Der Händedruck von Theresa Mielsch ist fest, man merkt gleich, dass die 28-Jährige anpacken kann. Und das muss sie auch, denn Theresa Mielsch ist Agrarbetriebswirtin und wagt nun einen Schritt, den sie sich gut überlegt hat. Sie steht vor der Übernahme des Hofs ihres Stiefvaters Klaus Dieckerhoff (66) in Schwerte an der Lichtendorfer Straße.
In einer Zeit, in der immer mehr kleine Höfe schließen und für die Landwirte immer mehr Bürokratie anfällt, gar nicht selbstverständlich. Auf vielen Höfen gibt es Nachwuchssorgen, die Nachfolge ist längst nicht überall gesichert. Aktuell hat Theresa Mielsch den Hof gepachtet.
Die 28-Jährige hat eine Ausbildung als Landwirtin absolviert und dann noch den Abschluss als Agrarbetriebswirtin an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Meschede oben draufgelegt. Dass ein Hof zunächst gepachtet werde, sei ein ganz normaler Schritt im Laufe einer Hofübernahme, erklärt der Hofinhaber.

In vierter Generation
Auch er hatte den Hof zunächst für mehrere Jahre von seinem Vater gepachtet, bevor er ihn dann im Jahr 1982 ganz übernommen hat. Klaus Dieckerhoff führt den Hof heute in vierter Generation gemeinsam mit seiner Frau Barbara, der Mutter von Theresa Mielsch. Bis zur Hofübernahme werden die beiden ihre Tochter nach Kräften unterstützen.
Das Pachtverhältnis ist zunächst einmal auf fünf Jahre angelegt. „Ein Jahr ist schon rum“, sagt Theresa Mielsch und ihre Augen leuchten, als sie auf das spannende Jahr zurückblickt. In dieser Zeit hat die zukünftige Hofnachfolgerin schon ein paar Neuerungen angestoßen. Ein neues Pflaster wurde zum Beispiel gelegt und Stallumbauten wurden auch schon vorgenommen.
Vielfältig aufgestellt
Ein paar Diskussionen habe es dabei zwischen ihr und ihrem Stiefvater, der bis zur vollständigen Übergabe an seine Nachfolgerin auf dem Hof weiterhin mit anpackt, zwar schon gegeben, sagt sie. Doch wer die beiden eine Weile erlebt, merkt schnell: Sie bilden ein Super-Team.
Und so verwundert es nicht, dass die 28-jährige Agrarbetriebswirtin sagt: „Am Ende gibt es immer eine Einigung.“ Klaus Dieckerhoff schmunzelt und fügt hinzu: „Manchmal muss man auch stillhalten und die jungen Leute machen lassen. Am besten lernen sie durch eigene Erfahrungen.“
Viel zu lernen und viel zu tun gibt es auf dem Hof auf jeden Fall. Denn dieser ist vielfältig aufgestellt. „Wir haben von allem etwas“, sagt Theresa Mielsch. Zu den tierischen Bewohnern zählen unter anderem Hühner, Rinder, Pferde, Ziegen, Esel, Katzen, ein Hund und besondere Schweine.
Bei den Husumer Landschweinen, die auf dem Hof gezüchtet werden, handelt es sich um eine alte Rasse. Die Tiere gelten als sehr robust. „Und ihr Fleisch wird von den Kunden gut angenommen“, sagt Theresa Mielsch und weist damit auf ein Standbein des Hofs hin: die Direktvermarktung von Fleisch, Eiern und Kartoffeln.
Kindergeburtstage auf Hof Dieckerhoff
Ein weiteres wichtiges Standbein neben der Direktvermarktung sind die Kindergeburtstage, die auf dem Hof Dieckerhoff seit etwa 25 Jahren gefeiert werden können. Die Philosophie dahinter: Die Geburtstagskinder und Gäste sollen dabei einen unverfälschten Einblick in das Leben auf dem Bauernhof erhalten. Ganz viel Spaß kommt dabei natürlich auch nicht zu kurz. Die Kinder können zum Beispiel die Ponys und Esel kennenlernen oder in der Strohscheune toben.
Neben diesen beiden Standbeinen fallen noch viele weitere Aufgaben an, die vor allem mit der Versorgung der Tiere und dem Bewirtschaften der Ackerflächen zu tun haben. Mit einem achtstündigen Bürojob, mit pünktlichem Feierabend und regelmäßigen Urlauben hat das alles nichts zu tun. Die Arbeitstage sind lang und man muss bei Wind und Winter raus. „Man muss das schon wollen“, sagt Theresa Mielsch mit Blick auf ihren Beruf, bei dem das Wetter und die Jahreszeiten immer ein Wörtchen mitreden.
Jede Menge Bürokratie
Einen Bürojob zu ergreifen, das wäre für die 28-Jährige aber ohnehin nie denkbar gewesen. „Ursprünglich wollte ich Tiermedizin studieren, aber dafür reichten die Noten nicht“, erklärt Theresa Mielsch. Am Ende kam dann eins zum anderen. „Der Tierbereich hat mich immer schon angezogen“, sagt sie. Und die Freude an der Arbeit auf dem Acker kam dann irgendwann hinzu. „Es ist toll, dass jeder Tag in diesem Beruf anders ist.“
Ein paar Zweifel plagen die 28-jährige Agrarbetriebswirtin, die aktuell noch vier Tage pro Woche auf einem Hof in Waltrop als Angestellte arbeitet und den Hof in Schwerte daher aktuell im Nebenerwerb betreibt, allerdings schon manchmal. „Ich mache mir schon Gedanken, ob sich der Schritt in die Selbstständigkeit auf Dauer lohnen wird. Zudem kommt zur Arbeit auf dem Hof super viel Bürokratie hinzu“, erklärt Theresa Mielsch. Alles Gedanken, die Klaus Dieckerhoff nachvollziehen kann. „Man muss da einfach reinwachsen“, sagt er.
Und dazu ist Theresa Mielsch entschlossen: „Auch wenn manchmal Zweifel aufkommen, will man ja auch das bewahren, was Generationen vorher aufgebaut haben.“ Einen Tipp, wie das gelingen kann, hat Klaus Dieckerhoff direkt parat: „Man darf eben nicht alles als Arbeit sehen. Das ist kein Beruf, sondern eine Berufung.“ Da stimmt Theresa Mielsch direkt zu. Und so wie ihre Augen leuchten, wenn sie einen über den Hof führt, wird klar: Diese Frau liebt, was sie tut.


Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. Mai 2024.