Die gelben Holzsterne und die Engel aus Stroh hängen am Wegesrand und säumen den 8. Krippenweg in Schwerte, der in diesem Jahr unter dem Motto „Königlich teilen – geben und nehmen“ begangen werden kann. Nach und nach werden Krippen und Co. in der Schwerter Altstadt aufgebaut. Schon jetzt gibt es die ersten neugierigen Blicke, Spaziergänger bleiben stehen und schießen ein Foto.
„Genau so soll es sein“, sagt Ulrike Nagel vom Kreis der Krippenwegfreunde. Vom ersten Advent (28.11.) an bis zum 5. Januar können sich die Schwerterinnen und Schwerter sowie Besucher der Ruhrstadt an den unterschiedlichsten Krippen und Installationen in der Adventszeit erfreuen. Ähnlich wie beim Aufbau seien auch nach und nach immer mehr Krippen zum Inventar dazu gekommen, sagt Ulrike Nagel, während sie den Weg entlanggeht. Startpunkt der empfohlenen Route ist der Marktplatz, vorbei an der St. Viktor Kirche über den Norbert-Kaufhold-Weg zur Kötterbachstraße.

Wie viele Krippen es mittlerweile sind? „Da hätten wir von Anfang an mitzählen müssen.“ Ulrike Nagel lacht. Ob eine Krippe aus einer Nähmaschinenschublade, auf einer Baumwurzel oder Barbie und Ken als Maria und Josef: Einige Krippen sind wirklich außergewöhnlich und kurios. Fehlt eine Figur? Dann ist Josef „gerade einkaufen“. „Wir haben den Humor nicht verloren“, versichert Ulrike Nagel.

Auf den Krippenweg aufpassen

Zuletzt hatte der Krippenweg nämlich deutlich unter Vandalismus gelitten. „Wir hoffen, dass die Leute gemeinsam mit uns auf den Krippenweg aufpassen“, sagt Ulrike Nagel. „Da muss man gegenhalten, indem man es wieder macht“, erklärt sie entschieden. „Sonst würde das ja entmutigen, sich bürgerschaftlich zu engagieren. Ein gutes Zeichen ist, dass wieder alle mitmachen wollen.“
Josef Hellebrand beispielsweise hat sich nicht entmutigen lassen, obwohl Vandalen seine Könige zerstört hatten. Er hat wieder neue gestaltet. Auch im Schaufenster von Schuhhaus Hanna am Markt lassen sich seine Holzarbeiten begutachten. Stadtwächter Ferdinand Ziese kennt die Strecke gut und nimmt gerne Aufträge für Stadtführungen entgegen. Der Erlös geht an das Schwerter Hospiz.

Gemeinschaftsprojekt aus Schwerte
Pfarrer Tom Damm steuert drei neue Gedichte bei, Künstelerin Uschi Vielhauer ist auch wieder mit einem Bild vertreten. Ebenfalls erneut mit dabei ist der Glücksautomat von Sebastian Everding. Er wird an der Gabelung Westenstraße stehen. Mit 50 Cent zugunsten der Initiative herzkranker Kinder kann ein Weihnachts- oder Winter-Witz gezogen werden. Auf dem Markt wird ein weißer Schrank zum „Geben und Nehmen“ stehen: Kleine Geschenke können dort hineingelegt und herausgenommen werden.

Künstlerin Elisabeth Stark-Reding und Designer Christoph Prausnitz haben wieder künstlerische Exponate aus der JVA mitgebracht. Die „Leiter zum Licht“ ist zwar schon jetzt Teil des Krippenwegs, muss aber noch einmal einen neuen Platz bekommen, da sie laut Anwohnern zu nah am Haus steht: „Wir gehen jetzt auf die Suche nach einem neuen Platz. Auf jeden Fall soll sie weiter im Zusammenhang mit den anderen Exponaten stehen.“ Die Leiter stehe als Sinnbild für den Weg aus dem Corona-Chaos, der Energie-Krise und Krieg, so Stark-Reding.
„Ein Highlight gibt es nicht“
Wieder an der St. Viktor Kirche angelangt, bringt Martina Schulte gerade die Holzschnitte der heiligen drei Könige am Zaun an, die in ihrer Kunstschule „Kunst mal anders“ gefertigt wurden. „Diesen König hier hole ich jedes Jahr von einem Kind zu Hause ab“, sagt sie, während sie ihn im Nieselregen befestigt. Es ist das bürgerliche Gemeinschaftsprojekt aus Schwerte für Schwerte, das den Krippenweg so besonders macht. Und deswegen ist sich Ulrike Nagel auch sicher: „Ein Highlight? Das gibt es nicht.“

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