Es lockte die Herausforderung der größten Stadt in Deutschland, die weder kreisfrei noch Sitz eines Kreises ist: Der Leiter des Stadtmarketings, Michael Kersting, bricht seine Zelte in Schwerte nach knapp vier Jahren ab.
Der 34-Jährige wechselt an den Niederrhein, wo er zum 1. Februar 2023 Geschäftsführer der Moers Stadtmarketing GmbH wird. Der Rat der Stadt Moers habe diese Entscheidung am 7. Dezember getroffen, teilt die fast 104.000 Einwohner zählende Kommune in ihrem Internetauftritt mit.
TWS von dem Schritt überrascht
„Es hat mich überrascht“, sagt Christoph Gutzeit, Geschäftsführer der Technopark und Wirtschaftsförderung Schwerte (TWS), bei der das Stadtmarketing angesiedelt ist. Man müsse zwar immer damit rechnen, dass junge Menschen sich verändern wollen: „Aber dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet.“ Zumal man jetzt in einer Phase angekommen sei, wo die Arbeit des Stadtmarketings Früchte trage: „Es hat jetzt richtig Fahrt aufgenommen.“
Seit vier Jahren läuft das Stadtmarketing professionell unter dem Dach der TWS. „Ein voller Erfolg“, erklärt Christoph Gutzeit: „Wir waren noch nie so tief drin in der Innenstadt.“ Damit meint er nicht nur die neu geschaffene Anlaufstelle in der früheren Targo-Bank am Postplatz, sondern noch mehr die aufgebauten Kontakte im Bereich Geschäftsflächen-Management.
Man kennt die Eigentümer genauso wie die Mieter: „Früher war das eine ‚Black Box‘, jetzt wissen wir Bescheid.“ So kann man Interessenten auf freie Gewerbeflächen hinweisen. Auch die Darstellung Schwertes in den sozialen Medien sei deutlich verbessert worden.
Neue Geschäfte in der City
Die Früchte dieser Bemühungen: „Es sind durchaus neue Geschäfte in letzter Zeit in die Innenstadt gekommen“, erklärt der TWS-Geschäftsführer. Ein schneller Blick ins Archiv erinnert beispielsweise an die Eröffnung des Kartoffel-Potts an der Bahnhofstraße und den Umbau des ehemaligen Gerry-Weber-Shops in der Fußgängerzone zu einer Kieferorthopädie. Auch den Einzug der Parfümerie Pieper in die Räume, die die Parfümerie Douglas verließ, fällt in die Zeit von Michael Kersting.

Erleichtert wurde die Arbeit des Stadtmarketing-Chefs durch den neu geschaffenen Verfügungsfonds Innenstadt, der in manchen Fällen durch zeitlich befristete Zuschüsse eine erhebliche Mietminderung bewirken konnte. Doch nicht immer konnte das allein zum Erfolg führen. So gab beispielsweise der neue Wirt des Bistros Denkmal recht schnell wieder auf. Die Krombacher Brauerei sucht nun schon seit geraumer Zeit nach einem Nachfolger für das kultige Objekt an der Ostenstraße.
Ausschreibung vor Weihnachten
Die Gastronomie scheint derzeit überhaupt ein schwieriges Feld zu sein. Das zeigte sich auch bei der Neubelebung des Kotte-Hauses am Markt, das vom Haushaltswarengeschäft zu einem Restaurant umgebaut wird. Der einstige Kult-Wirt vom Dortmunder Phoenix-See, der im Beisein der Assistentin von Michael Kersting im Juni vorgestellt worden war, sprang später wieder ab. Die Eigentümer haben aber schon einen Neuen im Visier.

Der Leiter des Stadtmarketings könne den Markt nicht beeinflussen, sondern nur Eigentümer und Interessenten zusammenführen, erklärt Christoph Gutzeit: „Kontaktherstellung ist Stadtmarketing.“ Und diese Aufgabe habe der kommunikationsstarke Michael Kersting erfüllt: „Wir sind mit seiner Arbeit mehr als zufrieden.“ Sie müsse von einem professionellen Kümmerer fortgeführt werden.
Deshalb solle die Stelle noch vor Weihnachten ausgeschrieben werden. Wie schnell sie dann neu besetzt ist, hänge von der Bewerbungslage ab. Denn es sei nicht so leicht, eine passende Person zu bekommen. Bei der Nachfolge von Kerstings Mitarbeiter Robin Beckmann, der seinen Job als Projektmanager Tourismusförderung nach kurzer Zeit wieder gekündigt hatte, dauerte es drei bis vier Monate, bis Angelika Goczol eingestellt wurde.
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