Konsument sein oder nicht sein? Wir haben uns mal wieder selbst betuppt
Meinung
Wir stellen die große Sinnfrage des Lebens, um dann bei der nächsten Gelegenheit sowieso wieder dem Shopping-Wahn zu verfallen. Was sagt das eigentlich über uns aus, fragt unsere Autorin.
Ach, ich liebe öffentliche Diskussionen über den Sinn und Unsinn des menschlichen Daseins. Wie viele philosophisch-anmutende Sätze habe ich letztes Jahr gelesen und gehört: Wir müssen uns wieder auf uns selbst besinnen, das zeigt uns diese Pandemie! Der Lockdown wird unser Konsumverhalten nachhaltig ändern!
Es gibt Momente, da glaube ich sowas. Das sind die romantischen Momente bei einer Tasse Tee. Das sind die Momente, in denen ich mich selbst betuppe – wie viele andere Menschen im Übrigen auch.
Seitdem ich am Wochenende erst durch die Schwerter und dann durch die Dortmunder Innenstadt ging, weiß ich: Von dieser Pandemie-geprägten Hobby-Philosophie ist nicht mehr viel übrig. Was interessiert mich das Geschwätz von gestern, wenn ich heute ohne Test shoppen gehen kann?
Es war voll auf der Hüsingstraße und brechend voll auf dem Westenhellweg. Ist ja schön, dass wir alle mal in uns gegangen sind, aber was jetzt zählt, ist dieses gottverdammte Paar Schuhe!
Wir müssen mal rauskommen aus unsere Blase der idealisierten Selbstwahrnehmung. Konsumenten sind wir alle. Und die, die schreien, dass sie es nicht sind, verarschen sich am Ende selbst.
Dass das alles nicht nur schlecht ist, vor allem für Wirtschaft und Wohlstand, können die Lockdown-geplagten Einzelhändler am Ende womöglich bestätigen.
Arbeitet seit Juni 2024 in der Redaktion des Hellweger Anzeigers. War in den vergangenen Jahren bereits für die Ruhr Nachrichten im Kreis Unna unterwegs. Mag Nachrichten und persönliche Geschichten gleichermaßen, arbeitet aktuell aber eher im Hintergrund.
