Retter schützten Messer-Opfer mit Wärmedecke Reporter: „Eigenartige Stille lag über der Stadt“

Kein Schreien, kein Wimmern: Messer-Opfer mit Wärmedecke geschützt
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Blaulichtgewitter blitzte über die Fassaden von dm und Globus Reisen. Den weiteren Blick in die Schwerter Fußgängerzone hinunter versperrten die kreuz und quer herumstehenden Einsatzfahrzeuge. Sollte schon wieder der Mann einen Alarm ausgelöst haben, der im vergangenen Jahr mehrfach gedroht hatte, vom Dach eines der vielstöckigen Geschäftshäuser herunterzuspringen? So schoss es mir als Erstes durch den Kopf.

Doch es war nicht die übliche Aufregung, die etliche Gäste des Cafés Extrablatt von den Stühlen gerissen hatte. Es habe eine Messerstecherei gegeben, erzählten sie aufgeregt auf der Bürgersteig-Ecke gegenüber dem Tatort. Drei Männer seien in Richtung Hüsingstraße hinuntergelaufen. Von einer Servicekraft des Restaurants hätten sie erfahren, dass die Polizei schon verständigt sei.

Massive Verstärkung angefordert

Ein Streifenwagen muss aber schon aus einem anderen Grund vor Ort gewesen sein. Aus Gesprächsfetzen der Beamten war zu entnehmen, dass sie offenbar eigentlich wegen eines Ladendiebstahls unterwegs waren. Dieser Eindruck deckte sich mit Informationen, die am nächsten Tag von der Pressestelle der Polizei freigegeben wurden.

Streifenwagen der Polizei stehen in der Fußgängerzone von Schwerte.
Zunächst gab es keinerlei Absperrungen rund um den Tatort am Eingang der Fußgängerzone. © Reinhard Schmitz

Immer mehr Polizeifahrzeuge eilten heran. Sogar auf der Autobahn A1 rasten sie mit Blaulicht unter den Brücken durch in Richtung Abfahrt Schwerte. Ob sie dort tatsächlich den Blinker setzten, war von dieser Stelle aus zwar nicht auszumachen.

Fakt ist aber: Es wurde massiv Verstärkung angefordert nach dem Verbrechen, das viele Schwerterinnen und Schwerter sich zuvor für ihre kleine Stadt niemals hätten vorstellen können. Bis in die Mährstraße hinein war die Fußgängerzone vollgestopft mit Einsatzfahrzeugen.

Keine Schreie, kein Wimmern

Sie bildeten quasi ein Halbrund um das Tatopfer, das ungefähr in Höhe des Eingangs zu der neuen Zahnarztpraxis auf dem Pflaster lag. Ohne Schreie, ohne Wimmern, einfach ganz still. Zahlreiche professionelle Helferinnen und Helfer kämpften um das Leben des jungen Mannes (18), den sie mit einer schützenden Iso-Decke mit silberfarbener Alu-Beschichtung abgedeckt hatten. Nur ein paar kurze, dunkle Haare schauten heraus.

Rettungssanitäter schieben eine Krankentrage auf die Hüsingstraße in Schwerte. Hier hat es eine Messerstecherei gegeben.
Sanitäter, mit einem Rettungswagen herangeeilt, schoben eiligst eine Krankentrage in Richtung des Schwerletzten. © Reinhard Schmitz

Kunden oder Mitarbeiter der wenigen Geschäfte, die erst zu dieser für Schwerte späten Einkaufsstunde den Feierabend eingeläutet hatten, bahnten sich ihren Weg zwischen den vielen Uniformierten herum. Sie konnten im Vorbeigehen aufschnappen, wie wohl von „vier Stichen“ die Rede war. Absperrungen gab es in dem gesamten Bereich zunächst noch nicht.

Dann näherte sich vom Nordwall aus ein weiterer Rettungswagen, aus dem Sanitäter eine Krankentrage ausluden und in Richtung des lebensgefährlich verletzten Messer-Opfers schoben. Wenig später eilte der Wagen wieder mit Blaulicht über den Nordwall in Richtung Marienkrankenhaus davon. In der Fußgängerzone sollte die Ermittlungsarbeit und Spurensicherung noch lange andauern.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. Januar 2025.

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