Wie oft habe ich mir schon von anderen Müttern anhören müssen, wie toll es am Wochenende war: „Wir waren da in dieser neuen Kunstausstellung, total interessant für die Kinder. Unsere Große ist ja sowieso kreativ, und der Kleine war ganz fasziniert von den Werken. Und wo wart ihr so?“
Ja, wo waren wir so? Das frage ich mich dann. Und bin ein wenig traurig darüber, dass die Jungs nicht mehr vier und sieben sind, sondern eben zehn Jahre älter. Die Zeiten der Zoobesuche und Naturkundemuseen, der Wasser-Spielplätze und Ritterburgen, der Tageswanderungen und Ponyhöfe sind für uns Geschichte.

Asphaltgold
Und was machen wir dann so? Städtetouren sind bei der Jugend inzwischen angesagt – und ich freue mich darüber, dass die Jungs uns zu so etwas überhaupt noch begleiten. Wobei eine ihrer liebsten Städte Roermond ist – und zwar nicht die hübsche Innenstadt kurz hinter der niederländischen Grenze, sondern das gleichnamige Outlet-Center.
Denn dort gibt es sie in Massen: Sneaker-Läden. Vans und Nike, Adidas und Converse – und wie ihre Lieblings-Galoschen alle heißen. Dort flanieren die Jungs entsprechend unermüdlich durch die Gassen.
Jetzt ist Roermond nicht mein erklärtes Städtetour-Ziel. Doch selbst in Maastricht und Amsterdam, in Florenz, Pisa und zuletzt in Barcelona gleichen sich unsere Ausflüge: Wir Eltern bewundern alte Kirchen und sehen uns die Museen im Vorbeigehen von außen an. Die Jungs marschieren zielgerichtet in die Sneaker-Läden. Footlocker, JD Sports, Runner’s Point – die gibt es überall. Doch ist das nur die Spitze des Sneakerbergs.
Denn meine Jungs sind Vollprofis. Es gibt ja noch diese Ketten, von denen niemand jenseits der 30 jemals ein Wort gehört hat. „Solebox“ zum Beispiel. Oder „Asphaltgold“, „SNS“, „Afew“ oder „End“. Alles teure Schuppen, aber gucken kostet ja schließlich nix. Die Faszination ist riesig, wenn da ein Sneaker in einer Florentiner Glasvitrine steht, eingepackt in Frischhaltefolie, käuflich zu erwerben für schlappe 25.000 Euro.
Nee, hübsch hier, denke ich. Und frage vorsichtig, ob jemand Lust hat, sich mit mir an den Uffizien anzustellen. Doch wen interessiert schon die „Geburt der Venus“, wenn man gerade den „Nike Dunk Low SB Ben & Jerry’s Chunky Dunky“ mit goldgelb schmelzendem „Swoosh“ vor sich hat? Richtig – niemanden.

Hatfield oder Rembrandt?
Wenn es doch nur ein Museum gäbe, das meine Kinder auch interessiert – ich wäre glücklich. Und Wunder über Wunder: Das gibt es! In den Osterferien haben wir sie entdeckt – die perfekte Ausstellung für die ganze Familie. Im NRW-Forum in Düsseldorf, wo noch bis zum 27. Mai die Sneaker-Ausstellung stattfindet.
Hier sind sie zu sehen – die Werke von Virgil Abloh, Salehe Bembury und Ruohan Wang. Wie, die kennen Sie nicht? Das sind Sneaker-Designer, in Fachkreisen mindestens so bekannt und verehrt wie Rembrandt, Picasso oder Botticelli.
Schon im Eingangsbereich empfängt die Besucherinnen und Besucher ein besonderes Original-Werk von Tinker Hatfield. Der Mann hat ein Meisterwerk der Innovation, ein Objekt der Nostalgie entworfen: den „Nike Air Mag Back to the Future“, LED-beleuchtet und mit automatischem Verschluss. Für Laien: Michael J. Fox trug die Galoschen als Marty McFly in „Zurück in die Zukunft II“.

Die Ausstellung ist ein Paradies für die Jungs und eine Zeitreise für uns Eltern. Der Air Jordan (signiert), der Adidas Superstar, futuristische Designs oder der aktuell teuerste und seltenste Sneaker überhaupt – hier gibt es sie.
Wenn Sie ein Kind im Teenager-Alter haben, fragen Sie doch mal nach dem seltensten Sneaker. Die Auflösung gebe ich Ihnen hier: Es ist der „Nike Dunk Low SB Freddy Krueger“. Weltweit gibt es knapp 30 Exemplare, eines davon ist aktuell für 177.713 Euro auf dem Markt. Kostet so viel wie ein Porsche, aber etwas weniger als ein Rembrandt. Und ist dabei mindestens genauso berühmt!