Von der Schwerter Operettenbühne bis zur täglichen TV-Serie: Der Schwerter Michael Blaschzyk feiert 35-jähriges Bühnenjubiläum. Wie er zum Fernsehen kam, und was er sonst noch macht.

Schwerte

, 10.05.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Jeden Nachmittag um 17 Uhr flimmert sein Gesicht über die Mattscheibe. Als Sozialarbeiter Johannes Tondera ist der 44-jährige Schwerter Michael Blaschzyk eines der Gesichter der „Klinik am Südring“, in der notleidende Familien Hilfe von Ärzten, Sanitätern und Sozialarbeitern bekommen. Seit mittlerweile zwei Jahren spielt Blaschzyk die Rolle in der Doku-Soap, mit der Sat.1 im Nachmittagsprogramm ordentliche Einschaltquoten generiert.

Als Quereinsteiger vor die Fernehkamera

Gewöhnen musste er sich an seine Fernsehrolle dabei nicht großartig. Der Sprung ins TV-Businness gelang ihm als Quereinsteiger – im „wahren Leben“ ist er tatsächlich als Fachkraft für Sozialpsychiatrie tätig. Dennoch entdeckte er schon früh seine Leidenschaft fürs Schauspielern, nahm bei TV-Produktionsfirmen verschiedene Komparsenrollen an. Offenbar konnte er die Verantwortlichen dabei mit seinem Talent überzeugen. „In meiner Set-Karte stand natürlich auch drin, was ich beruflich mache“, erzählt der Hobby-Schauspieler. Und das brachte ihn in Position, als es die Sozialarbeiter-Rolle in der Sat.1-Serie zu besetzen galt.

In fiktiven Fällen ist es dort seine Aufgabe, familiäre Konflikte zu lösen. Doch obgleich die Fälle in den Episoden erfunden sind, sieht Blaschzyk auch hier einen pädagogischen Auftrag: „Wir können damit auch Zuschauern helfen, die ähnliche Probleme wie in unseren Fällen haben. Zumindest lässt die Reaktion des Publikums darauf schließen.“ Durchschnittlich einmal pro Woche ist er für die Aufzeichnungen in Köln – daneben ist er mit 25 Stunden pro Woche in seinem Hauptberuf tätig.

An seiner Orgel auf dem Dachboden komponierte Michael Blaschzyk den Titelsong für den Film „Hallöchen aus Ergste“.

An seiner Orgel auf dem Dachboden komponierte Michael Blaschzyk den Titelsong für den Film „Hallöchen aus Ergste“. © Foto: Manuela Schwerte

Seit 35 Jahren steht Michael Blaschzyk mittlerweile auf der Bühne

Angefangen hat seine Karriere jedoch weder vor TV-Kameras noch im sozialen Bereich, sondern auf der Bühne. Bereits im Alter von zehn Jahren hatte er seine ersten Auftritte mit dem damals regionalweit bekannten „Akkordeon- und Kammerorchester Christel Kötterheinrich“, mit dem er auf privaten Feiern und in Geschäften auftrat. „Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber wir haben damals unsere schweren Heimorgeln auf einen Anhänger gefrachtet und sind zu den verschiedenen Auftrittsstätten gefahren, um dem Publikum ordentlich einzuheizen“, schwelgt der Schwerter in Erinnerungen an seine künstlerischen Anfänge. „Heute würden sich die Leute totlachen, wenn man so etwas bringen würde.“

Voller Zufriedenheit blickt er anlässlich seines 35-jährigen Bühnenjubiläums zurück auf seinen bisherigen Lebensweg. Und Michael Blaschzyk weiß, dass er diesen zu großen Teilen seinen mittlerweile verstorbenen Eltern zu verdanken hat, die es ihm schon im Kindesalter ermöglichten, Musikschulunterricht zu nehmen. „Wir waren zu Hause mit drei Kindern. Mein Vater war Frührentner und meine Mutter ist, um den Unterricht zu bezahlen, extra putzen gegangen. Als Kind bemerkt man diese Bemühungen nicht so, aber heute weiß ich, dass sich meine Mutter für meine Brüder und mich krumm gemacht hat.“

Neuer Anlauf auf der Schwerter Operettenbühne

Im Jahr 2000 lernte Blaschzyk über einen gemeinsamen Freund den Schwerte Künstler Gunther Gerke kennen, mit dem er sich sofort durch die Liebe zur Musik verbunden fühlte. Aus dem Orgelgeschäft war er damals längst raus, als Gerke ihn auf die Schwerter Operettenbühne und damit zurück ins Rampenlicht lotste. Er spielte Rollen in kleinen Theaterstücken und stand zwei Jahre nach seinem Debüt zusammen mit Ilse Werner auf der Bühne. „Ich weiß gar nicht, ob sie heute noch jeder kennt, aber mit so einer Filmgröße auf einer Bühne zu stehen, hätte ich in meinem ganzen Leben nicht erwartet“, erinnert er sich an sein persönliches Highlight auf der Operettenbühne.

Auch auf der Schwerter Operettenbühne gehört Michael Blaschzyk (r.) zu den bekannten Gesichtern.

Auch auf der Schwerter Operettenbühne gehört Michael Blaschzyk (r.) zu den bekannten Gesichtern. © Manuela Schwerte

Mit den Slodkis ins Frühstücksfernsehen

Nach seinen schauspielerischen Anfängen war es erneut Gunther Gerke, der das gesangliche Talent in ihm entdeckte. „Ein paar Tage, nachdem Gunther mich gefragt hatte, stand ich mit ihm gemeinsam im Haus Sürich auf der Bühne, und wir schmetterten gemeinsam einen Gassenhauer nach dem anderen“, erzählt der passionierte Musiker und erinnert sich an die große Nervosität vor dem ersten Auftritt zurück: „Mir schlug das Herz bis zum Hals, aber die Slodkis waren geboren.“ Seitdem eroberten sie mit einer gehörigen Portion Humor, als volkstümliches Duo nicht nur die Bühnen im In- und Ausland, sondern belegten auch beim „Morningstar“ im Sat.1-Frühstücksfernsehen den zweiten Platz.

Als Elias Passavanti und Gunther Gerke ihr Filmprojekt „Hallöchen aus Ergste“ starteten, kam dann auch seine Orgel auf dem Dachboden wieder zum Einsatz. Daran komponierte er die Melodie für den Titelsong, die von seinem musikalischen Bühnenpartner betextet wurde.

Blaschzyk will noch viele weitere Fälle lösen

35 Jahre auf der Bühne – dieses Jubiläum möchte Blaschzyk aber auch nutzen, um weiter in die Zukunft zu blicken. „Da muss ich nicht lange überlegen. Ich hätte gerne, dass alles so bleibt, dass alle so gesund bleiben, dass wir noch lange weitermachen können.“ Die Bühne ist mittlerweile sein zweites Zuhause – in einem Dortmunder Club und im Lüdenscheider Kulturhaus wird er inzwischen auch als Moderator gebucht, was er gerne noch ein bisschen ausbauen würde.

Vor allem aber ist es das Engagement in der Fernsehproduktion, das er noch so lange wie möglich weiterführen möchte. Denn gerne würde er noch viele weitere Konflikte lösen, wenn sein Gesicht täglich um 17 Uhr über die Mattscheibe flimmert.