Neuer Demo-Rekord in Schwerte? Nur eine Aktion ging zuletzt in die Tausender

Neuer Demo-Rekord? Nur eine Aktion ging zuletzt in die Tausender
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Dass sich Tausende Menschen in Schwerte mobilisieren und für ein gesellschaftspolitisches Thema auf die Straße gehen, kommt selten vor. Oder ist die Frage vielmehr: War die Kundgebung gegen Rechts am vergangenen Samstag (27.1.) die größte Demo, die die Ruhrstadt je gesehen hat?

Die Zahlen basieren auf Schätzungen, so viel steht fest. Von rund 5.000 Menschen sprach die Polizei am Samstagmittag, als man zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen konnte, dass keine Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr kommen werden.

Diese Zahl spielte zuletzt bei der Jubiläumsausgabe des Schwerter Pannekaukenfestes im September 2023 eine Rolle, sollen beim Konzert der Kultband K.R.A.S.S. doch ebenfalls rund 5.000 Schwerterinnen und Schwerter auf dem Postplatz gefeiert haben.

Imposante Luftaufnahme: Tausende waren am Samstag zur Demo gegen Rechts auf den Schwerter Postplatz gekommen.
Imposante Luftaufnahme: Tausende waren am Samstag zur Demo gegen Rechts auf den Schwerter Postplatz gekommen. © Christoph Harmata

AfD-Wahlkampf und Fridays for Future

Für eine Kundgebung in der Ruhrstadt aber ist das vergleichsweise gewaltig. „Mir sagen solche Zahlen, die wir zuletzt in der Größenordnung hatten, nichts“, teilt Polizei-Pressesprecherin Vera Howanietz auf Anfrage der Redaktion mit. „Aber das ist ja auch kein Trend hier bei uns im Kreis, sondern in ganz Deutschland.“

Schaut man auf die vergangenen Jahre, war die Größenordnung stets eine andere; dass sich die Menschen in Schwerte gegen Rechts formieren, passiert aber nicht zum ersten Mal: Als die AfD im Kreis Unna Anfang 2017 im Bürgersaal ihren Wahlkampf einläutete, versammelten sich rund 300 Demonstranten vor dem Rathaus – eine Zahl, die für Schwerte nicht unüblich ist.

Menschen in Schwerte demonstrierten Anfang 2017 gegen die Versammlung der AfD im Bürgersaal.
Das Bündnis gegen Rechts hatte Anfang 2017 zu einer Demonstration gegen die Versammlung der AfD im Bürgersaal aufgerufen. © Paulitschke (A)

Bei einer Demo von Fridays for Future im Februar 2019 sollen es ebenfalls in etwa 300 Schülerinnen und Schüler gewesen sein, die für Forderungen nach mehr Klimaschutz ihre Plakate hoben; einen Monat später zogen noch einmal 100 von der Rohrmeisterei über den Markt zum Rathaus. Im Mai desselben Jahres – und auch das ist ein Schwerter Phänomen – beteiligte man sich an einer größeren Kundgebung in Dortmund. „Mehrere hundert“ sollen es dann noch einmal im September 2019 gewesen sein.

Klimastreik im Jahr 2019 auf dem Schwerter Marktplatz.
Klimastreik im Jahr 2019 auf dem Schwerter Marktplatz. © Manuela Schwerte (A)

Corona-Spaziergänge und Gegendemos

Nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019 hatte der Schwerter Marc Kaiser eine Demo gegen rechte Gewalt organisiert – 200 Leute kamen in die Fußgängerzone, Passanten mussten sich auf der Hüsingstraße an der Menge vorbei zwängen. Zum damaligen Zeitpunkt eine Überraschung.

Weniger Personen waren es dann stets in Corona-Zeiten, als sich eine meist überschaubare Anzahl an Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung aussprach. Hier und da kamen auch Gegendemonstranten. Von Zahlen im dreistelligen Bereich war man zu diesem Zeitpunkt meist entfernt.

Erst im Februar 2022 riefen „Corona-Spaziergang“ und Gegendemo rund 200 Schwerterinnen und Schwerter auf den Plan. Die Schrecken des Ukraine-Krieges mobilisierten im März 2022 etwa 300 Menschen – sie folgten dem Aufruf zur Mahnwache.

TFG-Neubau und Menschenkette

Schwerterinnen und Schwerter sind in den vergangenen Jahren aber nicht nur in gesellschaftspolitischen Fragen auf die Straße gegangen, sondern können vor allem beim Thema Schule laut werden.

Nachdem der Schulausschuss den umstrittenen Neubau der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule in Wandhofen gestoppt hatte, reagierte die Schulgemeinde im Dezember 2021. 500 Demonstranten aus Schülern, Eltern und Lehrern zogen vors Rathaus und wollten den Stadtrat daran hindern, den Planungs-Stopp in Wandhofen durchzuwinken.

"Wir kämpfen für Gerechtigkeit" - eine junge Frau steht vor dem Schwerter Rathaus und hält ein Plakat hoch.
Schüler, Eltern und Lehrer der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule demonstrierten 2021 vor dem Rathaus, weil sie für einen Neubau ihrer Schule in Wandhofen eintraten. © Irina Höfken (A)

In die Tausender ging es dann tatsächlich 2022, als rund 2.200 Schülerinnen und Schüler eine Menschenkette für den Frieden quer durch die Stadt bildeten. Allerdings war das eine geplante Aktion der weiterführenden Schulen ohne Beteiligung von außen.

Die Kundgebung gegen Rechts am Samstag brach wohl einen Rekord. Sie dürfte mit ihren annähernd 5.000 Teilnehmern neuer Spitzenreiter in der Demogeschichte der Stadt sein.

Die Menschenkette von oben: Die Schüler der weiterführenden Schulen beteiligten sich an der Aktion.
Die Menschenkette für den Frieden von oben: Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen beteiligten sich im März 2022 an der Aktion. © Christoph Harmata (A)

5.000 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts in Schwerte: Wie berechnet die Polizei solche Zahlen?

Zulauf auf Schwerter Kundgebung überwältigend: 5000 Menschen demonstrierten gegen Rechts

Tausende demonstrieren gegen Rechts in Schwerte: Wir waren live mit der Kamera am Postplatz