Seine Stimme für den neuen Bundestag per Briefwahl abzugeben, daran ließ sich der verdiente Sozialdemokrat auch durch seine schwere Erkrankung nicht hindern. Am Wahlsonntag (23. Februar) ist der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Weiher – wie erst jetzt bekannt wurde – im Alter von 80 Jahren gestorben.
Die Beisetzung am Donnerstag (13.3.) sollte im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Schwerte-Geisecke stattfinden, unfreiwillig begleitet von den Sirenen des Probealarms.
1982 erstmals Ratsmitglied
Walter Weiher war ein echter Schwerter, geboren am 3. Juli 1944 an der Poststraße 11. Im Jahr der Olympischen Spiele in München trat er 1972 in die SPD ein, für die er 1980 den Vorsitz des Ortsvereins Geisecke übernahm. Schon zwei Jahre später wurde er Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat, die ihn 1992 zu ihrem Vorsitzenden wählte.
Es war die Ära, in der sich Walter Weiher beispielsweise dafür einsetzte, dass die Stadtwerke Schwerte die Stromversorgung von der Elektromark übernahmen. Auch die Weichen für den Bau des „Centro Geisecke“, das Einkaufszentrum mit dem Gewerbegebiet, wurden in dieser Zeit gestellt. Dadurch – so sagte der Politiker einmal mit Stolz – seien 500 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.

Legendär sind die Wortgefechte, die sich Walter Weiher im Ratssaal mit seinem Gegenspieler, dem damaligen CDU-Fraktionschef Erwin Ettling (gestorben 2004) lieferte. Als echte Demokraten stritten sich die beiden Vollblut-Politiker nur in der Sache. Privat saßen sie oft zusammen und besuchten gemeinsam Bundesligaspiele des BVB im Westfalenstadion.
2004 wurde Walter Weiher von der Stadt Schwerte für sein Engagement mit dem Ehrenring ausgezeichnet. Doch noch im selben Jahr legte er nach innerparteilichen Querelen alle politischen Ämter auf einen Schlag nieder. Auch den SPD-Ortsverein Schwerte verließ er und wechselte in den Ortsverein Neheim. Erst zuletzt, als die Wege ins Sauerland zu beschwerlich wurden, kehrte er wieder zu den Schwerter Genossen zurück.
Ruhestand zum Reisen genutzt
Beruflich absolvierte Walter Weiher nach einer Werkzeugmacher-Lehre im Hoesch-Werk erfolgreich ein Maschinenbau-Studium an der Hagener Abendschule. 1981 ging er als Innenrevisor zu den Stadtwerken Schwerte, wo er später Abteilungsleiter für technische Planung und Organisation wurde.
Die Möglichkeit, im Alter von 57 Jahren vorzeitig in den Ruhestand treten zu können, gab ihm – neben dem Rückzug aus der Politik – endlich richtig Zeit für die Familie. „Vorher hatte ich nie einen Mann“, sagt seine Ehefrau Gabriele Weiher rückblickend. Doch dann holte das Paar, das 2019 Goldene Hochzeit feiern konnte, alles nach. Achtmal im Jahr fuhren sie in einen meistens zweiwöchigen Urlaub, erlebten die Welt vom Nil bis nach Spitzbergen.