Kulturbüro plant eine Brauerei mit kulturellen Events in einer früheren Metzgerei

© Manuela Schwerte

Kulturbüro plant eine Brauerei mit kulturellen Events in einer früheren Metzgerei

rnSchwerter Bier

Das Schwerter Kulturbüro geht unter die Bierbrauer. Eine Freiwilligen-Gruppe soll in einer alten Wurstküche Am Quickspring tätig werden. Das Bier ist ein Vehikel für weitere Aktivitäten.

Schwerte-Ost

, 19.12.2018, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Flaschen abgefüllt wird es nicht. Man kann es nur rund um den Gärbottich genießen. Ein Schwerter Bier soll in der seit Jahren leerstehenden Metzgerei Am Quickspring wieder gebraut werden. Genau 100 Jahre nach der Schließung der letzten heimischen Brauerei Ostermann an der Gasstraße wurde das Projekt „Kulturbräu“ von Vertretern des Kultur- und Weiterbildungsbetriebs (Kuwebe) und der Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft (EWG) vorgestellt.

Kein kommerzielles Projekt

Klar, dass in dieser Kombination der Akteure weniger auf eine kommerzielle Vermarktung geschielt wird. „Das Bier ist ein Vehikel für ganz viel mehr“, erklärte Kulturbüro-Mitarbeiterin Andrea Reinecke. Die von einem Freiwilligen-Team betriebene Braustätte könnte ein Treffpunkt werden für Gespräche und Aussstellungen, Vorträge und Diskussionen. Oder vielleicht für kleine Musikaufführungen im Hof oder auf dem breiten Vorplatz.

„Warum nicht eine Ausstellung mit historischen Bildern oder eine moderne Fotosafari aus dem Programm der Volkshochschule hier enden lassen?“, ergänzte der stellvertretende Kuwebe-Vorstand Matthias Hein: „Raus aus den Einrichtungen und hin zu den Leuten hat auch für die Kuwebe-Einrichtungen einen besonderen Charme.“

Brauereikultur ist Kultur

Eine solche Alltagskultur, ganz nah an den Bewohnern, sei gleichwertig mit der „großen“Kultur in den Opern- und Konzerthäusern, betonte der neue Kulturbüro-Leiter Holger Ehrich: „Auch Brauereikultur ist Kultur.“

Die benötigte Mikrobrauerei ist – so rechnete Hein vor – mit überschaubarem Aufwand einzurichten. Im Wesentlichen brauche man einen ganz normalen Einkochtopf mit einem Fassungsvermögen von 30 bis 40 Litern. Insgesamt sei die Ausstattung wohl für 300 bis 400 Euro zu haben. Denn man wolle keine mehrere Tausend Euro teure automatische Anlage, die nach drei bis vier Stunden ein fertiges Bier ausspucke.

Beginn mit 20 bis 50 Litern

In Schwerte-Ost dagegen soll während des Brauvorgangs viel Zeit für Kommunikation bleiben. Gutes Bier braucht Sorgfalt, Geduld und Hingabe. Mindestens 36 Tage müsse das Bier allein vor dem Zapfen lagern, sagte Hein. Er hofft, dass sich eine Gruppe von Braufreunden zusammenfindet, die am Anfang von einem Experten ihr fachliches Rüstzeug erhalten. „Wir wollen mit 20 bis 50 Litern anfangen“, berichtete er.

Welche Sorte – ob Pils, Export oder Alt – ist noch offen. Auch ein Schwarzbier wäre in Anlehnung an die alte Bezeichnung von Schwerte-Ost als „Negerdorf“ denkbar, durch dessen Straßen die Arbeiter einst dreckig vom Ruß bei der Dampflok-Reparatur nach Hause gingen. Einen Namen für den Gerstentrunk gibt es noch nicht. Auf jeden Fall soll er aber schon im nächsten Jahr in den ersten Gläsern schäumen.

Belebung des Ortsteils

„Wir versprechen uns von dem Projekt eine Belebung des Ortsteilkerns“, sagte EWG-Vorstand Marcus Droll, bei dem die Organisatoren offene Türen einrannten: „Die Metzgerei ist prädestiniert für das Projekt.“ Denn das alte Kühlhaus ist noch vorhanden, die Verarbeitungsräume sind bis an die Decke gefliest. Und wer weiß. Vielleicht entwickelt das Vorhaben auch noch Strahlkraft auf den gegenüberliegenden früheren Markant-Markt, der ebenfalls seit Jahren völlig verwaist ist. Dessen Grundstück, bislang nur in Erbpacht, hat die EWG gerade vom Bundeseisenbahnvermögen erworben, so dass Droll dort jetzt freier planen kann. „Wir werden uns perspektivisch Gedanken machen“, kündigte er an.

Gespannt auf die Entwicklung des Brau-Projekts war auch Bürgermeister Dimitrios Axourgos. „Das stärkt den Ortsteil und soll helfen, Leben in den Ortsteil zu bringen“, sagte er und freute sich über das Engagement der Initiatoren. Die heizen mit zwei noch leeren Pfandflaschen im Schaufenster der ehemaligen Metzgerei die Neugier weiter an. „Hier braut sich was zusammen“, ist auf der Tafel daneben zu lesen.

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