Bauernprotest am 8. Januar Auch in Schwerte ziehen Trecker durch die Stadt

Bauernprotest am Montag: Auch in Schwerte ziehen Trecker durch die Stadt
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Neben den schwierigen Wetterbedingungen spielte auch die Agrarpolitik im letzten Jahr eine beeinträchtigende Rolle in der Landwirtschaft. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) spricht von einer „unberechenbaren Agrarpolitik“. Vieles sei gut gemeint, aber das fachliche Wissen fehle, so Hans-Heinrich Wortmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe, zu dem auch die Schwerter Landwirtinnen und Landwirte gehören.

Beispielsweise werde seit 2023 von den Landwirten gefordert, dass auf dem überwiegenden Teil ihrer Fläche am 15. November schon wieder eine neue Frucht wachsen müsse. „Wie sollen wir das denn machen, wenn wir aufgrund des regnerischen Wetters die Vorfrüchte wie Zuckerrüben oder Kartoffeln noch nicht ernten konnten?“, fragt Hans-Heinrich Wortmann. Den folgenden Weizen könne man logischerweise erst dann ausbringen, wenn die vorhergehende Frucht geerntet sei.

Preisschwankungen am Weltmarkt

Auch der Schwerter Landwirt Axel Lohmann klagt über eine unsichere Agrarpolitik, die die Wirtschaft erschwere. Sein Getreide wird am Weltmarkt gehandelt und nicht vor Ort in Schwerte. Durch den Anstieg der Betriebskosten und die Preisschwankungen am Weltmarkt, werde es immer härter, mit diesem zu konkurrieren. „Wir benötigen eine Politik, die uns mehrere Jahre lang Sicherheit gibt. Jedes Jahr gibt es neue Auflagen, die Landwirte zum Aufgeben bringt“, erklärt Axel Lohmann.

Er wünscht sich eine Politik, die vor allem der nächsten Generation eine Zukunft ermöglicht. „Wir brauchen klare Sicherheiten und klare Regeln, welche von Fachpersonal und mit uns entwickelt werden“, fordert Axel Lohmann.

Aktionswoche ab dem 8. Januar

Ende 2023 war laut Hans-Heinrich Wortmann die Schmerzgrenze erreicht: „Das Fass zum Überlaufen brachten kurz vor Weihnachten gleich zwei geplante Vorhaben der Bundesregierung im Zuge der Haushaltskonsultierungen: die Streichung der Agrardieselkonditionen sowie die Rücknahme der Kfz-Steuerbefreiung“, teilt er in einer Pressemitteilung vom 28. Dezember mit.

Daraufhin kündigte er, gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband, eine bundesweite Aktionswoche der Landwirtschaft ab dem 8. Januar an. Nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschlands (RND) verzichtet die Ampelkoalition in den neuesten Entwicklungen (Stand 5. Januar 2024) zumindest auf die Streichung der Kfz-Steuerbegünstigung in der Forst- und Landwirtschaft.

Drei Traktoren stehen nebeneinander. "Zieht der Ampel den Stecker", steht auf einem Plakat.
Bundesweit protestieren am Montag (8. Januar) Landwirtschaftsverbände gegen die agrarpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. © picture alliance/dpa

Treckerfahrt durch Schwerte

Dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband reichen die Zugeständnisse der Bundesregierung allerdings nicht. Die Nachbesserungen seien unzureichend. Daher bleibt es bei der geplanten Aktionswoche, „um dem Anliegen und der Sorge um die heimische Lebensmittelerzeugung Ausdruck zu verleihen“, heißt es seitens des Verbands.

Auch für Axel Lohmann haben sich die Pläne nicht geändert. Gemeinsam mit anderen Schwerter Landwirten wird er an der Großdemo des Kreisverbands Ruhr-Lippe teilnehmen. Etwa 30 Schlepper ziehen am Montagmorgen (8. Januar) zwischen 9 und 9.30 Uhr durch Schwerte. Von überall her sollen Landwirte zusammenkommen und gemeinsam gen Unna fahren.

Das Ziel: Die Geschäftsstelle des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. „Wir fordern einen Wandel der Agrarpolitik mit mehr Fachverstand und einer einheimischen Nahrungsmittelerzeugung mit Perspektiven“, sagt Axel Lohmann.

Der WLV bittet um das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger, falls es durch die Aktionen am Montag zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr kommt. Auch Axel Lohmann macht deutlich: „Wir wollen nicht blockieren. Wir stehen für demokratische Werte ein.“

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