährt, kostet schon in der Basisversion rund 15.000 Euro. Ein Moped wäre da wesentlich günstiger. Doch aus Sicherheitsgründen hätten seine Eltern das Mopedauto einem Roller vorgezogen. Noch ein Vorteil neben dem Sicherheitsaspekt: „Ich komme damit überall trocken hin“, sagt Bennet.

Hinzu kommt: Bennet ist ein riesiger Auto-Fan. „Ich hatte schon immer Spaß am Autofahren. Mit dem AM-Führerschein konnte ich endlich selbst ans Steuer.“ Bennets Auto-Begeisterung kommt nicht von ungefähr. Sein Vater Frank Fiegenschuh handelt mit Luxuswagen und hat jüngst zum Beispiel einen Verkaufsauftrag von Lottomillionär Chico aus Dortmund bekommen.

Lerneffekt

Neben einem Ferrari wirkt Bennets Mopedauto von der Motorleistung her wie ein Aufsitzrasenmäher. Aber Bennet reichen die 6 Kilowatt (kW) seines Diesels vollkommen – im Gegensatz zu anderen Autofahrern.

„Manche drängeln und nehmen einen nicht ernst. Und manchmal wird an Stellen überholt, wo man nicht überholen sollte.“ Bennet nimmt es cool und sieht sogar darin Vorteile. „Ich lerne schon viel durch das Fahren jetzt. Und wenn ich dann den Führerschein B mache, dann bin ich schon kein Fahranfänger mehr.“

Längst fährt Bennet mit seinem Mopedauto nicht nur zur Schule oder zu Kumpels in Schwerte. „Ich war damit auch schon am Möhnesee. Nach einer Stunde und 20 Minuten war ich da.“

Video mit Matthias Malmedie

Auf Bennets Beifahrersitz hat übrigens schon eine echte Größe der Autoszene gesessen: Matthias Malmedie, der unter anderem als Moderator von „Grip – Das Motormagazin“ Bekanntheit erlangt hat.

Den Kontakt zu ihm hatte Bennets Vater geknüpft. Gemeinsam mit Bennet ging Matthias Malmedie der Frage nach, ob es „Spaß oder Wahnsinn“ sei, mit 15 hinter dem Steuer zu sitzen. Das Resultat: ein rund 43-minütiges YouTube-Video, das schon hunderttausendfach angeklickt worden ist.

Vorfreude auf Führerschein B

Mit dem Führerschein B will Bennet im Oktober 2024 starten. Damit können 17-Jährige zwar schon begleitet Auto fahren, aber erst mit dem 18. Geburtstag alleine losdüsen.

Für Bennet der Grund, weshalb er sein Mopedauto noch bis zum 18. Geburtstag behalten will. „Das begleitete Fahren ist gut zum Lernen, aber es müssen immer Mama oder Papa mitfahren. Mit meinem kleinen Auto bin ich dagegen unabhängig. Und das möchte ich nicht aufgeben.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. September 2024.

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