Familienpark bis Schlittschuhbahn Stadt(t)räume zeigen, was am Cavaplatz möglich wäre

Familienpark bis Schlittschuhbahn: Visionen für Brache am Cavaplatz
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Utopien müssen erlaubt sein. Auf die öde Brache am Cavaplatz blicken die Besucher der Kreativwerkstatt „Kunst mal anders“ Tag für Tag aus den Fenstern ihrer Ateliers. Auf der geplanten Neubaufläche tut sich nichts seit dem Abriss der alten Gebäude - so lange schon, dass die Tristesse quer durch alle Jahreszeiten fotografiert werden konnte und die jungen Künstler zum Träumen anregte, was dort anstelle von Laden und Altenwohnungen alles für die Stadt entstehen könnte. Dazu müsste man wohl König von Deutschland sein. Doch wenigstens in Modellen, Installationen, Bildern und anderen künstlerischen Ausdrucksformen sind die Fantasien umgesetzt - und in der aktuellen Ausstellung „Stadt(t)räume“ in der Stadtbücherei am Markt zu bewundern.

Einen Familienpark würde sich Canan Tuna auf der Brachfläche am Cavaplatz wünschen. Von der Blumenwiese bis zur Pommesbude gibt es alles dazu auf der Styroporplatte, die exakt dem Umriss des Grundstücks im Herzen der City entspricht. In der Hand hält die Künstlerin dazu noch ein Austauschmodul, das die Foodtrrucks im Winter durch Stände mit Glühwein und gebrannten Mandeln ersetzt.
Einen Familienpark würde sich Canan Tuna auf der Brachfläche am Cavaplatz wünschen. Von der Blumenwiese bis zur Pommesbude gibt es alles dazu auf der Styroporplatte, die exakt dem Umriss des Grundstücks im Herzen der City entspricht. In der Hand hält die Künstlerin dazu noch ein Austauschmodul, das die Foodtrucks im Winter durch Stände mit Glühwein und gebrannten Mandeln ersetzt. © Reinhard Schmitz

„Städtebau“ ist der rote Faden

Nur ganz wenig Kraftanstrengung ist für die Verwandlung des nackten Geländes im Herzen der City nötig, wenn man das „Glücksrad“ von Martina Schulte in die Hand nimmt. Die Gründerin und Leiterin der Malschule macht es vor. Mit einem leichten Dreh erscheinen vor der Kulisse des prägenden Arbeitsamts-Komplexes in einem Fensterchen wahlweise unter anderem das von vielen gewünschte Toilettenhäuschen (gekrönt von einem Türmchen) oder ein Ersatz für die vermissten Pommesbude, die der unbarmherzige Abbruchbagger mit plattgemacht hat.

Sogar dreidimensional macht Canan Tuna ihre Visionen erlebbar – auf ganz konkreter Basis. Anhand einer Luftbild-Ansicht hat sie die Umrisse der Brachfläche in verkleinertem Maßstab ganz exakt aus einer Styroporplatte herausgeschnitten. Man kann es förmlich fühlen, wie schön es wäre, vom Rondell ihres Familienparks zu bunten Blumenwiesen, Hochbeeten oder zu der Ecke mit dem Frittenwagen und Kaffeemobil zu schlendern. Praktischerweise lässt sich dieser Foodtruck-Platz für den Winter in einen Mini-Weihnachtsmarkt verwandeln, über dessen Ständen der Duft von Glühwein und gebrannte Mandeln liegt.

Ein ganzes Dorf hat der achtjährige Mio auf seinem Großbild vereint, das die Besucher der Ausstellung in der Stadtbücherei begrüßt. Zuerst - so erklärt er - werden immer die schwarzen Linien aufgetragen.
Ein ganzes Dorf hat der achtjährige Mio auf seinem Großbild vereint, das die Besucher der Ausstellung in der Stadtbücherei begrüßt. Zuerst - so erklärt er - werden immer die schwarzen Linien aufgetragen. © Reinhard Schmitz

Völlig andere Vorschläge haben - ebenfalls auf dem Styropor-Grundriss als Grundplatte - weitere Besucher der Malschule gestaltet. Johann würde sich über eine Schlittschuhbahn freuen, wie die bewegte Szenerie auf einer glitzernden Plexiglasscheibe beweist. Mirela dagegen schwärmt von großen Gewächshäusern voller bunter Blumen, pfiffig dargestellt mittels ausgedienter transparenter Verkaufsverpackungen von Weintrauben oder Tomaten.

Häuser wollen auch dekoriert sein: Ihr Talent als Porträtzeichnerin stellt Pia bei der Ausstellung mit ihren „Stadtbewohnern" unter Beweis. In der Mitte hängt ein Selbstbildnis mit Kopfhörer.
Häuser wollen auch dekoriert sein: Ihr Talent als Porträtzeichnerin stellt Pia bei der Ausstellung mit ihren „Stadtbewohnern“ unter Beweis. In der Mitte hängt ein Selbstbildnis mit Kopfhörer. © Reinhard Schmitz

Insgesamt 80 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus den Kreativ- und Zeichenkursen sowie dem Offenen Samstagstreff von „Kunst mal anders“ beteiligen sich an der Ausstellung, durch die das Thema Städtebau einen roten Faden bildet. Der Begriff ist bei den Arbeiten aber weit gespannt und reicht vom überdimensionalen Dorf-Gemälde über feine Architektur-Zeichnungen und Häusergestaltungen aus Pappe (sogar Harry Potters Hogwarts und eine Naturbücherei sind dabei) bis hin zu den verschiedensten Einrichtungsgegenständen und Dekorationen. Alles scheint irgendwie sogar belebt. Denn wer genau hinschaut, entdeckt immer wieder Kobolde und Wichtel, Elfen und Feen – oder zumindest Spuren ihrer geheimen Tätigkeiten.

Zum Thema

Infos zur Ausstellung

  • Die Ausstellung „Stadt(t)räume“ der Kreativwerkstatt „Kunst mal anders“ findet vom 2. März (Samstag) bis zum 19. April (Freitag) in den Räumen der Stadtbücherei im City-Center, Hagener Straße 7, statt.

  • Die Öffnungszeiten sind: dienstags und mittwochs von 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr; donnerstags und freitags von 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr. Sonntags und montags ist geschlossen.