Im Hintergrund drehen sich die Flügel des Schwerter Windrad-Urahns auf Gut Böckelühr, um klimafreundlichen Strom zu erzeugen. Mit Nachhaltigkeit zu tun hat auch das großräumige Baufeld, das direkt gegenüber der Einfahrt zu dem Ponyhof eingeebnet und geschottert worden ist. „Eier aus der Region für die Region“ möchte dort Felix Goeken künftig produzieren. Mit einem eigenen Legehennenbetrieb setzt der 28-Jährige die Familientradition fort, die bis ins Jahr 1748 zurückreicht, wie der Türbalken über dem Elternhaus unten in der Bauernschaft Reingsen verkündet.

14.998 weiße Hühner ziehen ein
Modernste Kriterien nach Tierwohl-Zertifikat gelten natürlich für den neuen Hühnerstall mit Außenklima, in dem 14.998 Legehennen nur die Nacht sicher vor dem Fuchs verbringen werden. Tagsüber können sie auf einem ausgedehnten Freilauf von sechs Hektar Fläche herumscharren und -flattern, der bis hinunter ins Tal von Reingsen reicht. Wo sich jetzt noch die Ähren der Gerste wiegen, wird im Anschluss an die Ernte dafür Wiese eingesät. „Das ganze Areal wird dann eingegrünt und in die Landschaft integriert“, berichtet Felix Goeken. Unterschlupfmöglichkeiten im Freien bieten Schutz vor Greifvögeln.
Bis zum Ende des Jahres soll das Bauvorhaben fertiggestellt sein, damit Anfang Januar 2025 die 14.998 Hühner in ihr künftiges Zuhause einziehen können. Mit weißen Hühnern, die auch weiße Eier legen, folgt Felix Goeken dem Trend der Zeit. „Wenn´s gut läuft, legen sie jeden Tag ein Ei“, sagt er und rechnet zumindest mit einer Legeleistung von 90 Prozent. Weil er Wert legt auf eine regionale Vermarktung, ist er eine Kooperation mit der in diesem Bereich bekannten Firma Baumeister aus Breckerfeld eingegangen. In der Absprache habe er sich aber auch die Möglichkeit vorbehalten, einen Teil der Eier direkt zu vermarkten.

Verkauf vor Ort ist aber noch Zukunftsmusik. „Erst einmal muss ich reinwachsen in die Produktionstechnik“, sagt der Fach-Agrarbetriebswirt, der in seiner Ausbildung in vielen Betrieben Erfahrungen sammeln konnte. Die Frage „Wie kann ich mich für die Zukunft aufstellen?“ beantwortete er sich in seiner Abschlussarbeit über die Wirtschaftlichkeit und Haltungsformen von Legehennenbetrieben. Zu seinem regionalen Konzept gehört auch, dass er das benötigte Futter wie Weizen und Gerste zum großen Teil selbst anbaut. Nur Mineralstoffe wie etwa der für die Eierschalen nötige Kalk müssen zugekauft werden.
„Die Idee ist Wirklichkeit geworden“, erklärt Felix Goeken, dessen Eltern ihren berechtigten Stolz über die gelungene Generationenfolge nicht verhehlen. Nach sorgfältiger Vorplanung und Besichtigung zahlloser Betriebe im ganzen Bundesgebiet stellte er schließlich den Bauantrag für die Großinvestition. „Es ist alles ordnungsgemäß auf dem Weg“, bestätigt der Pressesprecher der Stadt Schwerte, Ingo Rous: „Alle zuständigen Behörden und Ämter wurden informiert und sind beteiligt gewesen.“ Die Information der Politik sei im Fachausschuss erfolgt: „Im März 2022 hat die Stadt die Baugenehmigung erteilt.“ Jetzt habe der Landwirt den Baubeginn angezeigt: „Es ist alles in Ordnung, alles rechtens.“

Am liebsten als Spiegelei
Mit der Ankunft der Hühnerschar wird für den jungen Landwirt ein neuer Rhythmus im Leben beginnen. Bevor die Tiere jeden Morgen um 10 Uhr ins Freie hinausgelassen werden, wollen sie kontrolliert und die Eier abgesammelt werden. Abends, wenn das Federvieh wieder in den schützenden Stall zurückkehrt, ist ein erneuter Kontrollgang nötig. Moderne Technik kann zwar viele Aufgaben unterstützen, aber die persönliche Kontrolle sei immer noch die beste: „Da sieht man, wie es den Hühnern geht.“ Bei 14.988 Tieren eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch für kleinere Betriebe wäre es schwer, einen kontinuierlichen Abnehmer zu finden - nicht nur zu Hochzeiten wie Ostern oder Weihnachten. Felix Goeken schmecken Eier eigentlich immer - am liebsten aus der Pfanne als Spiegeleier.