Traum vom Kleingarten versinkt im Hochwasser „Amsel“-Chef bleibt trotz Wassermassen gelassen

Hochwasser geht zurück: Aber „Amsel“-Gärten weiterhin überflutet
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Am schlimmsten traf das Hochwasser die Kleingartenanlage Amsel in Schwerte. Auch als sich das Wasser am Mittwoch (27.12) mehr und mehr zurückgezogen hatte, glichen die Parzellen mit ihren Lauben großenteils noch einer unfreiwilligen Wassergarten-Landschaft. „Ich schätze mal, es hat 50 bis 60 Zentimeter hoch gestanden“, sagte Vereinsvorsitzender Sükrü Mucik und zeigte mit der Hand auf den Streifen, den der Wasserspiegel an der Eingangstür seiner Datsche hinterlassen hatte. Eigentlich wollte er es sich dort mit seiner Frau Sevcan Sükrü über die Feiertage vor dem Kamin gemütlich machen - doch das fiel wortwörtlich ins Wasser.

„Das kriegen wir wieder hin“

Seitdem er es bemerkt hatte, wie es zwei Wochen lang unaufhörlich regnete, hatte sich das Paar aber vorbereitet: „Vorsichtshalber haben wir alle Sachen hochgestellt.“ Das hat man als Amsel-Gärtner im Blut, auch wenn man erst seit zwei Jahren seine eigene Scholle beackert. Glücklicherweise sei jetzt wohl nur recht sauberes Grundwasser aufgestiegen, keine schlammige Masse wie bei früheren Überschwemmungen. „Das kriegen wir wieder hin“, zeigte sich Sükrü Mucik zuversichtlich. Viel größere Probleme hätten doch Flutopfer in anderen Regionen, wo ganze Wohnhäuser zerstört worden waren: „Hier ist es nur Hobby.“

Große Teile der Kleingartenanlage Amsel unterhalb der Straße Im Reiche des Wassers standen am Mittwoch (27.12.) immer noch unter Wasser.
Große Teile der Kleingartenanlage Amsel unterhalb der Straße Im Reiche des Wassers standen am Mittwoch (27.12.) immer noch unter Wasser. © Reinhard Schmitz

Bewohner der tiefer liegenden Gebäude der Altstadt, die auf Nummer sicher gehen wollten, ließen weiterhin vor ihren Haustüren die Sandsäcke liegen, die die Feuerwehr am Heiligen Abend bereitgestellt hatte. Auch wenn er dienstfrei hatte, fuhr Feuerwehr-Leiter Wilhelm Müller dort über die Feiertage hin und wieder an der alten Mühle vorbei und behielt auch den Ruhrpegel stets im Blick. „Das gehört dazu, wenn wir so eine Lage haben“, sagte er. Insgesamt habe es aber nur sieben Einsätze über Weihnachten gegeben. So mussten seine Kameraden zweimal Keller auspumpen und einen auf die Fahrbahn gestürzten Baum beseitigen: „Ansonsten war es ein entspanntes Weihnachtsfest aus Sicht der Feuerwehr.“

Einem Wasserschloss gleichen viele Lauben in der Kleingartenanlage Amsel.
Einem Wasserschloss gleichen viele Lauben in der Kleingartenanlage Amsel. © Reinhard Schmitz

Am Mittwochmittag (27.12.) hatte sich die Hochwasserlage für die Feuerwehr nach Auskunft von Wilhelm Müller entspannt. Von der Information an Zweiten Weihnachtstag, dass die Möhnetalsperre Wasser ablassen müsse, habe man in Schwerte nichts gemerkt: „Der Pegel ist trotzdem gesunken.“ Derzeit betrage er an der Messstation an der Villigster Ruhrbrücke knapp unter 104 Meter. An dieser Stelle liegt das Flussbett bei 101,20 Meter über Normalnull (früher sagte man Meeresspiegel). Diesen Wert muss man bei der Berechnung der Wassertiefe abziehen, die also derzeit etwa 2,80 Meter beträgt. Zu anderen Zeiten - so verdeutlicht Müller - wirke das Wasser an der Brücke sehr flach, manchmal wie nur 30 Zentimeter hoch. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied. Erreicht der Pegel die kritische Marke von 104,6, wird die erste Sicherheitsstufe ausgelöst.

„Keine akute Gefährdung mehr“

Zu der Warnstufe gehöre es, dass alle zwei Stunden kontrolliert werde, erläuterte Stadt-Pressesprecher Ingo Rous. Doch jetzt liege der Pegel wieder darunter: „Es ist alles ruhig geblieben. Eine akute Gefährdung sehe ich nicht mehr.“

Ganz auf Nummer sicher gehen die Bewohner eines Hauses Im Reiche des Wassers und lassen die Sandsäcke vorsorglich noch weiterhin vor ihrer Haustür liegen.
Ganz auf Nummer sicher gehen die Bewohner eines Hauses Im Reiche des Wassers und lassen die Sandsäcke vorsorglich noch weiterhin vor ihrer Haustür liegen. © Reinhard Schmitz

„Deutlich entspannter als die letzten Tage“ zeigte sich auch das Team des Elsebads, wie Schwimmmeister Hendrik Buschhaus am Mittwoch (27.12.) erklärte. Die vorbeifließenden Bäche hätten wieder einen normalen Stand erreicht. Man sei aber immer noch vorbereitet. In diesem Zusammenhang lobte er noch einmal die Zusammenarbeit mit der Stadtentwässerung (SEG) und deren Konzernmutter Stadtwerke, deren Mitarbeiter auch am Mittwoch noch einmal vor Ort gewesen seien. Regelmäßig hatten sie in den vergangenen Tagen den Rechen vor dem Durchfluss des Elsebachs unter Straße gereinigt, um Verstopfungen vorzubeugen. Auch Stadtwerke-Pressechef Heiko Mühlbauer zeigte sich zufrieden mit dem Einsatz: „Wenn es so bleibt, wie es ist, hat es gut geklappt.“

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